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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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jetzt unternommen hat, war ich vollkommen einer Meinung mit ihr. Und ganz offensichtlich können wir diesen Killer hier nur ausräuchern, indem wir außergewöhnliche Wege gehen. Dazu hab ich von Anfang an gedrängt, also können Sie für die Störungen ebenso mich zur Verantwortung ziehen.«
    Dr. Gulptilil zögerte, bevor er sagte: »Sie messen Ihren Entscheidungen viel Bedeutung bei, Peter.«
    Diese indirekte Bemerkung nahm Peter ein wenig den Wind aus den Segeln. Er holte heftig Luft und erwiderte: »Es ist eine schlichte Tatsache, dass bei jeder kriminalistischen Ermittlung an irgendeinem Punkt drastische Maßnahmen ergriffen werden müssen, um einen Tatverdächtigen zu einer Handlungsweise zu zwingen, die ihn isoliert und angreifbar macht.« Zumindest für seine eigenen Ohren klang das eingebildet und akademisch, und er war sich auch keineswegs sicher, ob es überhaupt stimmte; aber es war etwas, das mal gesagt werden musste, und er tat das im Brustton der Überzeugung, damit es wenigstens so klang, als ob es stimmte.
    Gulptilil zuckte in seinem Sessel zurück, atmete tief durch und schwieg. Sowohl Lucy als auch Peter beobachteten ihn, und beide dachten sie mehr oder weniger das Gleiche: Was den Arzt auf so seltsame Weise gefährlich machte, war seine Fähigkeit, von einem Moment auf den anderen zu seiner Entrüstung, seinen verletzten Gefühlen, seiner Wut oder jeder anderen heftigen Emotion, die sich regen mochte, auf Distanz zu gehen und eine ruhige, abwartende Haltung einzunehmen. Für Lucy war das irritierend, denn sie konnte besser damit umgehen, wenn Menschen ihre Aggressionen ausagierten, auch wenn sie es selbst nicht tat. Für Peter war diese Fähigkeit des Psychiaters ein Phänomen. Es kam ihm so vor, als gliche jedes Gespräch, das jemand mit dem Doktor führte, einer Runde Poker mit hohem Einsatz, wobei Gulptilil die meisten Chips auf sich vereinte und jeder, der ihm gegenübersaß, Geld setzte, das er nicht hatte. Beide hatten sie das Gefühl, dass der Arzt gerade einige Gleichungen im Kopf durchging. Little Black griff Peter am Arm, um ihn wieder ins Wartezimmer zu ziehen, doch urplötzlich hatte es sich der Arzt anders überlegt. »Ach, Mr. Moses«, sagte er, nunmehr in normalem Ton, dem die wändedurchdringende Wut nicht mehr anzuhören war. »Vielleicht ist das gar nicht mehr nötig. Kommen Sie rein, Peter.«
    Er wies ihm einen dritten Sessel zu.
    »Angreifbar, sagen Sie?«
    »Ja«, bekräftigte Peter. Was sollte er sonst sagen, dachte er.
    »Angreifbarer als, sagen wir, Miss Jones sich mit diesem kindischen Versuch macht, die physischen Charakteristika der Opfer nachzuahmen, für die er sich interessiert?«
    »Das ist schwer zu sagen«, erwiderte Peter.
    Der Doktor setzte ein schwaches Lächeln auf. »Natürlich ist es das. Aber würden Sie sagen, dass sie damit zwingend und auf der Stelle die ungeteilte Aufmerksamkeit des Täters erregt, vorausgesetzt, diese Person, die sie jagt, existiert tatsächlich innerhalb dieser Mauern und nicht nur in ihrer Phantasie?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Sehr schön. Ich würde das auch vermuten.
Falls
es diesen Herrn hier gibt. Demnach hätten wir, nicht wahr, Peter, falls Miss Jones in unmittelbarer Zukunft nichts passiert, allen Grund zu der Annahme, dass sich dieser hypothetische Mörder gar nicht in dieser Anstalt befindet? Dass die arme Lernschwester tatsächlich von Lanky in einem Anfall mörderischer Wahnvorstellung getötet wurde, worauf die Indizien hinzuweisen scheinen?«
    »Das wäre eine gewagte Schlussfolgerung, Doktor«, erwiderte Peter. »Der Mann, den Miss Jones und ich verfolgen, verfügt vielleicht über mehr Selbstbeherrschung, als wir bisher angenommen haben.«
    »Ach ja, ein Killer, der sich beherrschen kann. Eine höchst ungewöhnliche Eigenschaft für einen psychotisch getriebenen Mörder, finden Sie nicht? Sie sind, wie ich unseren Diskussionen entnehme, hinter einem Mann her, der von seinen mörderischen Impulsen
beherrscht
wird, doch diese Diagnose kommt inzwischen wohl nicht mehr ganz gelegen? Oder, falls sie doch zutrifft, wie Miss Jones bei ihrer Ankunft noch glaubte, dann müssen wir vielleicht auf eine Art Jack-the-Ripper-Mythos zurückgreifen, um eine Erklärung zu finden. Andererseits hat mich meine begrenzte Lektüre zu diesem historischen Fall belehrt, dass dieser Kerl in Sachen Selbstbeherrschung nun gerade herzlich wenig vorzuweisen hatte. Zwanghafte Mörder werden von ungeheuren Kräften getrieben, Peter, und sie sind

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