Die Arena
sie sagen. Das wisst ihr Ladys, nicht wahr?«
»Aber Sie dürfen unsere Namen nicht nennen«, sagte Linda. »Sind Sie damit nicht einverstanden, können Sie die Sache gleich vergessen.«
»Aus meiner Sicht«, sagte Julia lächelnd, »sind Sie nur zwei mit den Ermittlungen vertraute Personen. Können Sie damit leben?« »Wenn Sie versprechen, auch unsere Fragen zu beantworten«,
sagte Jackie. »Tun Sie das?« »Einverstanden. «
»Sie waren im Supermarkt, nicht wahr?«, fragte Linda.
Die Sache wurde immer geheimnisvoller. »Ja. Wie Sie beide auch. Reden wir also darüber. Tauschen wir unsere Eindrücke aus.«
»Nicht hier«, sagte Linda. »Nicht auf der Straße. Das ist zu öffentlich. Und auch nicht in der Redaktion.«
»Locker bleiben, Linda«, sagte Jackie und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Bleib du locker«, sagte Linda. »Du bist nicht die mit dem Ehemann, der glaubt, du hättest gerade mitgeholfen, einen Unschuldigen einzusperren.«
»Ich habe keinen Ehemann«, sagte Jackie - ganz vernünftig, wie Julia fand, und zu ihrem Glück; Ehemänner waren so oft ein erschwerender Faktor. »Aber ich kenne einen Ort, an dem wir reden können. Dort sind wir ungestört, und das Gebäude ist nie abgesperrt.« Sie überlegte. »So war es jedenfalls bisher immer. Wie's seit der Sache mit dem Dome ist, weiß ich nicht.«
Julia, die überlegt hatte, wen sie zuerst interviewen sollte, wollte diese beiden nicht wieder entschlüpfen lassen. »Also los«, sagte sie. »Aber bis wir an der Polizeistation vorbei sind, gehen wir auf getrennten Straßenseiten, einverstanden?«
Daraufhin rang Linda sich ein Lächeln ab. » Gute Idee«, sagte Sie.
2
Piper Libby ließ sich vorsichtig vor dem Altar der First Congo Church nieder und zuckte schmerzlich zusammen, obwohl sie sich ein Sitzkissen für ihre geprellten und geschwollenen Knie hingelegt hatte. Dabei drückte sie mit der rechten Hand vorsichtshalber ihren vor kurzem ausgerenkten linken Arm an den Oberkörper. Er schien in Ordnung zu sein - tatsächlich tat er weniger weh als ihre Knie -, aber sie wollte ihn nicht unnötig beanspruchen. Er konnte nur allzu leicht wieder ausgerenkt werden; das war ihr nach ihrer Fußballverletzung in der Highschool (streng) mitgeteilt worden. Sie faltete die Hände und schloss die Augen. Ihre Zungenspitze spürte sofort die Lücke auf, in der gestern noch ein Zahn gesessen hatte. Aber in ihrem Leben klaffte ein schlimmeres Loch.
»Hallo, Nichtvorhandener«, sagte sie. »Ich bin's wieder, die wieder mal eine Portion von deiner Liebe und Barmherzigkeit braucht.« Aus einem verschwollenen Auge quoll eine Träne und lief über eine geschwollene (und sehr bunt verfärbte) Wange. »Ist mein Hund irgendwo in der Nähe? Das frage ich nur, weil er mir so sehr fehlt. Falls ja, gibst du ihm hoffentlich das spirituelle Gegenstück zu einem Beißknochen. Er hat einen verdient.«
Es flossen jetzt weitere Tränen, langsam und heiß und brennend. »Wahrscheinlich ist er nicht dort. Die meisten großen Religionen sind sich darüber einig, dass Hunde nicht in den Himmel kommen, obwohl ein paar exotische Sekten - und Readers Digest, wenn ich mich recht erinnere - anderer Auffassung sind.«
Natürlich gab es keinen Himmel, diese Frage stellte sich nicht, und diese himmellose Existenz, diese himmellose Kosmologie war eine Vorstellung, in der ihr noch verbliebener Glaube sich immer häuslicher einzurichten schien. Vielleicht war dies das große Vergessen; vielleicht etwas Schlimmeres. Beispielsweise eine weite, weglose Ebene unter einem weißen Himmel: ein Ort, an dem die Stunde stets niemals, das Ziel stets nirgendwohin und der Reisebegleiter stets niemand war. Mit anderen Worten nur ein großes altes Nichtvorhandenes: für böse Cops, Pastorinnen, Kinder, die sich versehentlich erschossen, und tölpelhafte Schäferhunde, die bei dem Versuch, ihre Herrin zu beschützen, den Tod fanden. Kein höheres Wesen, das die Spreu vom Weizen trennte. Zu dieser Vorstellung zu beten, hatte etwas Theatralisches (wenn nicht sogar regelrecht Gotteslästerliches) an sich, aber gelegentlich half es.
»Aber um den Himmel geht's hier nicht«, fuhr sie fort. »Mir geht es darum, festzustellen, wie viel von dem, was Clover zugestoßen ist, meine Schuld war. Ich weiß, dass ich etwas davon auf mich nehmen muss - mein Temperament ist mit mir durchgegangen. Wieder einmal. Meiner theologischen Ausbildung nach verdanke ich diesen Jähzorn dir und muss versuchen, damit
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