Die Anstalt
sich der letzte Rest des Winters verdrießlich geschlagen, und Francis lief auf der Suche nach Betätigung einen Klinikflur entlang. Zu seiner Rechten murmelte eine Frau eine Klage über verlorene Babys und wiegte sich vor und zurück, während sie die Arme so vor sich hielt, als ob sie darin etwas Wertvolles trüge. Vor Francis starrte ein Mann im Pyjama, mit faltiger Haut und einem wirren Schopf Silberhaar verloren auf eine weiße Wand, bis Little Black daherkam und ihn freundlich an den Schultern fasste, damit er von da an aus einem vergitterten Fenster starrte. Der Stellungswechsel mit der neuen Aussicht brachte den alten Mann zum Lächeln, und Little Black klopfte ihm aufmunternd auf den Arm, bevor er zu Francis herübergeschlendert kam.
»C-Bird, wie geht’s denn heute so?«
»Ganz gut, Mr. Moses. Nur ein bisschen Langeweile.«
»Im Tagesraum sehen sie Seifenopern an.«
»Ich mach mir nicht viel aus solchen Sendungen.«
»Sie kommen nicht auf den Geschmack, C-Bird? Fängt damit an, dass man sich fragt, was wohl all diesen Leuten, denen alle möglichen, merkwürdigen Sachen unterkommen, als Nächstes passiert. ’ne Menge Verwicklungen und seltsame Wendungen und geheimnisvolle Sachen, weshalb die Leute das einschalten. Das interessiert Sie nicht?«
»Sollte es vermutlich, Mr. Moses, aber ich weiß nicht. Es kommt mir einfach nicht wirklich vor.«
»Na ja, gibt auch ’n paar Leute, die Karten spielen. Oder auch Brettspiele.«
Francis schüttelte den Kopf.
»Dann vielleicht ein Pingpongmatch mit Cleo?«
Francis lächelte und schüttelte weiter den Kopf. »Was, Mr. Moses, halten Sie mich wirklich für so verrückt, dass ich mir das antue?«
Darüber musste Little Black lauthals lachen. »Nein, C-Bird. Nicht mal Sie sind so verrückt«, erwiderte er.
»Kann ich einen Ausgangsschein bekommen?«, fragte Francis unvermittelt.
Little Black sah auf die Armbanduhr. »Gibt ein paar Leute, die heute Nachmittag rauswollen. Vielleicht, um an so einem schönen Tag ein paar Blumen zu pflanzen. Machen Sie einen kleinen Spaziergang. Schnappen Sie ein bisschen frische Luft. Gehen Sie zu Mr. Evans, vielleicht stellt der Ihnen einen aus. Ich hab nichts dagegen.«
Francis fand Mr. Evans mit Dr. Gulp-a-pill im Flur ins Gespräch vertieft. Die beiden Männer schienen sich lebhaft zu unterhalten, indem sie vor und zurück gestikulierten und sich dabei heftig stritten, doch es war ein seltsamer Streit, denn je hitziger er wurde, desto leiser und sanfter wurden ihre Stimmen, so dass die beiden Männer schließlich, als Francis in ihrer Nähe herumlungerte, sich nur noch wie zwei Schlangen anzischten. Dabei schienen sie alle anderen Leute im Flur zu vergessen, denn inzwischen hatten sich noch einige zu Francis gesellt, der von einem Fuß auf den anderen trat und auf eine günstige Gelegenheit wartete. Endlich hörte Francis Gulp-a-pill wütend sagen: »Jedenfalls können wir uns einen solchen Lapsus einfach nicht leisten, nicht einen Augenblick. Ich kann nur für Sie und die anderen hoffen, dass sie bald wieder auftauchen«, nur um sich von Mr. Evans sagen zu lassen: »Also, ganz offensichtlich wurden sie verlegt oder gestohlen, und dafür können Sie nicht mich verantwortlich machen. Wir suchen weiter, das ist alles, was ich sagen kann.«
Gulp-a-pill nickte, doch sein Gesicht war seltsam angespannt vor Wut. »Tun Sie das«, sagte er. »Und ich hoffe, sie finden sich, besser früher als später. Sorgen Sie dafür, dass der Sicherheitsdienst informiert ist, und lassen Sie sich von denen einen neuen Satz Schlüssel machen. Dennoch ist das ein ernster Verstoß gegen die Regeln.« Und dann drehte sich der kleine Inder abrupt um und ging, ohne die anderen eines Blickes zu würdigen, davon. Nur an einem Mann, der sich an den Doktor angeschlichen hatte, kam er nicht vorbei, doch er erteilte ihm eine Abfuhr, bevor der den Mund aufmachen konnte. Mr. Evans wandte sich an die Übrigen und fragte ebenso irritiert: »Was ist? Was wollen Sie?«
Allein schon der Ton brachte eine Frau dazu, sich augenblicklich einen Seufzer abzuringen, und einen alten Mann, missbilligend den Kopf zu schütteln und, ins Selbstgespräch vertieft, den Flur entlangzustolpern, da eine Unterhaltung, in die nur er selbst verwickelt war, immer noch angenehmer schien als ein Verständigungsversuch mit dem wütenden Sozialarbeiter.
Francis dagegen blieb stehen. Die zur Vorsicht mahnenden Stimmen in seinem Kopf riefen:
Geh! Geh sofort!,
doch Francis blieb und
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