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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Zeremonie abgehalten, in der Heinrich Leifhelms Ehe mit einer Jüdin wegen der » Verheimlichung jüdischen Blutes« seitens einer » opportunistischen Hebräerfamilie« annulliert und gleichzeitig alle Ansprüche und Erbrechte der Kinder jener » erschlichenen Verbindung« für null und nichtig erklärt wurden. Zwischen Leifhelm und Martha Stössel wurde eine Zivilehe geschlossen, und der wahre Erbe, das einzige Kind, das Anspruch auf den Namen Leifhelm erheben durfte, war ein achtzehnjähriger Junge namens Erich.
    München und die jüdische Gemeinde lachten immer noch über die absurde Verlautbarung, die die Nazis in die Gerichtsspalte der Zeitungen setzten, aber nicht mehr so laut. Man hielt das Ganze für unsinnig, denn der Name Leifhelm war längst in Misskredit geraten, und es ging ganz sicher auch nicht um eine Erbschaft väterlicherseits. Schließlich fehlte dem Spektakel auch jede gesetzliche Grundlage. Erst allmählich verstanden die Menschen, dass die Gesetze in dem sich ändernden Deutschland ebenfalls in Änderung begriffen waren. In knapp zwei Jahren sollte es nur noch ein Gesetz geben. Den Willen der Nazis.
    1935, ein Jahr nach dem Tod seines Vaters, wurde Erich Leifhelm, unterdessen ein junger Favorit im inneren Kreise Hitlers, zum Oberstleutnant befördert, und damit war er in der Wehrmacht der jüngste Träger dieses Ranges. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Aufrüstung, die in Deutschland stattfand, und mit dem Näherrücken des Krieges begann die dritte Phase seines Lebens, die ihn am Ende ins Zentrum der Nazimacht führte und ihm gleichzeitig die Chance bot, sich von der Führung abzusondern, von der er selbst ein einflussreicher Teil war. Einzelheiten darüber sind auf den folgenden Seiten zu finden, ein Vorspiel zu der vierten Phase, die ganz seiner fanatischen Gefolgschaft für die Theorien von George Marcus Delavane gewidmet ist.
    Aber vorher soll hier ein Ereignis aufgezeichnet werden, das Einblick in die Mentalität dieses Mannes liefern kann.
    Es geschah im Januar oder Februar 1936. Einzelheiten sind kaum bekannt, da es nur wenige Überlebende aus jener Zeit gibt, die die Familie gut kannten, aber gewisse Fakten dürfen als gesichert gelten. Heinrich Leifhelms legitime Frau, seine Kinder und ihre Familie versuchten einige Jahre lang erfolglos, Deutschland zu verlassen. Die offizielle Sprachregelung der Partei war, dass das alte Familienoberhaupt seine medizinischen Fähigkeiten – die er schließlich auf deutschen Universitäten erworben hatte– dem Staat schuldete. Außerdem gab es ungeklärte juristische Fragen, die auf der aufgelösten Ehe des verstorbenen Dr. Heinrich Leifhelm beruhten. Insbesondere bezüglich gemeinsamer Besitztümer und der Erbrechte, die schließlich einen hervorragenden Offizier der Wehrmacht angingen.
    Erich Leifhelm ging kein Risiko ein. Die » ehemalige« Frau seines Vaters und ihre Kinder wurden buchstäblich gefangen gehalten. Ihre Bewegungsfreiheit war eingeschränkt, das Haus an der Luisenstraße wurde beobachtet, und jedes Mal, wenn die Familie Visa beantragte, wurde sie unter ständige » politische Überwachung« gestellt, um jedes Risiko auszuschalten, dass sie vielleicht untertauchte. Diese Information stammt von einem pensionierten Bankier, der sich daran erinnerte, dass das Finanzministerium in Berlin die Banken in München aufforderte, unverzüglich Meldung zu machen, falls es zu irgendwelchen größeren Abhebungen seitens der ehemaligen Frau Leifhelm und/oder ihrer Familie kommen sollte.
    Wir konnten nicht in Erfahrung bringen, in welcher Woche oder an welchem Tag es geschah, aber irgendwann im Januar oder Februar 1936 verschwanden Frau Leifhelm, ihre Kinder und ihr Vater.
    Aber die von den Alliierten am 23. April 1945 in München beschlagnahmten Gerichtsakten liefern ein klares, wenn auch unvollständiges Bild des damaligen Geschehens. Offensichtlich von dem zwanghaften Bestreben getrieben, im juristisch korrekten Sinne an das Erbe zu gelangen, wurde im Auftrag von Oberstleutnant Erich Leifhelm Klage eingereicht, die all die Ungerechtigkeiten aufzählte, die sein Vater, Dr. Heinrich Leifhelm, seitens seiner ehemaligen Angehörigen erlitten hätte, wobei die besagte Verbrecherfamilie das Reich trotz eines entsprechenden Verbotes angeblich verlassen habe. Bei den Anklagen handelte es sich, wie zu erwarten war,

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