Die Aquitaine-Verschwoerung
wo man mich kennt. Dort habe ich schon ein paarmal einen Wagen gemietet, wenn mein Peugeot defekt war und ich einen Ersatz brauchte. Seien Sie in zwanzig Minuten unten und machen Sie sich etwas frisch.« Die Hure schloss eilig die Tür hinter sich.
Joel ging ohne groÃe Begeisterung zu dem Waschbecken an der Wand, sah dann aber, dass es sauber war. Auf dem Boden stand eine Dose mit Reinigungsmittel und eine Flasche Wasserstoffsuperoxyd neben einer Rolle mit Papiertüchern. Er sah in den Spiegel; die Frau hatte recht gehabt, er war kein schöner Anblick. Aber man musste ihm schon ziemlich nahe kommen, um zu sehen, wie tief die Wunden gingen. Vorsichtig wusch er sich das Gesicht, trocknete sich dann wieder ab, setzte die Sonnenbrille auf und machte sich so gut zurecht, wie er konnte.
Es war geschehen. Val war gekommen, um ihn zu finden. Und er wünschte nichts so sehr, als sie zu sehen, sie zu berühren, ihre Stimme ganz nahe zu hörenâ und gleichzeitig wusste er, dass die Gründe dafür nicht die richtigen waren. Er war der Gejagte, verletzbar, von Schmerzen gepeinigt, alles Dinge, die es nicht gegeben hatte, als sie früher zusammen waren. Und nur weil all das aus ihm geworden war, gestattete er ihr, ihn zu finden. Bewundernswert war das kaum. Es passte nicht zu seinem Teil ihrer gemeinsamen Vergangenheit, dem de suite, wie René Mattilon es formuliert hatte⦠René. Ein Telefonanruf hatte sein Todesurteil besiegelt. Aquitania.
Zwölf Minuten waren verstrichen. Er wollte unten an der Tür sein, wenn Emma, die Hure aus der Vorstadt, auf der überfüllten StraÃe vorfuhr. Er verlieà das kleine Zimmer, begann die Treppe hinabzusteigen und hörte die vorgetäuschten ekstatischen Laute hinter ein paar verschlossenen Türen. Einen Augenblick lang überlegte er, ob die Mädchen schon einmal daran gedacht hatten, Kassettenrecorder zu benutzen; dann könnten sie Knöpfe drücken und dabei Zeitschriften lesen. Er hatte jetzt den ersten Treppenabsatz erreicht und sah unter sich den engelsgesichtigen Hüter des Etablissements hinter seiner Theke. Der Mann telefonierte gerade. Joel ging weiter, in der Hand eine Hundertdollarnote, die er dem Verwalter geben wollte. Ein zusätzlicher Bonus.
Doch als er den Fuà in die Lobby setzte, war er plötzlich gar nicht mehr sicher, ob er dem Hausverwalter mehr als einen Käfig im Mekong schenken sollte. Der Mann sah Converse an, seine Augen waren geweitet und seine Engelsbäckchen bleich geworden. Er zitterte, als er den Hörer auflegte, und lächelte verkrampft.
» Probleme! Immer gibt es Probleme, Menheer. Das ist alles so schwierigâ ich sollte mir einen Computer kaufen.«
Dieser Schweinehund hatte es getan! Er hatte den Mann angerufen, der in der Nähe in einem Café wartete!
» Lassen Sie die Hände auf der Theke!«, schrie Joel.
Der Befehl kam zu spät. Der Holländer hob bereits eine Pistole, die er unter dem Tresen hervorgeholt hatte. Converse machte einen Satz, warf sich nach rechts, riss das Jackett auf und fand den Kolben der Pistole, die in seinem Gürtel steckte. Der Verwalter feuerte blindlings um sich, während Joel sich mit der linken Schulter gegen die zerbrechliche Theke warf. Sie stürzte ein, und Converse sah den ausgestreckten Arm, sah die Hand, die die Pistole hielt. Er lieà den Lauf der eigenen Waffe auf das Handgelenk des Holländers niederschmettern; die Waffe flog davon und fiel klirrend auf den Boden.
» Du Schwein!«, schrie Joel. Er packte den Mann an der Hemdbrust und zog ihn in die Höhe. » Du Schwein! Ich habe dich bezahlt!«
» Töten Sie mich nicht! Bitte, ich bin ein armer Mann mit vielen Schulden! Die haben gesagt, dass sie nur mit Ihnen reden wollen! Was macht das schon? Bitte, tun Sie es nicht!«
» Du bist es gar nicht wert, du Hurensohn!« Converse schlug dem Holländer mit dem Pistolenkolben auf den Kopf und lief zur Tür. Auf der StraÃe standen die Fahrzeuge ineinander verkeiltâ dann kam plötzlich Bewegung in sie, die Wagen und Busse ruckten an. Wo war sie? Wo war Emma, die Hure?
In den oberen Stockwerken wurden Türen geschlagen. Er hörte Geschrei, zornige Rufe. Dann drängte sich plötzlich der schrille Klang einer Hupe dazwischen. Er stürzte zum Ausgang und hielt sich mit der rechten Hand am Türrahmen fest, sodass man die Waffe nicht sehen konnte.
Es war Emma mit dem Wagen.
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