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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ein Witz sein. Bis sie die
Explosionsstelle erreicht…« Antoinette schüttelte den
Kopf.
    Auch Clavain schüttelte den Kopf. »Die Dichte wird immer
noch leicht erhöht sein – ein oder zwei Atome pro
Kubikmeter – Elemente, die im interplanetaren Raum
gewöhnlich nicht vorkommen. Isotope vom Rumpfmaterial und
dergleichen. Die Nachtschatten wird Proben nehmen und das
Medium analysieren. Ihr Rumpf ist mit epoxid-beschichteten Platten
verkleidet, die alles einfangen, was größer ist als ein
Molekül, und sie hat Massenspektrometer an Bord, mit denen sie
selbst die atomare Konsistenz des Vakuums bestimmen kann. Algorithmen
bereiten die forensischen Daten auf und vergleichen die Kurven und
Histogramme der überzähligen Isotope mit plausiblen
Szenarien nach der Zerstörung eines Raumschiffs von der
Zusammensetzung der Korvette. Die Ergebnisse werden nicht eindeutig
sein, denn die statistischen Abweichungen sind vermutlich ebenso
groß wie die Daten, die Skade zu erfassen versucht. Aber man
hat so etwas schon gemacht. Die Ergebnisse werden den Schluss nahe
legen, dass nur sehr wenig organische Materie an Bord war.«
Clavain hob so langsam, dass die Bewegung nicht bedrohlich wirkte,
die Hand und fasste sich an die Schläfe. »Außerdem
sind da noch die Isotope in meinen Implantaten. Sie sind schwerer
aufzuspüren, sehr viel schwerer, aber Skade wird damit rechnen,
sie zu finden, wenn sie nur gründlich genug danach sucht. Wenn
aber die Suche erfolglos bleibt…«
    »Kann sie sich an den Fingern abzählen, was Sie getan
haben«, sagte Antoinette.
    Wieder nickte Clavain. »Aber ich habe das alles mit
berücksichtigt. Für eine gründliche Suche braucht
Skade einige Zeit. Sie können noch neutrales Territorium
erreichen, aber nur, wenn Sie sofort den Rückflug
antreten.«
    »Sind Sie wirklich so scharf darauf, in den Rostgürtel zu kommen, Clavain?«, fragte Antoinette.
»Wenn die Zombies Sie nicht bei lebendigem Leib auffressen, tut
es der Konvent.«
    »Wer hat denn behauptet, eine Fahnenflucht wäre ohne
Risiko?«
    »Sie haben schon einmal die Seiten gewechselt, nicht
wahr?«, fragte Antoinette.
    Clavain fing seinen Helm ein und machte ihn an seinem Gürtel
fest. »Einmal. Aber das ist sehr lange her. Wahrscheinlich etwas
vor Ihrer Zeit.«
    »So ungefähr vierhundert Jahre?«
    Er kratzte sich den Bart. »Warm.«
    »Dann sind Sie es wirklich. Sie sind er.«
    »Er?«
    »Der Clavain. Der historische. Von dem alle behaupten,
er müsste längst tot sein. Der Schlächter von
Tharsis.«
    Clavain lächelte. »Ich büße nur meine
Sünden ab.«

 
Kapitel 18

     
     
    Thorn schwebte über einer Welt, die auf den Tod vorbereitet
wurde. Sie hatten die Sehnsucht nach Unendlichkeit mit einem
der kleineren und schnelleren Schiffe verlassen, die ihm die beiden
Frauen im Hangar gezeigt hatten, einer zweisitzigen Raumfähre
für Flüge von Planetenoberflächen in den Orbit. Ihre
Form erinnerte an den Kopf einer Kobra: die Flügel gingen wie
eine gespreizte Haube in elegantem Schwung in den Schiffskörper
über, und die Sichtfenster der Kabine saßen wie die Augen
der Schlange zu beiden Seiten des Bugs. Die gewölbte Unterseite
war bedeckt mit einem unregelmäßigen Schorf von Sensoren,
eingeklinkten Kapseln und vermutlich Waffen verschiedenster Art.
Vorne ragten zwei Teilchenstrahlkanonen wie ausklappbare
Giftzähne aus dem Rumpf, und die ganze Schiffshaut war ein
einziges Mosaik aus unregelmäßig geformten, schwarz und
grün schillernden Keramikschuppen.
    »Und damit kommen wir hin und wieder zurück?«,
hatte Thorn gefragt.
    »O ja«, hatte ihm Vuilleumier versichert. »Es ist
das schnellste Schiff hier und hinterlässt wahrscheinlich die
schwächste Sensorfährte. Allerdings ist es nur leicht
gepanzert, und mit den Waffen werden wir im Ernstfall niemanden
beeindrucken. Wenn Sie Wert auf massive Panzerung legen, nehmen wir
ein anderes – aber dann dürfen Sie sich nicht beschweren,
wenn es langsam und leicht zu verfolgen ist.«
    »Ich richte mich da ganz nach Ihnen.«
    »Es ist eine Riesendummheit, Thorn. Noch haben Sie Zeit,
einen Rückzieher zu machen.«
    »Ob dumm oder nicht, ist hier nicht die Frage,
Inquisitorin.«
    Er konnte sich die Anrede nicht so ohne weiteres abgewöhnen.
»Ich werde einfach nicht mit Ihnen kooperieren, bevor ich nicht
weiß, dass die Bedrohung wirklich existiert. Solange ich mich
davon nicht vergewissern kann – mit eigenen Augen und nicht auf
einem Bildschirm –, bringe ich das nötige Vertrauen

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