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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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durch ausgefallene chemische
Verbindungen und extremste Druckverhältnisse. Dicht unter der
scheinbaren Außenhülle, einem Gasmantel mit Drücken
und Temperaturen, die noch halbwegs im Bereich des Vorstellbaren
lagen, begann ein Ozean aus reinem flüssigem Wasserstoff.
Darunter – Volyova bekam schon Kopfschmerzen, wenn sie nur daran
dachte – schloss sich ein Ozean aus metallischem Wasserstoff an.
Volyova war ohnehin kein Freund von Planeten, und Gasriesen hielt sie
für eine unerträgliche Verhöhnung des Menschen in
seiner Winzigkeit und Zerbrechlichkeit. In dieser Beziehung waren sie
fast so schlimm wie Sterne.
    Davon abgesehen war Roc in keiner Weise
außergewöhnlich. Der große Planet wurde von der
üblichen Schar von zumeist vereisten Monden begleitet, die um
ihn rotierten. Die wärmeren Monde gaben Ionen ab, die von der
turbulenten Magnetosphäre des Riesen eingefangen und zu
großen toroidalen Plasmagürteln geformt wurden. Das
Ringsystem zeigte interessante Resonanzmuster – Fahrradspeichen
und seltsame Knötchen –, aber auch das war nicht so
außergewöhnlich, dass Volyova es nicht schon anderswo
gesehen hätte.
    Was also hatten die Unterdrücker vor? Was würde
geschehen, wenn die Materieströme Roc erreichten?
    »Sie können mein Unbehagen sicher verstehen, Captain.
Was immer diese Maschinen im Schilde führen, es kann nicht gut
für uns sein. Es sind Vernichtungswaffen. Sie löschen
intelligentes Leben aus. Die Frage ist nun, können wir etwas
dagegen unternehmen?«
    Volyova hielt inne und überlegte. Noch hatte sie keinen
Rückfall in die Katatonie ausgelöst, und das war an sich
schon ein Fortschritt. Der Captain war immerhin bereit, sich ihre
Überlegungen zu den Vorgängen draußen anzuhören.
Allerdings hatte sie bisher noch keines von den Themen berührt,
die ihn normalerweise veranlassten, sich zurückzuziehen.
    Es hieß jetzt oder nie.
    »Und ich würde die Frage mit Ja beantworten, Captain.
Mag sein, dass die Maschinen nicht für immer aufzuhalten sind,
aber wir könnten ihnen auf jeden Fall einen ziemlich
großen Schraubenschlüssel ins Getriebe werfen.« Sie
warf einen Blick auf ihr Armband, aber es gab auf dem Schiff keine
ungewöhnlichen Vorkommnisse. »Ich spreche natürlich
von einem Militärschlag. Ich glaube nämlich nicht, dass
eine Macht, die drei Monde zerlegt, ohne vorher um Erlaubnis zu
fragen, für gutes Zureden empfänglich ist.«
    Jetzt passierte etwas, dachte sie. Von irgendwoher kam ein
Zittern. Das hatte sie schon öfter erlebt, es hatte wohl
irgendetwas zu bedeuten, sie wusste nur nicht genau, was. Sicher war
es eine Äußerung der Intelligenz, die das Schiff
beherrschte, aber sie fiel nicht unbedingt so aus, wie sie es sich
gewünscht hätte, sondern klang eher irritiert, wie das
leise Knurren eines Hundes, der nicht gestört werden wollte.
    »Captain… ich kann verstehen, wie schwer Ihnen das
fällt, glauben Sie mir. Aber wir müssen etwas unternehmen,
und zwar bald. Und ich sehe nur eine Möglichkeit. Wir
müssen die Weltraumgeschütze einsetzen. Wir haben noch
dreiunddreißig davon; neununddreißig, wenn wir die sechs
bergen und reaktivieren können, die ich gegen Hades in Stellung
gebracht habe… aber ich denke, wenn wir schnell und zielbewusst
handeln, reichen auch dreiunddreißig aus.«
    Das Zittern wurde stärker und legte sich wieder. Jetzt habe
ich wirklich einen Nerv getroffen, dachte sie. Aber der Captain
hörte immer noch zu. »Das Geschütz, das wir am Rand
des Systems verloren haben, war vielleicht das stärkste von
allen«, fuhr sie fort, »aber die Zerstörungswirkung
der sechs, die wir um Hades zurückgelassen haben, liegt nach
meiner Schätzung im Vergleich zu den anderen eher am unteren
Ende der Skala. Was wir an Bord haben, müsste genügen,
Captain. Wollen Sie meinen Plan hören? Ich schlage vor, die drei
Welten ins Visier zu nehmen, von denen die Materieströme kommen.
Neunzig Prozent der extrahierten Masse befinden sich noch im Orbit um
die kollabierten Monde, auch wenn immer mehr in Richtung Roc gepumpt
wird. Auch die meisten Unterdrücker-Maschinen kreisen noch um
die Monde. Mit einem Überraschungsangriff könnte man sie
vielleicht zerstören, und wenn nicht, könnte man zumindest
die gesammelten Materievorräte verunreinigen und in alle Winde
verstreuen.«
    Sie war wie berauscht. Der Plan entfaltete sich vor ihren Augen.
Sie redete immer schneller. »Vielleicht würden sich die
Maschinen wieder formieren, aber sie müssten neue Welten

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