Die Antwort ist Ja
Schmetterlinge im Bauch.
“Um ein Uhr bin ich da”, versprach er.
Als Alexander Connors hinter ihr auftauchte und sie zum Tanzen aufforderte, war April erleichtert, eine Entschuldigung zu haben, sich endlich zu entfernen.
Aber etwas enttäuscht war sie auch.
5. KAPITEL
April schaltete in der Post das Licht an. Die Birnen beleuchteten den Raum nur spärlich und warfen mehr Schatten als Lichtkegel. Auf ihrem Weg zur Treppe hörte April nur das Geräusch ihrer eigenen Schritte auf dem Holzfußboden.
Nach diesen sechs Jahren musste sie sich erst wieder an die Stille in Hades gewöhnen. Sie hatte zwar immer allein gelebt, aber doch immer an Orten, wo der Lärm einer Großstadt in ihre Wohnung drang und ihr die Sicherheit gab, dass das Leben draußen weiterging. Hier dagegen legte sich mit der einkehrenden Dunkelheit die Stille wie eine dicke Schneedecke über den Ort.
Sie zitterte und versuchte, diese Gedanken zu verscheuchen.
Sie hatte das “Salty” nach über drei Stunden verlassen, nachdem sie mit unendlich vielen alten Bekannten getanzt und ihre eigene Geschichte immer und immer wieder erzählt hatte. Jeder wollte sie jetzt aus ihrem eigenen Mund erfahren, obwohl ihre Großmutter alle Neuigkeiten immer gleich zusammen mit der Post verteilt hatte.
April war sich sicher, dass jeder der Männer, die mit ihr getanzt hatten, bereits alles über ihre Karriere und ihren wachsenden Erfolg wusste. Trotzdem war sie immer wieder gefragt worden, und je länger der Abend, desto kürzer wurde ihre Geschichte. Nur eines änderte sich den ganzen Abend über nicht. Sie war nur vorübergehend hier, bis es ihrer Großmutter wieder besser ging. Dann würde sie Hades wieder verlassen. Nichts für ungut, aber so war es nun mal.
Als sie schließlich genug erzählt und getanzt hatte, hatte sie nach ihrer Großmutter gesucht, um sie mit nach Hause zu nehmen. Aber sie war nirgendwo zu sehen. Max hatte sie wahrscheinlich schon nach Hause gebracht.
Es war schon erstaunlich, dass ihr kleiner Bruder nach seinen rebellischen Jahren als Teenager seinen Platz im Leben gefunden hatte, genauso wie ihre kleine Schwester.
Und wie sie selbst auch, redete sie sich ein, während sie nach oben ging. Nur schien sie diese Ruhelosigkeit nicht loswerden zu können, egal, wo sie war.
Trotz ihrer vielen Reisen und beruflichen Erfolge wurde sie das Gefühl nicht los, dass ihr Leben noch nicht in geregelten Bahnen verlief.
April fragte sich, ob Max und June trotz ihres geregelten Lebens wohl auch eine solche Unruhe spürten. Doch dann zuckte sie nur mit den Schultern. Sie hatte Karriere gemacht, verdiente viel Geld mit etwas, das ihr Spaß machte. Was wollte sie noch mehr?
Mehr, sagte die leise Stimme in ihr. Was zum Teufel sollte das?
Wahrscheinlich war sie nur müde und hörte Gespenster.
April wollte erst noch nach ihrer Großmutter schauen, überlegte es sich dann aber anders. Gran war vermutlich sofort ins Bett gegangen. Eine solche Menschenmenge musste ja anstrengend für sie gewesen sein.
Dann kam sie jedoch ins Grübeln. Die Tatsache, dass ihre Großmutter so früh nach Hause gegangen war, bestätigte nur ihre Sorge um die alte Dame. Es hatte Zeiten gegeben, in denen Gran bis in die frühen Morgenstunden hinein das Tanzbein schwingen und es mit allen anderen aufnehmen konnte. Drei Ehemänner hatte sie begraben, weil keiner mit ihr Schritt halten konnte.
Doch jeder liebte Gran. Und zwar von ganzem Herzen.
Vor der Schlafzimmertür der alten Dame zögerte April erneut. Sie wollte klopfen, ließ die Hand aber wieder sinken. Es kam kein Lichtschein unter der Tür hervor. Das konnte nur bedeuten, dass Ursula direkt ins Bett gegangen war.
April war schon auf dem Weg zu ihrem Zimmer, als sie von Zweifeln befallen wurde. Auch wenn Gran so müde war, würde es ihr bestimmt nichts ausmachen, wenn sie kurz bei ihr reinschauen würde, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.
Also machte sie wieder kehrt und öffnete leise die Tür. Sie wagte kaum zu atmen, um die Frau nicht zu wecken.
Aber ihre Großmutter war gar nicht da!
Das Bett war noch unberührt. Die Badezimmertür stand offen, und auch dort war es dunkel. “Gran?”
Keine Antwort. Es gab nicht viele Möglichkeiten, wo sie in diesem -kleinen Holzhaus sein konnte, und eigentlich war sie schon durch alle Räume hindurch gekommen. Wo war sie?
April lehnte sich an die Tür und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie hatte sich vergewissert, dass ihre Großmutter nicht
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