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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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sagte Peter the Fireman so leise, dass sich alle im Raum zu ihm umdrehten. »Lanky ist eindeutig geistesgestört. Wir haben alle gesehen, wie er mit sich kämpfte, wie nennen Sie das immer so schön …«
    »Dekompensieren«, sagte Mr. Evans steif.
    »Ein richtiges Dumpfbacken-Wort«, schnaubte Cleo wütend. »Einfach nur ein echt blödes, vollkommen nutzloses, verdammtes Arschloch von einem Wort.«
    »Richtig«, fuhr Peter fort und sprach schneller. »Er war tatsächlich kurz vor einem entscheidenden Moment. Ich meine, wir konnten es alle sehen, den ganzen Tag lang wurde es immer schlimmer, und niemand hat etwas unternommen, um ihm zu helfen. Also ist er explodiert. Und immerhin war er wegen all seiner Probleme bereits hier in der Anstalt, wieso also sollten sie ihn unter Anklage stellen? Ich meine, trifft es nicht auf ihn besser als auf jeden anderen zu, dass er nicht wusste, was er tat?«
    Evans nickte, biss sich aber, bevor er antwortete, auch auf die Lippe. »Das ist eine Entscheidung, die wir dem Distriktstaatsanwalt überlassen müssen. Bis dahin bleibt Lanky, wo er ist …«
    »Also, ich finde, sie sollten ihn hierher zurückbringen, wo er Freunde hat«, sagte Cleo verärgert. »Wir sind jetzt alles, was er hat. Außer uns hat er keine Familie.«
    Allgemeines zustimmendes Gemurmel.
    »Gibt es denn nicht irgendetwas, das wir tun können?«, fragte die Frau mit dem wilden Haar.
    Auch diese Bemerkung stieß auf zustimmendes Gemurmel.
    »Also«, sagte Mr. Evil in kaum überzeugendem Ton, »ich glaube, wir sollten uns alle weiter auf die Probleme konzentrieren, deretwegen wir hier sind. Indem wir uns um Besserung bemühen, können wir vielleicht indirekt auch Lanky helfen.«
    Cleo schnaubte empört. »Verdammtes Wischiwaschi-Gelaber«, sagte sie. »Idiotische Arschlöcher.« Francis war nicht ganz klar, auf wen genau sich Cleos Bemerkung bezog, doch ihrer Wortwahl hatte er nichts hinzuzufügen. Cleo besaß die Fähigkeit der wahren Herrscherin, eine Sache auf den Punkt zu bringen, und dies auf beeindruckend herablassende, wahrhaft kaiserliche Manier. Obszönitäten machten die Runde. Nicht lange, und der Raum war von unbändigem Lärm erfüllt.
    Mr. Evil hielt, deutlich genervt, die Hand in die Höhe. »Dieses aufgebrachte Gerede tut weder Lanky noch irgendeinem von uns gut«, sagte er. »Hören wir also damit auf.«
    Mit der flachen Hand machte er einen verächtlichen Schlussstrich in die Luft. An diese Geste des Psychologen hatte sich Francis bereits gewöhnt, eine Geste, die nur einmal mehr unterstrich, dass
er
normal war und daher das Sagen hatte. Und wie gewöhnlich zeigte sie die gewünschte einschüchternde Wirkung; die Anwesenden lehnten sich brummelnd auf den Stahlsitzen zurück, und der kurze Anflug von Rebellion verflüchtigte sich in der abgestandenen Luft. Francis sah jedoch, dass Peter the Fireman diesen Wechsel nicht mitvollzogen hatte, sondern mit gerunzelter Stirn und vor der Brust verschränkten Armen seinen eigenen Gedankengängen folgte.
    »Ich finde, es gibt hier viel zu wenig aufgebrachtes Gerede«, sagte er schließlich, nicht laut, doch in sehr bewusst gewählten Worten. »Und ich kann beim besten Willen nicht erkennen, wie das Lanky weiterhelfen soll. Wer weiß denn schon, was ihm zum gegenwärtigen Zeitpunkt helfen würde oder auch nicht? Ich finde, wir sollten sogar noch lauter protestieren.«
    Mr. Evil schnellte auf seinem Sitz herum. »Und Sie wissen es, ja?«, sagte er.
    Die beiden Männer starrten sich einen Augenblick lang an, und Francis sah, dass beide kurz vor dem Anschlag waren, und zwar nicht nur, was die verbale Auseinandersetzung betraf. Doch der Moment verging so schnell, wie er gekommen war, da Mr. Evil sich abwandte und sagte: »Sie sollten Ihre Meinung für sich behalten. Wo sie am besten aufgehoben ist.«
    Es war eine geringschätzige Äußerung, die alle erstarren ließ.
    Francis beobachtete, wie Peter the Fireman überlegte, ob er etwas entgegnen sollte, doch in diesem kurzen Moment des Zögerns waren Geräusche von der Tür zu hören.
    Als die Tür aufging, flogen alle Köpfe herum. Big Black schob gemächlich seine gewaltige Körpermasse herein. Einen Moment lang füllte er den Türrahmen aus, so dass niemand sehen konnte, was dahinter war. Dann folgte ihm die Frau herein, die Francis vor der Sitzung im Hof gesehen hatte. Dahinter kam Gulp-a-pill und schließlich Little Black. Die beiden Pfleger bezogen gleichsam Wachposten links und rechts von der Tür.
    »Mr.

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