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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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dem spitzen Zeigefinger auf Peter und setzte der Unterhaltung ein jähes Ende. »Ihr Typ wird verlangt«, sagte er. »Der Big Doc sagt, Sie sollen sofort rüberkommen.«
    Peter schien zwischen dem Wunsch, Francis weiter auszuhorchen, und der Ungeduld, die bei Little Black herauszuhören war, hin und her zu schwanken. Deshalb sage er nur: »C-Bird, behalte das, was du denkst, einfach für dich, bis ich zurück bin, okay?«
    Francis wollte etwas entgegnen, doch Peter lehnte sich vor und sagte: »Sorg dafür, dass dich niemand hier für verrückter hält, als du schon bist. Warte einfach auf mich, okay?«
    Damit hatte Peter nicht ganz Unrecht, und Francis nickte. Peter entsorgte sein Tablett und folgte dem Pfleger gehorsam aus dem Saal. Eine Weile blieb Francis an seinem Platz, mitten im Speisesaal, allein. Es herrschte ein ständiger Geräuschpegel – das Klappern von Geschirr und Besteck, einiges Gelächter, einige Rufe und jemand, der ziemlich schräg eine bekannte Melodie mitsang, die aus dem Radio in der Küche ertönte. Ein ganz gewöhnlicher Morgen, dachte er. Doch als er sich erhob, weil er keinen Bissen mehr herunterbekam, sah er, dass Mr. Evil in der Ecke stand und ihn aufmerksam beobachtete. Und als er den Raum durchquerte, hatte er das Gefühl, dass ihm auch noch andere Blicke folgten. Einen Moment lang wollte er sich umdrehen, um zu sehen, wer ihm nachsah, doch dann überlegte er es sich anders. Er war sich gar nicht so sicher, ob er wirklich wissen wollte, wer über jede seiner Bewegungen im Speisesaal wachte. Auch überlegte er einen Augenblick lang, ob Cleos Tod etwas anderes verhindert hatte. Er beschleunigte seine Schritte, als ihm zu Bewusstsein kam, dass möglicherweise sein eigener Tod für letzte Nacht geplant gewesen war und nur dadurch vereitelt wurde, dass sich eine andere Gelegenheit bot.
     
    Als Peter mit Little Black Dr. Gulptilils Wartezimmer betrat, hörte er aus dem Büro von Dr. Gulptilil die deutlich erhobene Stimme des Psychiaters, die Frust und Wut mühsam unterdrückte. Der Pfleger hatte ihm nur Handschellen angelegt und für den Gang durchs Klinikgelände auf die Fußketten verzichtet, so dass Peter, zumindest in seinen eigenen Augen, nur teilweise ein Gefangener war. Miss Luscious saß hinter ihrem Schreibtisch, doch sie würdigte Peter, als er durch die Tür trat, nur eines einzigen Blickes und wies mit dem Kopf auf die Wartebank. Peter strengte sich an, zu verstehen, was genau Gulp-a-pill so in Wallung brachte, denn er ging davon aus, dass ein gutwilliger Chefarzt ihm von größerer Hilfe war als ein wütender. Er brauchte nicht lange, um festzustellen, dass des Doktors Zorn Lucy traf, und das erschreckte ihn.
    Sein erster Instinkt war, aufzuspringen und einfach in das Sprechzimmer des Arztes zu platzen.
    Er zügelte seinen Drang und holte tief Luft.
    Im nächsten Moment hörte er durch die dicke Wand und massive Holztür hindurch: »Miss Jones, ich mache Sie persönlich für sämtliche Störungen hier in der Klinik verantwortlich. Wer weiß, welche Patienten Sie mit Ihrer Vorgehensweise noch in Gefahr bringen!«
    Jetzt langt’s
, sagte sich Peter, sprang auf und hatte bereits den Raum durchquert, ehe Little Black oder Miss Luscious reagieren konnten.
    »Hey!«, rief die dralle Sekretärin, »Sie können …«
    »Und ob ich kann«, sagte Peter und griff mit beiden gefesselten Händen nach der Klinke.
    »Mr. Moses!«, schrie Miss Luscious.
    Doch der drahtige schwarze Pfleger bewegte sich gemächlich, geradezu lässig, als sei es die normalste Sache von der Welt, dass Peter in Dr. Gulptilils Büro hineinplatzte.
    Gulp-a-pill sah mit hochrotem Gesicht verblüfft zu ihm auf. Lucy saß ihm auf dem Arme-Sünder-Stuhl an der anderen Schreibtischseite gegenüber, ein wenig blass, aber mit eisiger Miene, als hätte sie sich einen Panzer zugelegt, an dem seine Worte, egal, wie wutentbrannt, einfach abprallten. Sie zeigte keine Reaktion, als Peter, von Little Black gefolgt, ins Zimmer stürzte.
    Der Chefarzt holte tief Luft und beruhigte sich einigermaßen. Er sah Peter mit einem kalten Blick an und sagte: »Einen Augenblick noch, Peter. Warten Sie bitte draußen. Mr. Moses, sind Sie wohl so freundlich …«
    Doch Peter fiel ihm ins Wort. »Ich bin mindestens so schuld daran wie irgendjemand sonst«, sagte er.
    Dr. Gulptilil hob schon die Hand zu einer wegwerfenden Geste, hielt aber mitten in der Bewegung inne. »Schuld?«, sagte er. »Inwiefern, Peter?«
    »Bei jedem Schritt, den sie bis

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