Die Antwort ist Ja
mehr da war, als sie das
“Salty” verlassen hatte. Kurz vorher war sie extra noch mal durch den ganzen Saloon gegangen und hatte nach ihr gesucht.
Sie war sicher gewesen, dass Max sie nach Hause gebracht hatte, zumal Grans alter Geländewagen noch vor dem Saloon gestanden hatte, während das Auto von Max fort war. Also war sie mit Grans Wagen gefahren.
Langsam stieg eine Mischung aus Verwirrung, Sorge und Unruhe in ihr auf.
Wenn Gran weder im “Salty” noch zu Hause war, wo war sie dann?
Vielleicht hatte Max sie ja gar nicht nach Hause, sondern sofort in die Arztpraxis oder ins Krankenhaus gefahren.
Sie mahnte sich selbst, Ruhe zu bewahren und lief zum Telefon im Wohnzimmer. Erst als sie schon vier Nummern gewählt hatte, merkte sie, dass sie keinen Ton hörte. Sie legte den Hörer wieder auf, um es erneut zu versuchen.
Kein Freizeichen. Tote Leitung. Na prima.
Ärgerlich warf sie den Hörer wieder auf die Gabel. Tote Telefonleitungen waren in dieser Gegend keine Seltenheit, Eigentlich gehörten sie sogar zum täglichen Leben. Nur hatte sie keine Zeit, darauf zu warten, dass irgendjemand sie irgendwann wieder funktionstüchtig machte. Das konnte Stunden dauern, wenn nicht gar Tage.
Sie rannte die Treppe hinunter, schnappte sich die Autoschlüssel, schlüpfte im Laufen in ihre Jacke und nahm die drei Stufen vor dem Postamt mit einem Sprung. Sie wollte zurück ins “Salty”, da sie hoffte, ihre Großmutter übersehen zu haben.
Als sie hinter das Lenkrad rutschte, holten ihre Ängste sie jedoch schlagartig wieder ein. Was, wenn Gran auf dem Weg nach Hause einen Herzanfall hatte und Max sie ins Krankenhaus gebracht hatte?
Mit diesen Bildern vor Augen fiel ihr ein, dass sie auch Shayne und seine Frau zum Schluss nicht mehr im Saloon gesehen hatte. Sie hatten beide den Pilotenschein und flogen regelmäßig mit Shaynes kleinem Flugzeug nach Anchorage. Vielleicht heute Abend mit ihrer Großmutter ins Krankenhaus?
“Reiß dich zusammen”, schimpfte sie mit sich selbst. “Du benimmst dich wie ein hysterisches altes Weib. Es ist bestimmt alles in Ordnung.” Damit gab sie Gas. “Außerdem hätte Max mir irgendwie eine Nachricht zukommen lassen.”
Allerdings nicht über eine unterbrochene Telefonleitung.
April gab Gas. Vielleicht hatte ja jemand ihre Großmutter aus dem “Salty”
weggehen sehen.
Jimmy hatte gerade überall eine gute Nacht gewünscht und seiner Schwester versichert, dass er den Weg nach Hause finden würde. Der Weg war nicht weit, aber er wollte noch einen Augenblick allein sein. Das ging ihm immer so, wenn er so viele Menschen über sich ergehen lassen musste. Er hatte sich angewöhnt, nach seinen endlosen Schichten erst noch für ein paar Minuten aufs Dach des Krankenhauses zu gehen, um zu den Sternen hinaufzuschauen und sich vorzustellen, dass er allein war. Irgendwie fand er immer Frieden in solch einer Einsamkeit.
Bevor er es sah, konnte er das Auto bereits hören. Kaum dass es mit quietschenden Reifen neben ihm zum Stehen kam, sah er April aus einem uralten Auto springen. Aber es war ihr Gesichtsausdruck, der ihn beunruhigte.
Diesen Ausdruck hatte er schon oft in den Gesichtern der Familienangehörigen gesehen, wenn sie jemanden in die Notaufnahme brachten. Doch April war allein.
Ihm fiel ein, was April über die Herzbeschwerden ihrer Großmutter erzählt hatte. “Was ist passiert?” erkundigte er sich besorgt.
Sie würdigte ihn keines Blickes. “Meine Großmutter…” sagte sie außer Atem und eilte an ihm vorbei. Wahrscheinlich wollte sie Shayne finden, dachte Jimmy.
Er hielt sie am Arm fest, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. “Ein Herzanfall?”
April sah ihn aus angsterfüllten Augen an. “Ich hoffe nicht.”
“Welche Symptome hat sie denn?” fragte er und dachte daran, dass er seinen Arztkoffer bei Alison zu Hause stehen gelassen hatte.
Doch April schüttelte nur den Kopf. “Das weiß ich nicht. Ich kann sie nicht finden.”
Verwirrt ließ Jimmy ihren Arm los und starrte sie an. “Was soll das heißen, du kannst sie nicht finden?”
Zu ihrer Angst kam jetzt auch noch Ärger hinzu, und sie drohte zu explodieren.
“Als ich nach Hause kam, war sie nicht da. Ich dachte, sie hätte das Salty’ vor mir verlassen, weil ich sie nirgendwo finden konnte. Aber warum erzähle ich dir das überhaupt alles?” Sie drehte sich um und rannte in den Saloon.
Jimmy folgte ihr. “Überleg doch noch mal”, schlug er vor.
“Wann hast du sie das letzte Mal
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