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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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du, worauf ich in dieser Sache hinauswill?«
    »Colonel Barbara macht einen sehr fähigen Eindruck«, flüsterte sie.
    »Hör auf ihn so zu nennen!«, brüllte Big Jim. Andy ließ einen Ordner fallen, und Andrea wich ängstlich quietschend einen Schritt zurück.
    Dann richtete sie sich auf und gewann vorübergehend etwas von dem Yankee-Stahl zurück, der ihr überhaupt den Mut verliehen hatte, als Stadtverordnete zu kandidieren. »Schrei du mich nicht an, Jim Rennie. Ich kenne dich, seit du in der ersten Klasse Bilder aus dem Sears-Katalog ausgeschnitten und auf Bastelpapier geklebt hast, also schrei mich nicht an!«
    »Du meine Güte, sie ist beleidigt.« Das grimmige Lächeln reichte jetzt von einem Ohr zum anderen und verwandelte seine obere Gesichtshälfte in eine verstörend fröhliche Maske. »Ist das nicht verflixt schade? Aber es ist spät, und ich bin müde und habe ungefähr alles Süßholz geraspelt, wozu ich heute imstande bin. Hör mir also gefälligst gut zu, damit ich mich nicht wiederholen muss.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Es ist fünf nach halb zwölf, und ich möchte um Mitternacht zu Hause sein.«
    »Ich verstehe nicht, was du von mir willst!«
    Er verdrehte die Augen, als wäre ihre Dummheit unbegreiflich. »Kurz und knapp? Ich will wissen, ob du auf meiner Seite stehs auf meiner und Andys Seite -, wenn diese verrückte Lenkwaffenidee nicht hinhaut. Nicht auf der Seite irgendeines Geschirr spülenden Neuankömmlings.«
     
    Sie nahm die Schultern zurück und ließ ihre Hände sinken. Sie schaffte es, seinen Blick zu erwidern, aber ihre Lippen zitterten. »Und wenn ich finde, dass Colonel Barbara - Mr. Barbara, wenn dir das lieber ist - besser qualifiziert ist, eine Krisensituation zu managen?«
    »Nun, in diesem Punkt muss ich mich an Jiminy Cricket halten«, sagte Big Jim. »Lass dich von deinem Gewissen leiten.« Seine Stimme war zu einem Murmeln herabgesunken, das erschreckender war als sein voriges Brüllen. »Aber es gibt natürlich die Tabletten, die du nimmst. Dieses Oxycontin.«
    Andrea lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Was ist damit?«
    »Andy hat einen ordentlichen Vorrat für dich zurückgelegt, aber wenn du in diesem Rennen hier aufs falsche Pferd setzt, könnten diese Tabletten einfach verschwinden. Hab ich Recht, Andy?«
    Andy hatte angefangen, den Kaffeebereiter auszuspülen. Er sah unglücklich aus und wollte Andreas tränennassen Blick nicht erwidern, aber seine Antwort kam ohne Zögern. »Ja«, sagte er. »Unter diesen Umständen müsste ich sie vielleicht in der Toilette der Apotheke hinunterspülen. Zu gefährlich, solche Medikamente vorrätig zu haben, wenn die Stadt abgeschnitten ist und alles.«
    »Das kannst du nicht machen!«, rief sie aus. »Ich habe ein Rezept!«
    »Das einzige Rezept, das du brauchst«, sagte Big Jim freundlich, »besteht darin, zu den Leuten zu halten, die diese Stadt am besten kennen, Andrea. Im Augenblick ist das die einzige Art Rezept, die dir was hilft.«
    »Jim, ich brauche meine Tabletten.« Sie hörte das Winseln in ihrer Stimme - der Winselstimme ihrer Mutter in den letzten schlimmen Jahren, in denen sie bettlägerig gewesen war, so ähnlich - und hasste es. »Ich brauche sie!«
    »Ja, ich weiß«, sagte Big Jim. »Gott hat dir sehr viele Schmerzen aufgebürdet.« Von einer schlimmen Drogensucht ganz zu schweigen, dachte er.
    »Tu einfach das Richtige«, sagte Andy. Seine dunkel umrandeten Augen waren ernst und traurig. »Jim weiß, was für die Stadt am besten ist; er hat es schon immer gewusst. Wir brauchen keinen Außenseiter, der uns sagt, wie wir unsere Angelegenheiten regeln sollen.«
    »Kriege ich weiter meine Schmerztabletten, wenn ich's tue?« Ein Lächeln erhellte Andys Gesicht. »Klar doch! Ich könnte die Dosis sogar auf eigene Verantwortung etwas erhöhen. Sagen wir hundert Milligramm mehr pro Tag? Könntest du die nicht brauchen? Du siehst aus, als würdest du dich schrecklich fühlen.«
    »Ich könnte ein bisschen mehr brauchen, denke ich«, sagte Andrea bedrückt. Sie ließ den Kopf hängen. Sie hatte nie Alkohol getrunken, nicht einmal ein Glas Wein, seit ihr damals beim Abschlussball der Oberstufe so schlecht geworden war, hatte nie einen Joint geraucht, hatte Kokain außer im Fernsehen niemals auch nur zu Gesicht bekommen. Sie war ein anständiger Mensch. Ein hochanständiger Mensch. Wie war sie also in eine derartige Klemme geraten? Durch einen Sturz auf dem Weg zu ihrem Briefkasten? Genügte das, um jemanden

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