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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sehen ließ, der die Bisswunde an seiner Schulter bedeckte.
    »Hallo, Officer Wettington«, sagte Barbie. Blasses weißes Licht kam durch sein schmales Fenster gekrochen. Es war die Art erstes Tageslicht, die einem das Leben als größten aller Witze erscheinen lässt. »Ich bin in allen Punkten, die man mir vorwirft, unschuldig. Ich kann sie nicht Anklagepunkte nennen, weil ich nicht ... «
    »Klappe halten«, sagte Linda hinter ihr. »Interessiert uns nicht.« »Sag's ihm, Blondie«, forderte Carter sie auf »Gib's ihm, Mädel.« Er kratzte sich gähnend seinen Schulterverband.
    »Sie bleiben sitzen«, sagte Jackie. »Und bewegen keinen Muskel.«
    Barbie blieb sitzen. Jackie schob die Plastikschale durch die Gitterstäbe. Sie war so klein, dass sie gerade durchpasste.
    Er hob die Schale vom Boden auf. Sie war mit etwas angefüllt, das wie Cornflakes aussah. Auf der obersten Lage glänzte Speichel. Auch noch etwas anderes: ein großer grünlicher Rotzklumpen, feucht und von Blutfäden durchzogen. Und trotzdem knurrte ihm der Magen. Er war wirklich ausgehungert.
    Und er war unwillkürlich gekränkt. Weil er Jackie Wettington, die er auf den ersten Blick als ehemalige Soldatin erkannt hatte (teils wegen ihrer Frisur, aber hauptsächlich wegen ihrer Haltung), für besser gehalten hatte. Henry Morrisons Verachtung zu ertragen, war nicht schwer gewesen. Dies war schwieriger. Und die zweite Polizistin - die mit Rusty Everett verheiratete Blondine - starrte ihn an, als wäre er irgendein seltenes giftiges Insekt. Er hatte gehofft, dass wenigstens einige der regulären Cops ...
    »Iss auf!«, rief Thibodeau von seinem Posten am Fuß der Treppe aus. »Wir haben's extra für dich angerichtet. Nicht wahr, Mädels?«
    »Das haben wir«, bestätigte Linda. Ihre Mundwinkel zuckten nach unten - kaum mehr als einen Tick, aber Barbie fiel ein Stein vom Herzen. Jetzt glaubte er, dass sie nur so tat, als ob. Vielleicht schraubte er damit seine Hoffnungen zu hoch, aber ...
    Sie trat einen halben Schritt zur Seite und verdeckte Jackie nun mit ihrem Körper ... obwohl das nicht wirklich nötig war. Thibodeau war anderweitig beschäftigt: Er versuchte, unter den Rand seines Verbands zu sehen.
    Nachdem Jackie sich mit einem raschen Blick davon überzeugt hatte, dass sie nicht beobachtet wurde, deutete sie auf die Schale, drehte die Handflächen nach oben und zog die Augenbrauen hoch: Sorry. Danach zeigte sie mit zwei Fingern auf Barbie: Auf passen.
    Barbie nickte.
    »Guten Appetit, Blödmann«, sagte Jackie. »Mittags gibt's was Besseres. Ich denke an Pissburger.«
    Thibodeau, der jetzt am Rand der Elastikbinde zupfte, ließ von der Treppe aus eine bellende Lache hören.
    »Wenn Sie dann noch Zähne haben, um damit zu essen«, sagte Linda.
    Barbie wünschte sich, sie hätte den Mund gehalten. Ihre Stimme klang kein bisschen sadistisch oder auch nur wütend. Sie klang nur ängstlich - die Stimme einer Frau, die lieber anderswo gewesen wäre. Thibodeau schien das jedoch nicht zu merken. Er war weiter damit beschäftigt, den Zustand seiner Schulter zu erkunden.
    »Los, kommt«, sagte Jackie. »Ich will nicht zusehen, wie er isst.«
    »Ist dir das feucht genug?«, fragte Thibodeau. Er richtete sich auf, als die beiden Frauen durch den Mittelgang zur Treppe kamen, wobei Linda ihre Pistole wegsteckte. »Sonst kann ich ... « Er zog geräuschvoll Schleim hoch.
    »Ich komme schon zurecht«, sagte Barbie.
    »Klar doch«, sagte Thibodeau. »Für eine Weile. Aber dann nicht mehr.«
    Sie gingen die Treppe hinauf. Thibodeau, der an dritter Stelle kam, klatschte Jackie auf den Po. Sie schlug lachend nach seiner Hand. Sie war gut, viel besser als die Everett. Aber die beiden hatten eben großen Mut bewiesen. Bewundernswert großen Mut.
    Barbie pickte den Rotzklumpen von den Cornflakes und schnippte ihn in die Ecke, in die er das Salzwasser gekippt hatte. Er wischte sich die Hände an seinem Hemd ab. Dann begann er, sich durch die Cornflakes zu graben. Auf dem Boden der Schale ertasteten seine Finger einen Zettel.
    Versuchen Sie, bis morgen Abend durchzuhalten. Fällt Ihnen ein sicheres Versteck ein, wenn wir Sie rausholen? Sie wissen, was Sie hiermit zu tun haben.
    Das wusste Barbie.
     
    25
     
      Eine Stunde nachdem er den Zettel und anschließend die Frühstücksflocken aufgegessen hatte, kamen schwere Schritte langsam die Treppe herunter. Das war Big Jim Rennie, der für einen weiteren Tag als Verwalter der Stadt unter der Kuppel bereits einen Anzug

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