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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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danke.
    Und doch, warum ließen diese Gefühle– dieser Instinkt vielleicht– nicht nach? Das kleine Boot draußen auf dem Wasser war wie ein Magnet und zog sie an, zog sie in sein Feld und an einen Ort, an dem sie nicht sein wollte.
    Unsinn! Dämonen auf der Suche nach Logik! Das war albern– der alberne Joel, der eiskalte Joel – hör auf, um Himmels willen! Sei vernünftig!
    Und dann durchlief sie wieder ein Schauder. Anfänger navigierten nicht nachts an fremden Küsten.
    Der Magnet hielt sie fest, bis ihre Lider schwer wurden und unruhiger Schlaf sie befiel.
    Sie wachte wieder auf, als das grelle Sonnenlicht, das durch die Glastüre hereinfiel, sie hochschrecken ließ, während seine Wärme sie gleichzeitig einhüllte. Sie blickte aufs Wasser hinaus. Das Boot war verschwunden– und einen Augenblick lang fragte sie sich, ob es je wirklich da gewesen war.
    Ja, es war da gewesen. Aber jetzt war es verschwunden.

3
    Die Boeing 747 hob von der Piste des Athener Ellinikon-Flughafens ab und stieg in einer Linkskurve steil in die Höhe. Unten lag deutlich sichtbar neben dem Flughafengebäude der Stützpunkt der US Navy, der allerdings in den letzten Jahren, was Größe und Zahl der stationierten Maschinen anging, vertragsgemäß reduziert worden war. Dennoch durften, dank einer mürrischen und doch nervösen Regierung, die sich nur zu sehr der heimtückischen Augen im Norden bewusst war, auch heute noch andere amerikanische Augen das Mittelmeer und die Ionische und Ägäische See überwachen. Converse starrte zum Fenster hinaus und erkannte vertraute Maschinen auf dem Boden. Zu beiden Seiten der doppelt angelegten Startbahn waren zwei Reihen von Phantom F-4T und A-6E angeordnet, modernisierte Ausführungen der F-4G und A-6A, die er vor Jahren geflogen hatte.
    Es war so leicht, wieder in die Vergangenheit zurückzusinken, dachte Joel, während er zusah, wie sich drei Phantoms in Bewegung setzten; sie würden jetzt auf die Spitze der Startbahn zustreben, und dann war die nächste Aufklärungsstreife in der Luft.
    Der Boden unter ihm verschwand, als die 747 ihren Kurs stabilisierte und auf ihre Reiseflughöhe stieg. Converse wandte sich vom Fenster ab und machte es sich in seinem Sessel bequem. Abrupt verloschen die No-Smoking- Zeichen, und Joel holte ein Päckchen Zigaretten aus der Hemdtasche und zog sich eine heraus. Er ließ sein Feuerzeug aufspringen, und Sekunden später verteilte sich der Rauch in dem Luftstrom von oben. Er sah auf die Uhr, es war zwölf Uhr zwanzig. Sie sollten um fünfzehn Uhr fünfunddreißig französischer Zeit auf dem Flughafen Orly eintreffen. Wenn man den Zeitunterschied in Betracht zog, so war es ein dreistündiger Flug, und in diesen drei Stunden würde er sich alles einprägen, was ihm an Material über General Jacques Louis Bertholdier zugänglich war– wenn Beale und der tote Halliday recht hatten, war er der Arm von Aquitania in Paris.
    In Ellinikon hatte er etwas getan, was er noch nie zuvor getan hatte, etwas, das ihm noch nie in den Sinn gekommen war, ein Akt der Verschwendung, wie man ihn gewöhnlich der Welt der Romane, der Filmstars oder der Rockidole zuschrieb. Furcht und Vorsicht im Verein mit ausreichend Geld hatten ihn dazu veranlasst, zwei nebeneinanderliegende Sitze in der ersten Klasse zu buchen. Er wollte nicht, dass irgendwelche Blicke auf die Papiere fielen, die er lesen würde. Der alte Beale hatte ihm das in der vergangenen Nacht am Strand eindringlich klargemacht. Wenn auch nur die entfernteste Möglichkeit bestand, dass das Material in seinem Besitz in andere Hände fallen könnte, irgendwelche andere Hände, dann sollte er die Papiere um jeden Preis vernichten. Schließlich handelte es sich um detaillierte Dossiers über Männer, die mit einem einzigen Telefonanruf vielfachen Tod auslösen konnten.
    Er griff nach seinem Aktenkoffer, dessen Griff vom Schweiß seiner Hände feucht war, weil er ihn seit Mykonos nicht losgelassen hatte. Zum ersten Mal ahnte er den Wert einer Vorrichtung, die er aus Filmen und Romanen kannte. Ihm wäre viel wohler gewesen, wenn er jetzt den Griff seines Aktenkoffers mit einer Kette an seinem Handgelenk hätte befestigen können.
    Jacques Louis Bertholdier, 59 Jahre alt, einziges Kind von Alphonse und Marie Thérèse Bertholdier, im Militärhospital von Dakar zur Welt gekommen. Vater

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