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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der Wahrheit ins Auge blicken und anfangen konnte, ihren Frieden mit ihr zu machen. Aber das störte Andy nicht. Zuhören war etwas, worauf er sich schon immer gut verstanden hatte, und es war besser, als sich drei Leichen anzusehen, eine davon die leblose Hülle seines ehemaligen Zeitungsjungen. Zuhören war wirklich einfach, wenn man's sich recht überlegte, sogar ein Schwachsinniger konnte zuhören, aber Big Jim hatte es nie richtig gelernt. Big Jim konnte besser reden. Und planen - auch das. Sie konnten froh sein, ihn in diesen Zeiten zu haben.
    Als Ginny ihren zweiten Bericht abschloss, hatte Andy eine Idee. Vielleicht eine wichtige. »Hat irgendwer ... «
    Thurston kam mit den Neuankömmlingen im Schlepptau zurück. »Stadtverordneter Sanders - Andy -, das hier ist meine Partnerin, Carolyn Sturges. Und das sind die Kinder, um die wir uns kümmern: Alice und Aidan.«
    »Ich will meinen Schnuller«, sagte Aidan mürrisch.
    »Für einen Schnuller bist du zu alt«, sagte Alice und stieß ihn mit dem Ellbogen an.
    Aidan verzog das Gesicht, als wollte er losheulen, ließ es aber bleiben.
    »Alice«, sagte Carolyn Sturges, »das war gemein. Und was wissen wir über gemeine Leute?«
    Alice' Miene heiterte sich auf »Gemeine Leute sind scheiße!«, rief sie und brach in wildes Kichern aus. Nach kurzem Nachdenken schloss Aidan sich ihr an.
    »Entschuldigung«, sagte Carolyn zu Andy. »Ich hatte niemanden, der auf sie hätte aufpassen können, und Thurse klang so verstört, als er angerufen hat ... «
    Schwer zu glauben, aber es war anscheinend möglich, dass der alte Knabe es mit der jungen Lady trieb. Dieser Gedanke interessierte Andy nur en passant, obwohl er unter anderen Umständen bestimmt viel darüber nachgedacht, sich Stellungen überlegt, sich gefragt hätte, ob sie's ihm mit ihren feucht glänzenden Lippen französisch machte, etc., etc. Aber jetzt hatte er andere Dinge im Kopf.
    »Hat irgendjemand Sammys Ehemann benachrichtigt, dass sie tot ist?«
    »Phil Bushey?« Das war Dougie Twitchell, der aus dem Flur kommend den Empfangsbereich betrat. Sein Gesicht war grau, und er ließ die Schultern hängen. »Der Scheißkerl hat sie sitzenlassen und ist aus der Stadt verschwunden. Schon vor Monaten.« Sein Blick fiel auf Alice und Aidan Appleton. »Entschuldigung, Kinder.«
    »Schon in Ordnung«, sagte Caro. »Wir leben in einem Haus mit offener Sprache. Das ist viel ehrlicher.«
    »Genau«, bestätigte Alice. »Wir dürfen Scheiße und Pisse sagen, so viel wir wollen - wenigstens bis Mami wieder da ist.«
    »Aber nicht Bitch«, fügte Aidan hinzu. »Bitch ist ex-istisch.« Carolyn achtete nicht auf diesen Nebendialog. »Thurse? Was ist passiert?«
    »Nicht vor den Kindern«, sagte er. »Das ginge selbst über offene Sprache hinaus.«
    »Franks Eltern sind außerhalb«, sagte Twitch, »aber ich habe Helen Roux erreicht. Sie hat die Nachricht ziemlich gelassen aufgenommen.«
    »Betrunken?«, fragte Andy. »Sternhagelvoll. «
    Andy ging ein kleines Stück den Flur entlang. Einige Patienten, alle in Krankenhauspyjamas und Hausschuhen, bildeten mit dem Rücken zu ihm einen Halbkreis. Sie gafften den Tatort an, vermutete er. Er hatte nicht den Drang, es ihnen gleichzutun, und war froh, dass Dougie Twitchell getan hatte, was getan werden musste. Er selbst war Apotheker und Politiker. Seine Aufgabe bestand darin, den Lebenden zu helfen, nicht die Toten zu entsorgen. Und er wusste etwas, wovon diese Leute nichts ahnten. Er durfte ihnen nicht sagen, dass Phil Bushey weiter in The Mill war, dass er draußen in der Rundfunkstation wie ein Eremit lebte, aber er konnte Phil mitteilen, dass seine von ihm entfremdete Ehefrau tot war. Natürlich ließ Phils Reaktion sich unmöglich voraussagen; Phil war heutzutage nicht mehr er selbst. Vielleicht würde er gewalttätig reagieren. Vielleicht würde er den Überbringer schlechter Nachrichten sogar ermorden. Aber wäre das denn so schlimm? Selbstmörder kamen vielleicht in die Hölle, in der sie bis in alle Ewigkeit glühende Kohlen essen mussten, aber Mordopfer, da war Andy sich ganz sicher, kamen in den Himmel und aßen am Tisch des Herrn bis in alle Ewigkeit Roastbeef und Pfirsichauflauf.
    Im Kreise ihrer Lieben.
    15
     
    Obwohl sie tagsüber ein Nickerchen gemacht hatte, war Julia müder als je zuvor in ihrem Leben - so kam es ihr jedenfalls vor. Und wenn sie Rose' Angebot nicht annahm, hatte sie kein Dach über dem Kopf. Außer sie schlief in dem Prius.
    Sie ging zurück zum Auto,

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