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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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geringschätzigen Geste. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zu der jungen Frau vor. »Sie wollen wissen, was wir gesehen haben, aber sowohl C-Bird als auch ich lecken uns noch die Wunden von unserem ersten Zusammentreffen mit dem Anstalts-Sicherheitsdienst wie auch der hiesigen Mordkommission. Vermutlich müssen wir uns beide glücklich schätzen, nicht in irgendeine Isolierzelle im Distriktgefängnis gesteckt worden zu sein, nachdem wir zunächst einmal irrtümlich eines Schwerverbrechens beschuldigt wurden. Bevor wir uns also bereit erklären, Ihnen zu helfen, wäre es eigentlich ganz nett, wenn Sie uns noch einmal erzählen würden, woher Ihr lebhaftes Interesse rührt – und zwar ein bisschen genauer, wenn ich bitten darf.«
    Dr. Gulptilil machte ein leicht schockiertes Gesicht, als ob es eindeutig gegen die Regeln verstieße, dass ein Patient einen Normalen befragte. »Peter«, sagte er steif, »Miss Jones ist Staatsanwältin in Suffolk County, und ich glaube, sie sollte hier die Fragen stellen.«
    Der Fireman nickte. »Ich wusste, dass ich Sie schon mal gesehen habe«, sagte er ruhig zu der jungen Frau. »In einem Gerichtssaal vermutlich.«
    Sie sah ihn eine Weile schweigend an, bevor sie sagte: »Ich habe an einigen Verhandlungstagen Ihnen gegenüber gesessen. Ich habe Ihre Zeugenaussage im Anderson-Brandstiftungsprozess vor vielleicht zwei Jahren verfolgt. Damals war ich noch Assessorin, zuständig für leichte Vergehen und Trunkenheit am Steuer. Sie wollten, dass einige von uns bei Ihrem Kreuzverhör dabei sind.«
    Peter lächelte. »Soweit ich mich erinnere, hab ich mich ganz wacker geschlagen«, sagte er. »Ich war es, der rausfand, wo die Fackel den Brand in Gang gesetzt hatte. War ziemlich clever, wissen Sie. Eine Steckdose im Lagerhaus so anzubringen, dass sie sich ganz in der Nähe von leicht entflammbarem Material befindet, so dass ihr eigenes Produkt das Feuer anheizt. Das erforderte einige Planung. Aber das macht ja gerade einen guten Brandstifter aus: die Planung. Darin liegt ja großenteils der Reiz für diese Leute: im Aufbau des Feuers. So kommen die guten eben davon.«
    »Und deshalb sollten wir zuhören«, sagte Lucy. »Weil sie dachten, Sie wären drauf und dran, der beste Brandstiftungsspezialist bei der Polizei von Boston zu werden. Aber so ist es nicht gelaufen, oder?«
    »Oh«, sagte Peter und lächelte ein wenig breiter, als steckte in Lucys Bemerkung ein Witz, der Francis entgangen war. »Man könnte sagen, es ist doch ganz gut gelaufen. Das hängt wirklich nur davon ab, von welcher Warte aus man die Dinge sieht. So was wie Gerechtigkeit und Recht und Unrecht und all das. Aber Sie sind nun wirklich nicht wegen meiner Geschichte hier, nicht wahr, Miss Jones?«
    »Nein. Ich komme wegen des Mordes an der Lernschwester.«
    Peter starrte Lucy Jones an. Er warf Francis einen Blick zu, dann Big Black und Little Black, die im Hintergrund standen, und schließlich Gulp-a-pill, der ein bisschen nervös auf seinem Sessel hinter dem Schreibtisch saß. »Also, wieso«, sagte Peter langsam, während er sich wieder an Francis wandte, »wieso, C-Bird, lässt wohl eine Staatsanwältin aus Boston alles stehen und liegen, woran sie gerade arbeitet, und kommt bis zum Western State Hospital rausgefahren, um zwei Irre über ein Tötungsdelikt zu befragen, das zufällig weit außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs liegt und bei dem bereits ein Mann verhaftet und angeklagt ist? Etwas an diesem Mord muss ihr Interesse geweckt haben, C-Bird, aber was? Was kann Miss Jones dazu gebracht haben, so eilig hier rauszufahren und um ein Gespräch mit zwei Verrückten zu bitten?«
    Francis sah zu Miss Jones hinüber, die Peter the Fireman in einer Mischung aus Faszination und Wiedererkennen betrachtete, aus der sich Francis keinen rechten Reim machen konnte. Es vergingen einige Sekunden, die endlos schienen, bis sie sich mit einem zarten Grinsen, das in ihrem Gesicht leicht schräg in die Richtung ihrer Narbe verlief, zu Francis umdrehte und ihn fragte: »Also, Mr. Petrel … fällt Ihnen zu der Frage etwas ein?«
    Francis dachte einen Moment lang nach. Er führte sich noch einmal das Bild vor Augen, wie sie Short Blond gefunden hatten. Dann sagte er: »Die Leiche.«
    Lucy lächelte. »In der Tat. Mr. Petrel … darf ich Sie Francis nennen?«
    Francis nickte.
    »Was ist also mit der Leiche?«
    »Es war etwas Außergewöhnliches daran.«
    »Etwas an der Leiche könnte in der Tat außergewöhnlich gewesen sein«, fuhr Miss

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