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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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das Beruhigungsmittel, das sie ihm gegeben hatten, nicht die gewünschte Wirkung zeigte, denn er hätte auf jeden Fall in einen dunklen, traumlosen, arzneimittelinduzierten Schlaf sinken müssen. Stattdessen machten die Impulse, die ihn zuvor so elektrisch geladen hatten, die Wirkung des Sedativums zunichte, und so saß er auf seinem Bett, murmelte vor sich hin und gestikulierte mit den Händen wie ein Dirigent, der das Orchester einfach nicht dazu brachte, die Symphonie im richtigen Tempo zu spielen.
    So habe ich ihn aus dieser Nacht, in der ich selbst von einem Bewusstseinszustand in den anderen glitt, in Erinnerung behalten, bis zu dem Augenblick, als eine Hand an meiner Schulter rüttelte. Das war der Moment, dachte ich. Genau da fängst du an.
    Und so nahm ich den Stift und schrieb:
     
    Francis fiel immer wieder in einen unruhigen Schlaf, bis er von einem hartnäckigen Rütteln abrupt aus einer anderen unruhigen Welt zurückgeholt und augenblicklich daran erinnert wurde, wo er war. Er zwinkerte ein paarmal mit den Augen, doch bevor sie sich an das Dunkel gewöhnt hatten, hörte er Lanky leise, aber energisch und voll kindlicher Freude flüstern: »Wir sind in Sicherheit, C-Bird. Wir sind in Sicherheit!«
    Francis fiel immer wieder in einen unruhigen Schlaf, bis er von einem hartnäckigen Rütteln abrupt aus einer anderen unruhigen Welt zurückgeholt und augenblicklich daran erinnert wurde, wo er war. Er zwinkerte ein paarmal mit den Augen, doch bevor sie sich an das Dunkel gewöhnt hatten, hörte er Lanky leise, aber energisch und voll kindlicher Begeisterung flüstern: »Wir sind in Sicherheit, C-Bird. Wir sind in Sicherheit!«
     
    Der Lange hockte wie ein Dinosaurier auf seiner Bettkante. Im Mondlicht, das in den Schlafsaal drang, sah Francis eine unbändige Freude und Erleichterung im Gesicht des Mannes.
    »Wovor in Sicherheit, Lanky?«, fragte Francis, auch wenn er im selben Moment, als er die Frage stellte, die Antwort, wie er merkte, bereits wusste.
    »Vor dem Bösen«, erklärte Lanky. Er legte die Arme liebevoll um seinen eigenen Körper. In einer zweiten Bewegung hob er dann die Hand und hielt sie vors Gesicht, schmiegte die Stirn hinein, als könnte der Druck seiner Ballen und Finger einen Teil der Gedanken und Vorstellungen zurückdrängen, die ihn in ihrem Eifer bestürmten.
    Als Lanky die Hand wieder sinken ließ, hatte Francis den Eindruck, als ob sie einen Abdruck hinterließe, beinahe wie Ruß. In dem fahlen Licht, das in den Schlafsaal einfiel, war das nur schwer zu erkennen. Lanky musste ebenfalls etwas gefühlt haben, denn er sah plötzlich mit einem fragenden Blick auf seine Finger.
    Francis saß jetzt kerzengerade auf dem Bett. »Lanky!«, flüsterte er. »Was ist passiert?«
    Bevor der Lange antworten konnte, hörte Francis einen zischenden Laut. Es war Peter the Fireman, der aufgewacht war, seine Beine über die Bettkante geschwungen hatte und sich zu ihnen herüberbeugte. »Lanky, jetzt sag schon! Was ist los?«, drang Peter in den Langen ein, auch wenn er so leise wie möglich sprach. »Aber sei still. Weck keinen von den anderen auf.«
    Der Lange nickte ein wenig. Doch die Worte sprudelten voller Glück aus ihm heraus. Eine Woge der Erleichterung. »Es war eine Vision, Peter. Es muss ein Engel gewesen sein, der direkt zu mir gesandt worden ist. C-Bird, diese Vision ist direkt an meine Seite gekommen, hier drinnen, um mir zu sagen …«
    »Dir was zu sagen?«, fragte Francis ruhig.
    »Mir zu sagen, dass ich Recht hatte. Die ganze Zeit. Das Böse hatte versucht, uns hierher zu folgen, C-Bird. Das Böse war hier in der Klinik direkt vor unserer Nase. Aber dieses Böse wurde ausgelöscht, und jetzt sind wir in Sicherheit.«
    Er atmete langsam aus und fügte dann hinzu: »Gott sei Dank.«
    Francis wusste nicht recht, was er mit dieser Auskunft anfangen sollte, doch Peter kam herüber und setzte sich neben den Langen. »Diese Vision – sie ist hier reingekommen? In diesen Raum?«, hakte er nach.
    »Bis an mein Bett. Wir haben uns wie Brüder umarmt.«
    »Die Vision hat dich berührt?«
    »Ja, sie war so real wie du und ich, Peter. Ich konnte sie so lebendig spüren, wie ich es bin. Als ob unsere Herzen im Einklang schlügen. Nur dass es zugleich wie von Zauberhand war, C-Bird.«
    Peter the Fireman nickte. Dann streckte er langsam die Hand aus und berührte Lankys Stirn, wo immer noch Rußspuren waren. Eine Sekunde lang rieb Peter die Finger aneinander.
    »Hast du gesehen, wie die Vision

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