Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
Vom Netzwerk:
benommen, daß er in dem sauberen, aber fensterlosen »Gästezimmer« im ersten Stock des Polizeigebäudes im Bett lag, bevor ihm einfiel, daß niemand ihm angeboten hatte, er könne sich nach Hause fahren lassen, um dort zu schlafen. Er starrte die geschlossene Tür wütend an und nahm sich vor, Krach zu schlagen, falls sie abgesperrt war. Aber es lohnte sich nicht, das vor morgen früh zu tun…
    Er schlief erschöpft ein.
    Hutchman wachte auf, als die Tür geöffnet wurde. Er hatte das Gefühl, nur wenige Minuten geschlafen zu haben, sah auf seine Uhr und stellte fest, daß sie zehn nach sechs zeigte. Er setzte sich auf, merkte erstaunt, daß er einen grauen Schlafanzug trug, und sah einen jungen Constable mit einem zugedeckten Tablett hereinkommen. Der kleine Raum füllte sich mit dem Duft von Schinken und starkem Tee.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte der Uniformierte. »Hier ist Ihr Frühstück. Hoffentlich mögen Sie Ihren Tee sehr stark.«
    »Das stört mich nicht.« Hutchman trank lieber schwachen Tee, aber im Augenblick beschäftigte ihn etwas Dringenderes: Heute war Montag – der Tag, an dem die restlichen Briefe aufgegeben werden mußten. »Ich kann doch Jederzeit nach Hause, nicht wahr?«
    Der junge Beamte nahm die Serviette vom Tablett und legte sie zusammen. »Darüber müßten Sie mit Inspektor Crombie-Carson sprechen, Sir.«
    »Soll das heißen, daß ich nicht weg darf?«
    »Dafür ist der Inspektor zuständig.«
    »Unsinn! Sie als Wachhabender wissen doch genau, wer gehen darf und wer nicht.«
    »Ich sage dem Inspektor, daß Sie ihn sprechen möchten.« Der Uniformierte stellte Hutchman das Tablett auf die Knie und ging zur Tür. »Lassen Sie Ihr Rührei nicht kalt werden – bei uns wird nur ein Frühstück serviert.«
    »Augenblick! Ist der Inspektor jetzt hier?«
    »Nein, Sir. Er hat gestern einen langen Tag gehabt und ist nach Hause gefahren. Er kommt wahrscheinlich erst nachmittags zurück.«
    Die Tür schloß sich hinter dem Constable, bevor Hutchman das Tablett wegstellen konnte, und er merkte, daß der Polizeibeamte ihn absichtlich behindert hatte. Als er die Tür erreichte, mußte er feststellen, daß sie sich von innen nicht öffnen ließ. Er machte einen Rundgang an den kahlen Wänden entlang, kam wieder zu seinem Bett und setzte sich hin. Das Rührei mit Schinken wirkte nicht gerade appetitanregend: Der Schinken war nicht richtig durchgebraten, die Eier waren nicht locker genug und zu fettig. Hutchman griff nach dem Teebecher und trank vorsichtig einen Schluck. Der Tee war zu süß und zu stark, aber belebend heiß. Hutchman schlürfte ihn langsam, während er über seine Lage nachdachte.
    Wahrscheinlich genügte es, wenn er die restlichen Briefe am Montagnachmittag aufgab – aber wer garantierte ihm, daß er bis dahin, wieder ein freier Mann war? Der Constable hatte gesagt, Crombie-Carson werde wahrscheinlich nachmittags zurückkommen, und selbst dann brauchte Hutchman nichts davon zu erfahren. Und der Inspektor konnte in diesem Stadium seine Karten auf den Tisch legen und ihm mitteilen, er habe die Absicht, ihn weiter hin in Haft zu behalten. Hutchman bemühte sich vergeblich, sich an seine Rechte zu erinnern; er wußte nur, daß die Polizei seit einigen Jahren Verdächtige auch ohne richterlichen Haftbefehl in Untersuchungshaft nehmen durfte.
    Ärgerlich daran war vor allem, daß er wußte, warum er hier hätte sitzen sollen, und keine Ahnung hatte, warum die Polizei ihn hierbehielt. Weiland war tot. Andrea war aus ihrem Apartment entführt worden, ein Unbeteiligter war erschossen worden. Alles das war auf Hutchmans Aktivität zurückzuführen, wie Crombie-Carson so richtig vermutete. Und was geschah im Augenblick mit Andrea? Falls die Russen sie in ihrer Gewalt hatten, würde sie bald alles verraten, was sie wußte. Danach würde Whitehall informiert werden, weil Hutchmans Drohung die Atommächte gegen ihn vereinte, und eine Gruppe unauffälliger Männer würde nach Crymchurch kommen, um ihn zu liquidieren.
    Hutchman trank den Tee aus und verzog das Gesicht. Durch den Bau der Maschine hatte er sich selbst zum Freiwild erklärt. Sobald er erledigt war, würden die führenden Männer in Washington, Moskau, London, Peking und Paris aufatmen. Und er saß inzwischen ruhig in seinem grauen Häftlingsschlafanzug auf der Bettkante. Die Mörder konnten schon in der nächsten Minute kommen! In der nächsten Sekunde!
    Er sprang auf und suchte nach seinen Sachen. Hose, Pullover und Wildlederjacke

Weitere Kostenlose Bücher