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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zurechtzukommen, aber ich hasse diese Vorstellung. Ich weise sie nicht vollständig zurück, aber ich hasse sie. Sie erinnert mich daran, wie die Kerle in der Autowerkstatt es bei jeder Reparatur verstehen, sie dem Kunden anzulasten: Man ist zu viel gefahren, man ist nicht genug gefahren, man hat vergessen, die Handbremse zu lösen, man hat vergessen, die Fenster zu schließen, und nun hat der Regen einen Kurzschluss verursacht. Und weißt du, was das Schlimmste ist? Wenn es dich nicht gibt, kann ich kein Quäntchen Schuld auf dich abwälzen. Was bleibt dann noch übrig? Die beschissene Vererbungslehre?«
    Sie seufzte.
    »Entschuldige diesen Ausdruck; kannst du ihn nicht einfach überhören? Das hat meine Mutter immer getan. Im Übrigen habe ich eine weitere Frage an dich: Was soll ich jetzt tun? Diese Stadt steckt in schrecklichen Schwierigkeiten, und ich möchte gern etwas tun, um ihr zu helfen, kann mich aber zu nichts durchringen. Ich komme mir töricht und schwach und verwirrt vor. Wäre ich einer dieser Eremiten aus dem Alten Testament, würde ich dich wahrscheinlich um ein Zeichen bitten. Im Augenblick wäre ich sogar mit VORFAHRT ACHTEN oder VORSICHT SCHULKINDER! zufrieden.«
    Sie hatte kaum ausgesprochen, als die Kirchentür aufging und dann wieder krachend ins Schloss fiel. Piper sah sich um, erwartete beinahe, einen Engel - inklusive Flügeln und flammendem weißen Gewand - zu sehen. wenn er mit mir ringen will muss er erst meinen Arm heil machen, dachte sie.
    Es war kein Engel; es war Rommie Burpee. Sein Hemd hing ihm halb aus der Hose, und er sah fast so niedergeschlagen aus, wie Piper sich fühlte. Er kam den Mittelgang entlang, dann sah er sie und blieb stehen - ebenso überrascht, die Pastorin zu sehen, wie sie ihn.
    »Du meine Güte«, sagte er, nur kam das in seinem Lewiston-Akzent als Du meine Gühde heraus. »Tut mir leid, ich wusst nicht, dass Sie da sind. Ich komm später nochmal wieder.«
    »Nein«, sagte sie und kam mühsam auf die Beine, wobei sie wieder ihren linken Arm festhielt. »Ich bin ohnehin fertig.«
    »Eigentlich bin ich ein Kat'lich«, sagte er (Ohne Scheiß, dachte Piper), »aber in The Mill gibt's keine kat'lische Kirche ... was Sie als Geistliche natürlich am besten wissn .. , und Sie kenn die Redensart, dass im Sturm jeder Hafen recht ist. Ich dachte, ich würd reinkommen und ein kleines Gebet für Brenda sprechen. Ich hab die Frau immer gerngehabt.« Er rieb sich mit einer Hand die Wange. Das Raspeln seiner Handfläche über die Bartstoppeln klang in der hohlen Stille der Kirche sehr laut. Seine Elvis- Tolle hing traurig herab. »Hab sie eigentlich geliebt. Hab's nie gesagt, aber sie hat's gewusst, denk ich.«
    Piper starrte ihn mit wachsendem Entsetzen an. Sie hatte das Pfarrhaus den ganzen Tag nicht verlassen, und obwohl sie von der Plünderung der Food City wusste - mehrere Gemeindemitglieder hatten sie deswegen angerufen -, hatte sie nichts von Brenda Perkins gehört.
    »Brenda? Was ist mit ihr?«
    »Ermordet. Andere auch. Dieser Barbie soll's gewesen sein. Er ist verhaftet worden.«
    Piper schlug sich eine Hand vor den Mund und schwankte im Stehen. Rommie kam nach vorn gehastet und legte ihr einen Arm um die Taille, um sie zu stützen. Und so standen die beiden fast wie ein Brautpaar, das getraut werden sollte, vor dem Altar, als die Tür des Vorraums erneut geöffnet wurde, weil Jackie mit Linda und Julia hereinkam.
    »Vielleicht ist es hier doch nicht ideal«, sagte Jackie.
    Die Akustik des Kirchenraums war so gut, dass Romeo Burpee und Piper jedes Wort deutlich hörten, obwohl sie nicht laut sprach.
    »Gehen Sie bitte nicht«, sagte Piper, »nicht, wenn's um das geht, was passiert ist. Ich kann nicht glauben, dass Mr. Barbara ... Ich hätte gesagt, dass er dazu nicht fähig ist. Er hat meinen ausgerenkten Arm wieder eingerenkt. Das hat er sehr sanft gemacht.« Sie machte eine Pause, um darüber nachzudenken. »So sanft, wie unter den Umständen möglich. Kommen Sie nach vorn. Bitte kommen Sie nach vorn.«
    »Leute können einen Arm einrenken und trotzdem zu einem Mord fähig sein«, sagte Linda, aber sie biss sich auf die Unterlippe und spielte nervös mit ihrem Ehering.
    Jackie legte eine Hand auf ihr Handgelenk. »Diese Sache wollten wir für uns behalten, Linda - weißt du noch?«
    »Dafür ist es zu spät«, sagte Linda. »Sie haben uns mit Julia gesehen. Wenn sie einen Artikel schreibt und die beiden sagen, dass sie uns mit ihr gesehen haben, gibt man uns die

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