Die Arena
und stellten Exemplare der neuesten vierseitigen Notausgabe der Zeitung her. Pete und Tony trugen sie zusammen; Julia heftete sie und legte sie auf den Stapel.
Als sie Rose erkannte, winkte Julia sie energisch herein. Rose öffnete die Tür, dann fuhr sie unwillkürlich zurück. »Himmel, ist das heiß bei euch!«
»Die Klimaanlage ist abgestellt, um Strom zu sparen«, sagte Pete Freeman, »und der Kopierer wird heiß, wenn er zu viel läuft. Was heute Abend der Fall war.« Aber er sah stolz aus. Rose fand, dass sie alle stolz aussahen.
»Ich dachte, heure wäre das Restaurant gerammelt voll«, sagte Tony.
»Ganz im Gegenteil! Das Sweetbriar ist gähnend leer. Ich glaube, dass viele Leute mir nicht gegenübertreten wollen, weil mein Koch als Mörder verhaftet worden ist. Und ich glaube, dass viele Leute ihren Nachbarn nicht ins Gesicht sehen wollen, wegen allem, was heute in der Food City passiert ist.«
»Komm rein und nimm dir ein Exemplar der Zeitung«, sagte Julia. »Du bist unser Covergirl, Rose.«
Ganz oben verkündete eine Zeile in Rot:
KOSTENLOS
NOTAUSGABE ZUR KUPPELKRISE
KOSTENLOS.
Und darunter stand in der 16- Punkt-Schrift, die Julia in den bei den letzten Ausgaben des Democrat erstmals benutzt hatte:
AUFRUHR UND MORDE, ALS KRISE SICH VERSCHÄRFT
Das Foto zeigte Rose höchstpersönlich. Man sah ihr Profil. Wie sie das Megafon an die Lippen hob. Ein paar Haarsträhnen hingen ihr in die Stirn und ließen sie noch attraktiver als sonst erscheinen. Im Hintergrund war der Pasta- und Saucengang zu erkennen, in dem mehrere Gläser und Flaschen zertrümmert auf dem Fußboden lagen. Die Bildunterschrift lautete: Friedensstifterin: Rose Twitchell, Inhaberin des Sweetbriar Rose, beendet den Lebensmittelaufruhr mit Hilfe von Dale Barbara, der später wegen Mordes verhaftet wurde (siehe untenstehenden Bericht und Leitartikel, S.4).
»Du lieber Gott«, sagte Rose. »Nun ... wenigstens hast du meine vorteilhafte Seite erwischt. Falls ich überhaupt eine habe.« »Rose«, sagte Tony Guay feierlich, »du siehst aus wie Michelle Pfeiffer.«
Rose schnaubte und zeigte ihm den Stinkefinger. Sie war schon dabei, den Leitartikel zu lesen.
ERST PANIK, DANN SCHAM
Von Julia Shumway
Nicht jeder in Chester's Mill kennt Dale Barbara - er ist in unserer Stadt noch verhältnismäßig neu -, aber die meisten Leute haben im Sweetbriar Rose schon von ihm zubereitete Speisen gegessen. Die ihn kennen, hätten vor dem heutigen Tag gesagt, er sei eine wirkliche Bereicherung für unsere Gemeinschaft, nachdem er sich im Juli und August als Schiedsrichter für Softballspiele zur Verfügung gestellt, im September bei dem Bücherbasar zugunsten der Middle School mitgeholfen und sich erst vor zwei Wochen an der großen Müllsammelaktion auf dem Stadtanger beteiligt hat.
Heute ist »Barbie (wie ihn die nennen, die ihn näher kennen) jedoch wegen vier schockierender Morde verhaftet worden. Wegen Mordes an Menschen, die in unserer kleinen Stadt sehr bekannt und beliebt waren. Menschen, die anders als Dale Barbara ihr Leben ganz oder überwiegend in The Mill verbracht haben.
Unter gewöhnlichen Umständen wäre »Barbie« ins Castle County Jail eingeliefert worden, hätte das ihm zustehende eine Telefongespräch führen dürfen und hätte einen Anwalt gestellt bekommen, wenn er sich keinen hätte leisten können. Er wäre unter Anklage gestellt worden, und das Zusammentragen von Beweisen - durch Fachleute, die sich auf ihre Arbeit verstehen - hätte begonnen.
Nichts davon ist geschehen, und wir alle kennen den Grund dafür: der Dome, der unsere Stadt vom Rest der Welt abgeschnitten hat. Aber hat uns die Kuppel denn auch von fairer Prozessführung und gesundem Menschenverstand abgeschnitten? So schockierend die Verbrechen auch sein mögen, reichen unbewiesene Anschuldigungen nicht aus, um die Art und Weise zu entschuldigen, wie Dale Barbara behandelt worden ist. Sie entschuldigen auch nicht, dass der neue Polizeichef es strikt abgelehnt hat, Fragen zu beantworten oder der Korrespondentin und Verfasserin dieses Artikels die Möglichkeit zu geben, sich davon zu überzeugen, dass Dale Barbara noch lebt, obwohl Dorothy Sanders' Vater - Erster Stadtverordneter Andrew Sanders - den bisher nicht unter Anklage gestellten Häftling nicht nur besuchen, sondern auch beschimpfen durfte ...
»Puh«, sagte Rose und sah auf »Willst du das wirklich drucken?« Julia deutete auf den Stapel gehefteter Exemplare. »Es ist schon gedruckt. Wieso? Hast
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