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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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letztlich nicht fähig, sich zu zügeln. Aber das ist wohl eher eine Unterhaltung für Historiker auf diesem Gebiet und hat wenig mit dem zu tun, was uns hier beschäftigt. Darf ich Sie beide Folgendes fragen: Falls der Killer, den Sie hier vermuten, in der Lage wäre, sich zu zügeln, wäre es dann nicht umso unwahrscheinlicher, dass Sie ihn hier je entdecken? Egal, wie viele Tage, Wochen oder sogar Jahre Sie nach ihm suchen würden?«
    »Ich kann die Zukunft ebenso wenig vorhersagen wie Sie, Doktor.«
    Gulptilil lächelte. »Ah, Peter, eine überaus kluge Antwort. Und zwar eine, die für Ihr Rehabilitationspotenzial spricht, sobald wir Sie in dieses überaus fortschrittliche Programm überstellen, das Ihre Freunde von der Kirche vorgeschlagen haben. Das war doch, nehme ich mal an, Ihr eigentlicher Grund dafür, hier in mein Sprechzimmer hereinzuplatzen? Ihren Wunsch zu signalisieren, dieses ausgesprochen generöse und weitsichtige Angebot anzunehmen?«
    Peter zögerte. Dr. Gulptilil beäugte ihn misstrauisch.
    »Das war natürlich Ihr Grund?«, fragte er zum zweiten Mal in einem Ton, der keine andere Antwort als die offensichtliche zuließ.
    »Ja«, sagte Peter. Er war beeindruckt davon, wie Gulptilil es geschafft hatte, die beiden Angelegenheiten miteinander zu verknüpfen: einen unbekannten Killer und seinen eigenen Konflikt.
    »Peter möchte die Klinik verlassen, um sich einer neuen Behandlung zu unterziehen und ein neues Leben zu beginnen, und Miss Jones hat etwas getan, von dem sie glaubt, dass es den Grund für ihre Anwesenheit auf den Plan rufen wird, so dass sie ihn dem Arm des Gesetzes übergeben kann. Ist das nicht eine faire Einschätzung der augenblicklichen Situation?«
    Sowohl Lucy, die bis jetzt geschwiegen hatte, als auch Peter nickten.
    Dr. Gulptilil gestattete sich ein verhaltenes Grinsen um die Mundwinkel. »Dann können wir wohl sagen, dass ein kurzer, aber angemessener Zeitraum uns Gelegenheit geben wird, uns in diesen beiden Fragen Gewissheit zu verschaffen. Wir haben Freitag. Dann gehe ich einmal davon aus, dass ich Ihnen beiden am Montag Lebewohl sagen kann. Oder nicht? Das sollte mehr als genug Zeit sein, um zu sehen, ob Miss Jones’ Ansatz Früchte trägt, und um Peters Situation, nun ja,
einvernehmlich zu klären

    Lucy wurde unruhig. Ihr fielen einige Argumente ein, die womöglich an der Frist des Arztes hätten rütteln können. Doch während sie sich noch wand, sah sie, wie Dr. Gulptilil angestrengt nachdachte und Punkt für Punkt im Kopf abhakte. Sie vermutete, dass sie dem Psychiater im Poker der Bürokratie immer unterliegen würde, besonders wenn er Heimvorteil genoss. Und so antwortete sie stattdessen: »Montagmorgen, in Ordnung.«
    »Und, nachdem Sie sich nun mal in eine solch prekäre Situation begeben, werden Sie zweifellos einen Brief unterzeichnen, der die Anstaltsleitung von jeder Haftung für Ihre Sicherheit freispricht?«
    Lucy kniff die Augen zusammen und legte ihre ganze Verachtung in die eine Silbe ihrer Antwort: »Ja.«
    »Wunderbar. Das hätten wir also. Und jetzt lassen Sie mich nur eben einen Anruf machen, Peter …«
    Er zog ein kleines, in schwarzes Leder gebundenes Adressbüchlein aus seiner obersten Schreibtischschublade. Nachdem er es wie beiläufig aufgeschlagen hatte, nahm er eine elfenbeinfarbene Visitenkarte zur Hand. In schneller Folge las Dr. Gulptilil eine Nummer ab und tippte sie ein. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, während die Verbindung hergestellt wurde. Einen Moment später sagte er in den Hörer: »Pater Grozdik bitte. Dr. Gulptilil vom Western State Hospital am Apparat.«
    Es folgte kurzes Schweigen, dann sagte der Doktor: »Pater? Guten Tag. Es wird Sie freuen, zu hören, dass ich Peter hier bei mir im Sprechzimmer habe und er sich mit dem Arrangement, das wir kürzlich diskutiert haben, einverstanden erklärt hat. In jeder Hinsicht. Ich denke, wir haben jetzt einigen Papierkram zu erledigen, damit wir diese unselige Angelegenheit zügig hinter uns bringen können?«
    Peter lehnte sich schwer zurück und machte sich bewusst, dass sich eben sein ganzes Leben verändert hatte. Es war fast so, als betrachte er die Situation von außen. Er wagte nicht, Lucy einen Blick zuzuwerfen, die ebenfalls an einer Schwelle stand, auch wenn sie nicht recht wusste, an welcher, da Erfolg und Misserfolg in ihrem Kopf nicht mehr zu unterscheiden waren.
     
    Francis ging den Flur entlang in den Tagesraum, wo er an den einzelnen Patienten vorbei Richtung

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