Die Arena
verschwindet«, wiederholte Big Jim nachdenklich. »Und wann wird das sein?«
»Vielleicht früher, als Sie denken. Ich habe vor, als Erster drin zu sein, und meine erste Tat wird es sein, Ihnen Handschellen anzulegen und Sie zu einem Flugzeug zu schaffen, das Sie nach Fort Leavenworth in Kansas bringt, wo Sie bis zum Prozess als Gast der Vereinigten Staaten einsitzen werden.«
Die Dreistigkeit machte Big Jim einen Augenblick lang sprachlos. Dann lachte er.
»Läge Ihnen das Wohl der Stadt wirklich am Herzen, Rennie, würden Sie zurücktreten. Sehen Sie sich an, was unter Ihrer Verantwortung passiert ist: sechs Morde - zwei letzte Nacht im Krankenhaus, wie wir erfahren haben -, ein Selbstmord und ein Lebensmittelaufruhr. Sie sind diesem Job nicht gewachsen.«
Big Jims Hand umfasste den goldenen Baseball und drückte zu. Carter Thibodeau beobachtete ihn mit besorgt gerunzelter Stirn.
Wären Sie hier, Colonel Cox, würde ich Sie schmecken lassen, was ich Coggins gefüttert habe. Das täte ich, und Gott wäre mein Zeuge. »Rennie?«
»Ich bin hier.« Eine Pause. »Und Sie sind dort.« Noch eine Pause. »Und die Kuppel löst sich nicht auf. Ich denke, das wissen wir beide. Werfen Sie doch Ihre größte Atombombe darauf ab. Damit machen Sie die weitere Umgebung für zweihundert Jahre unbewohnbar und rotten ganz Chester's Mill aus, wenn die Barriere Strahlung durchlässt - die Kuppel verschwindet trotzdem nicht.« Sein Atem ging jetzt schnell, aber das Herz in seiner Brust schlug kräftig und gleichmäßig. »Weil die Kuppel Gottes Wille ist.«
Das war es, woran Jim Rennie in seinem Innersten glaubte. Wie er glaubte, es sei Gottes Wille, dass er sich dieser Stadt annahm und sie in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren führte.
»Was?«
»Sie haben gehört, was ich gesagt habe.« Er wusste, dass er alles, seine gesamte Zukunft, auf das Weiterbestehen der Kuppel setzte. Er wusste, dass manche Leute ihn deswegen für verrückt halten würden. Er wusste aber auch, dass diese Leute ungläubige Heiden waren. Wie Colonel James O. »Baumwollpflücker« Cox.
»Rennie, seien Sie vernünftig. Bitte.«
Big Jim gefiel dieses bitte; es stellte seine gute Laune augenblicklich wieder her. »Fassen wir also zusammen, Colonel Cox, ja? Verantwortlich ist hier Andy Sanders, nicht ich. Aber ich weiß einen Höflichkeitsanruf von einem so wichtigen Mann wie Ihnen natürlich zu schätzen. Und obwohl ich mir sicher bin, dass Andy Ihr Angebot, die Stadtverwaltung zu übernehmen - sozusagen ferngesteuert -, dankbar anerkennen wird, kann ich für ihn sprechen, glaube ich, wenn ich Sie auffordere, sich Ihr Angebot dort reinzustecken, wo keine Sonne hinscheint. Wir sind hier drin auf uns allein gestellt, und wir werden die Krise allein bewältigen.«
»Sie sind verrückt«, sagte Cox staunend.
»So nennen die Ungläubigen die Gläubigen immer. Das ist ihr letztes Abwehrmittel gegen den Glauben. Daran sind wir gewöhnt, und ich nehme Ihnen das nicht übel.« Das war gelogen. »Darf ich Sie etwas fragen?«
»Bitte.«
»Haben Sie vor, uns von Telefon und Internet abzuschneiden?« »Das würde Ihnen irgendwie gefallen, nicht wahr?«
»Natürlich nicht.« Wieder eine Lüge.
»Telefon und Internet bleiben. Genau wie die Pressekonferenz am Freitag. Auf der Sie einige peinliche Fragen werden beantworten müssen, das verspreche ich Ihnen.«
»Ich werde auf absehbare Zeit an keiner Pressekonferenz teilnehmen, Colonel. Auch Andy nicht. Und Mrs. Grinnell würde nicht viel Vernünftiges reden, die Ärmste. Also sollten Sie Ihre Pressekonferenz gleich ... «
»0 nein! Durchaus nicht.« War das ein Lächeln in Cox' Stimme? »Die Pressekonferenz findet am Freitagmittag statt, so dass genügend Zeit bleibt, bis zu den Abendnachrichten massenhaft Hämorrhoidensalbe zu verkaufen.«
»Und wer aus unserer Stadt soll daran teilnehmen?« »Jedermann, Rennie. Absolut jeder. Weil wir ihren Angehörigen erlauben werden, an der Stadtgrenze zu Motton an die Kuppel zu kommen - wo Mrs. Sanders bei dem Flugzeugabsturz tödlich verunglückt ist, wie Sie sich erinnern werden. Die Medien werden dort sein, um alles haarklein zu schildern. Das ist dann wie ein Besuchstag im Staatsgefängnis, nur dass niemand sich irgendwas hat zuschulden kommen lassen. Außer Ihnen vielleicht.«
Rennie war plötzlich wieder wütend. »Das können Sie nicht machen!«
»0 doch, das kann ich.« Das Lächeln war da. »Sie können auf Ihrer Seite der Barriere sitzen und mir eine
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