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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Black hatte sich zu seinem Bruder gesellt, um zusammen mit ihm die Expedition zu leiten. Einer vorn, einer hinten, führten sie das Dutzend Patienten im Gänsemarsch über das Klinikgelände. Lanky war mitgekommen und murmelte, wachsam wie immer, etwas davon, ein Beobachtungsposten zu sein, und Cleo, die erst einmal einige Zeit damit verbrachte, auf den Boden zu starren und unter jeden Busch und jeden Strauch zu spähen, um, wie sie jedem, der ihr Verhalten bemerkte, erklärte, eine Viper zu entdecken. Francis vermutete, dass eine gewöhnliche Vipernatter den Schlangenpart im Programm überzeugend besetzen konnte, wenn sie auch für den Selbstmord nicht reichte. Es waren ein paar ältere Frauen dabei, die sehr langsam liefen, und ein paar ältere Männer sowie drei in mittleren Jahren, die allesamt in die farblose Kategorie von Leuten passten, die seit Jahren in die Klinikroutine eingegliedert waren. Sie trugen Gummischlappen oder Arbeitsstiefel – und Pyjamaoberteile unter ausgefransten, fadenscheinigen Wollpullovern oder Sweatshirts, von denen nichts so recht nach Stil und Größe zu passen schien, was in der Klinik die Regel war. Ein paar der Männer hatten einen düsteren, zornigen Gesichtsausdruck, als ob das warme Sonnenlicht, das ihnen die Wangen streichelte, sie innerlich in eine Wut versetzte, die sich jeder Logik entzog. Das war es, musste Francis unwillkürlich denken, was die Klinik zu einem Ort der Verunsicherung machte: Ein Tag, der zu entspanntem Lachen einlud, inspirierte stattdessen zu stillem Groll.
    Die beiden Aufseher legten ein gemächliches Tempo vor, während sie durch das Klinikgelände zur Rückseite des Gebäudekomplexes liefen, wo sich ein kleiner Garten befand. Auf einem Picknicktisch, dessen verzogene und ramponierte Platte von einem rauen Winter kündete, standen einige Kästen mit Saatgut sowie ein roter Sandkasteneimer mit ein paar kleinen Spaten und Handschaufeln bereit. Sie hatten eine Gießkanne zur Verfügung sowie einen Gartenschlauch an einem Zapfhahn, der an einer einsamen Wasserleitung direkt aus der Erde lugte. Binnen Sekunden hatten Big Black und Little Black die Freiland-Gruppe dazu gebracht, auf Händen und Knien über das Stück Erde zu krabbeln und mit ihren kleinen Geräten den Boden für die Aussaat zu harken und umzugraben. Francis war kurze Zeit bei der Sache, dann sah er sich um.
    Hinter dem Garten lag noch ein Gelände, ein langgestrecktes Rechteck, das ein alter, vormals weiß gestrichener, doch über die Jahre zu einem stumpfen Grau verblasster Lattenzaun einfriedete. Dort kämpften sich Unkraut und wild wuchernde Gräser büschelweise aus dem kargen Erdreich. Er vermutete, dass es eine Art Friedhof war, weil er zwei ausgewaschene Granit-Grabsteine erkennen konnte, beide ein wenig schief und krumm wie die ungerichteten Zähne in einem Kindermund. Hinter dem rückwärtigen Zaun stand eine Reihe Bäume, die zusammen eine natürliche Barriere bildeten und fast den Blick auf einen Maschendrahtzaun verstellten.
    Dann schweifte sein Blick zum eigentlichen Klinikkomplex. Zu seiner Linken, teilweise hinter einem Wohnheim versteckt, befand sich das Kraftwerk mit einem Schornstein, aus dem eine dünne, weiße Rauchfahne in den blauen Himmel stieg. Unter der Erde führten zwischen den einzelnen Gebäuden Tunnel mit Heizungsrohren hindurch. Er konnte in ein paar Schuppen sehen, an deren Seiten Gerätschaften lehnten. Die übrigen Häuser waren austauschbare, efeubewachsene Backsteinbauten mit schiefergrauen Dächern. Die meisten waren für die Unterbringung von Patienten konzipiert, während eines in ein Wohnheim für Lernschwestern umfunktioniert und ein paar andere zu Doppelhäusern umgebaut worden waren, in denen ein paar der jüngeren Psychiater mit ihren Familien wohnten. Diese konnte man deutlich daran erkennen, dass vor den Fassaden verräterisches Kinderspielzeug verstreut lag und eines sogar einen Sandkasten hatte. In der Nähe des Verwaltungsgebäudes befand sich ein zusätzliches Sicherheitsgebäude, durch welches das Wachpersonal der Klinik ein und aus ging. Francis prägte sich ein, dass das Verwaltungsgebäude über einen Flügel mit einer Aula verfügte, die vermutlich zu Personalversammlungen und Vorträgen diente. Alles in allem jedoch war das Ensemble von einer deprimierenden Gleichförmigkeit. Es war schwer zu sagen, was genau das Planungskonzept vorgesehen hatte, denn die willkürliche Verteilung der Gebäude über die Fläche ließ keine rationale

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