Die Aquitaine-Verschwoerung
Peter Stone mit zitternden Händen den Hörer auf.
36
General Jacques Louis Bertholdier hielt in den kreisenden, stoÃenden Hüftbewegungen ein und löste sich von der stöhnenden dunkelhaarigen Frau, rollte sich zur Seite und griff nach dem Telefon.
» Ja?«, rief er zornig, und dann lauschte er. Sein von der Erregung gerötetes Gesicht wurde aschfahl. » Wo ist das passiert?«, flüsterte er, aber es war kein vertrauliches Flüstern, sondern eines der plötzlichen Angst. » Boulevard Raspail? Die Anklage?Rauschgift? Unmöglich!«
Ohne das Telefon loszulassen, schwang der General die Beine über die Bettkante, lauschte konzentriert und starrte die Wand an. Die nackte Frau erhob sich auf die Knie, lehnte sich an ihn, presste ihre Brüste gegen seinen Rücken, und ihr offener Mund liebkoste sein Ohr, ihre Zähne knabberten an seinem Ohrläppchen.
Bertholdier schlug plötzlich wild mit dem Arm nach hinten, schmetterte der Frau den Telefonhörer ins Gesicht und stieà sie auf die andere Bettseite. Blut schoss aus ihrer aufgeplatzten Unterlippe.
» Wiederholen Sie das, bitte«, rief er ins Telefon. » Dann ist das ja wohl offensichtlich, oder? Man darf den Mann nicht weiter verhören, oder? Es gilt immer, die gröÃere Strategie im Auge zu behalten, man muss im Feld mit Verlusten rechnen, non? Ich fürchte, das ist wieder die gleiche Geschichte wie mit dem Krankenhaus. Dann kümmern Sie sich also darum, als guter Offizier, der Sie sind. Der Verlust der Legion war ein immenser Gewinn für uns⦠Oh? Wie war das? Der Beamte, der die Verhaftung durchgeführt hat, war Prudhomme?« Bertholdier hielt inne, sein Atem ging jetzt wieder regelmäÃig. Und dann traf er eine Kommandoentscheidung. » Ein hartnäckiger Bürokrat von der Sûreté, der nicht lockerlassen will? Er ist Ihr zweiter Auftrag, den Sie mit Ihrem üblichen Geschick durchführen werden, ehe der Tag um ist. Rufen Sie mich an, wenn beide Fälle abgeschlossen sind, und betrachten Sie sich als Adjutant von General Jacques Bertholdier.«
Der General legte auf und wandte sich der dunkelhaarigen Frau zu, die sich mit einem Bettlaken die Lippen abwischte und in deren Blick sich Zorn, Verlegenheit und Angst mischten.
» Ich bitte um Entschuldigung, meine Liebe«, sagte er höflich. » Aber du musst jetzt gehen. Ich muss telefonieren und ein paar geschäftliche Dinge erledigen.«
» Ich werde nicht zurückkommen!«, rief die Frau empört.
» Du wirst wiederkommen«, sagte die Legende Frankreichs, hoch aufgerichtet. » Wenn man dich dazu auffordert.«
Erich Leifhelm trat mit schnellen Schritten in sein Arbeitszimmer und an den groÃen Schreibtisch, wo er einem Angestellten im weiÃen Jackett das Telefon abnahm und den Mann mit einem kurzen Kopfnicken entlieÃ. Als die Tür geschlossen war, fragte er: » Was ist?«
» Man hat den Geyner-Wagen gefunden, Herr General.«
» Wo?«
» Appenweier.«
» Und wo ist das?«
» Ein Städtchen in der Nähe von Kehl. Im Elsass.«
» StraÃburg! Er hat die Grenze nach Frankreich überschritten! Als Priester!«
» Ich verstehe nicht, Herrâ¦Â«
» Schon gut! Wen haben Sie in dem Sektor?«
» Nur einen Mann, Herr General. Den Mann bei der Polizei.«
» Sagen Sie ihm, er soll andere rekrutieren. Schicken Sie sie nach StraÃburg! Suchen Sie dort nach einem Priester!«
» Verschwinde hier!«, brüllte Chaim Abrahms, als seine Frau in die Küche kam. » Hier ist jetzt kein Platz für dich!«
» Bei den Propheten steht es anders, mein Ehemann«, sagte die gebrechliche, schwarz gekleidete Frau mit den sanften, von weiÃem Haar gerahmten Zügen, deren dunkle Augen wie tiefe Spiegel wirkten. » Willst du die Bibel leugnen, die du so häufig zitierst, wenn es dir passt? Sie spricht nicht nur von Donner und Rache. Muss ich sie dir vorlesen?«
» Nichts musst du lesen! Sag nichts! Dies sind Dinge, die nur Männer angehen!«
» Männer, die töten? Männer, die die Grausamkeit der Schrift benutzen, um BlutvergieÃen an Kindern zu rechtfertigen? Wie das Blut meines Sohnes? Ich frage mich, was die Mütter der Massada gesagt hätten, wenn man es ihnen erlaubt hätte, das zu sagen, was ihr Herz ihnen gebot. Nun, ich spreche jetzt, General. Du wirst nicht mehr töten. Du wirst nicht dieses Haus
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