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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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Idee kam, das Bett zu machen…
    Hutchman wartete etwa zwanzig Minuten, wurde immer nervöser und horchte angestrengt nach draußen, wo Türen ins Schloß fielen, Telefone klingelten, Stimmen ertönten und Schritte näherkamen und wieder verhallten. Schließlich war er davon überzeugt, daß das Gebäude nicht systematisch durchkämmt wurde. Er warf die Bettdecke zurück und stand auf. Der erste Schritt in den Korridor hinaus war der riskanteste, aber Hutchman raffte das Bettzeug zusammen und versteckte sich dahinter.
    Der Flur war menschenleer. Hutchmann schlich weiter, las die Aufschriften an den Türen und erreichte eine Stahltür, auf der notausgang stand. Dahinter führten einige Stufen zu einer weiteren Stahltür hinunter. Er öffnete sie und hatte den kleinen Parkplatz vor sich, auf dem nur wenige Fahrzeuge standen.
    Hutchman ließ sein Bettzeug an der zweiten Tür liegen, überquerte den Parkplatz und erreichte die High Street. Das Polizeigebäude blieb links hinter ihm zurück. Er mußte sich beherrschen, um nicht loszurennen. An der ersten Straßenecke bog er nach rechts ab. Erst jetzt hatte er das Gefühl, seine Flucht sei gelungen. Aber diese Gefühl hielt nicht lange vor.
    Ich bin meilenweit von zu Hause entfernt, dachte er. Und dort sind die Briefe.
    Er überlegte, ob er sich ein Taxi nehmen sollte – aber Taxis waren in Crymchurch eine Seltenheit. Der Gedanke, ein Auto zu stehlen, war erschreckender als alles andere, was Hutchman in den letzten Wochen getan hatte. Das würde seine erste bewußte kriminelle Handlung werden – er wußte nicht einmal, ob er dazu imstande war –, aber er sah keine andere Möglichkeit. Er ging langsamer und blickte in die am Straßenrand geparkten Wagen. Zwei Straßen weiter entdeckte er ein Auto, dessen Zündschlüssel steckte: ein Sicherheitsauto mit hochlehnigen Sitzen, auf denen die Mitfahrer mit dem Rücken zur Fahrtrichtung saßen. Kein ideales Fluchtfahrzeug, weil solche Sicherheitsautos durch ihre Automatik auf hundert Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit begrenzt waren.
    Aber Hutchman konnte nicht wählerisch sein. Außerdem war es ohnehin besser, nicht durch zu schnelles Fahren aufzufallen. Er sah sich um, riß die Autotür auf und setzte sich ans Steuer. Der Motor sprang sofort an. Sekunden später rollte der Wagen davon. Nicht schlecht für einen blutigen Anfänger! dachte er schadenfroh. Aber nur keine Überheblichkeit, Hutch!
    Er machte einen weiten Bogen um die Stadt, gewöhnte sich allmählich an die neuen Bedienungselemente und erschrak einmal fast, als er sein unrasiertes Gesicht im Rückspiegel sah. Es war ein müdes, verzweifeltes Gesicht: das eines gehetzten Fremden. Hutchman. fuhr beim erstenmal an seinem Haus vorbei, überzeugte sich davon, daß er nicht beobachtet wurde, wendete und kam langsam zurück. Sein Wagen stand noch in der Einfahrt. Er parkte das gestohlene Auto, stieg aus, sah wehmütig zum Haus hinüber und fragte sich, was er tun würde, wenn Vicky plötzlich am Fenster stünde. Aber die beiden Milchflaschen vor der Tür zeigten ihm, daß sie nicht zurückgekommen war. Hutchman wandte sich ab und suchte in seinen Taschen nach dem Zündschlüssel seines eigenen Autos. Auch dessen Motor sprang sofort an. Eine Minute später fuhr Hutchman bereits nach Norden, dem Winter entgegen.

10
    Hutchman fuhr gleichmäßig, denn er war sich darüber im klaren, welche katastrophalen Folgen eine Geschwindigkeitsüberschreitung oder der kleinste Unfall haben konnte. Er sah häufiger als sonst in den Rückspiegel und verfluchte die anderen Wagen, die nur darauf lauerten, ihn überholen zu können – und dann doch in der gleichen Kolonne blieben. Er überquerte die Themse bei Henley, fuhr nach Nordwesten in Richtung Oxford weiter und hielt gelegentlich an Briefkästen, um kleinere Briefbündel aufzugeben.
    Mittags befand sich Hutchman tief im Tolkein-Land der Cotswolds und huschte dort durch Dörfer, deren honiggelbe Steinhäuser nicht erbaut, sondern auf natürliche Weise entstanden zu sein schienen. Besiedelte Täler leuchteten in Pastellfarben unter weißen Nebelschleiern. Hutchman betrachtete diese unwirkliche Landschaft und hatte das Gefühl, alles nur zu träumen, als die Erwähnung seines Namens ihn in die rauhe Wirklichkeit zurückriß. Er stellte das Radio lauter.
    »…der polizeilichen Ermittlungen steht noch immer ein Haus in der Moore Road in Camburn, wo gestern zwei Männer den Tod gefunden haben: einer bei einem Sturz aus einem Fenster

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