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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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werde er später auf dem Friedhof am Chester Pond ein richtiges Kreuz klauen. Falls er dazu noch Zeit hatte. Aber vielleicht würde sie nicht reichen.
    Wie um diese Aussage zu bekräftigen, hob er seinen Garagentoröffner.
    Andy bedauerte Sammys Tod, genau wie er Claudette und Dodees Tod bedauerte, aber das war jetzt ein klinisches Bedauern, das unter seiner eigenen Kuppel sicher verkapselt war: Man konnte es sehen, seine Existenz anerkennen, aber sich nicht wirklich darauf einlassen. Was eine gute Sache war. Er versuchte, diesen Sachverhalt Chef Bushey zu erklären, verhaspelte sich aber zur Mitte hin - diese Vorstellung war komplex. Trotzdem nickte Chef, dann reichte er Andy eine große Glasbong. Seitlich waren die Worte Keine Handelsware eingeätzt.
    »Gut, was?«, fragte Chef
    »Und wie!«, sagte Andy.
    Danach vertieften sie sich eine Weile in die beiden großen Standardtexte wiedergeborener Doper: was für guter Shit dies war und wie abgefuckt sie waren, dass sie diesen guten Shit bekamen. Irgendwann ereignete sich nördlich von ihnen eine gewaltige Explosion. Andy hielt sich eine Hand über die Augen, die von all dem Rauch brannten. Dabei hätte er fast die Bong fallen lassen, aber Chef rettete sie.
    »Heilige Scheiße, das war ein Flugzeug!« Andy versuchte aufzustehen, aber obwohl seine Beine vor Energie kribbelten, konnten sie ihn nicht tragen. Er sank wieder zurück.
    »Nein, Sanders«, sagte Chef. Er paffte die Bong. Wie er so mit untergeschlagenen Beinen da hockte, erinnerte er Andy an einen Indianerhäuptling mit einer Friedenspfeife.
    An der Wand des Schuppens zwischen Andy und Chef lehnten vier Sturmgewehre AK-47 - in Russland hergestellt, aber wie viele Qualitätsartikel in diesem Lagerschuppen aus China importiert. Dort standen auch fünf aufgestapelte Kisten mit Reservemagazinen zu je dreißig Schuss und eine Kiste mit Handgranaten RGD-5. Chef hatte Andy eine Übersetzung der Piktogramme auf der Handgranatenkiste angeboten: Diesen Drecksack auf keinen Fall fallen lassen.
    Jetzt griff Chef nach einem AK-47 und legte es sich über die Knie. »Das war kein Flugzeug«, betonte er.
    »Nein? Was denn sonst?«
    »Ein Zeichen Gottes.« Chef begutachtete, was er auf die Stirnwand des Lagerschuppens gemalt hatte: zwei Zitate (frei interpretiert) aus der Offenbarung des Johannes mit der prominent herausgestellten Zahl 31. Dann sah er wieder zu Andy hinüber. Im Norden löste sich die Rauchwolke am Himmel allmählich auf. Unter ihr stieg von der Stelle, wo das Flugzeug in den Wald gestürzt war, neuer Rauch auf. »Ich hab mich im Datum geirrt«, sagte er in grüblerischem Tonfall. »Halloween kommt dieses Jahr wirklich früher. Vielleicht heute, vielleicht morgen, vielleicht übermorgen.«
    »Oder am Tag danach«, ergänzte Andy hilfreich.
    »Vielleicht«, räumte Chef ein, »aber ich denke, dass es früher kommt. Sanders!«
    »Was, Chef?«
    »Nimm dir ein Gewehr. Du bist jetzt in der Streitmacht des Herrn. Du bist ein christlicher Soldat. Deine Zeit, in der du diesem abtrünnigen Schweinehund den Arsch geküsst hast, ist vorüber.«
    Andy nahm sich ein AK-47 und legte es über seine nackten Schenkel. Ihm gefiel sein Gewicht und seine angenehme Wärme. Er kontrollierte, ob das Sturmgewehr gesichert war. Das war es. »Welchen abtrünnigen Hundesohn meinst du, Chef?«
    Chef fixierte ihn mit einem Blick, aus dem völlige Verachtung sprach; aber als Andy nach der Bong griff, übergab er sie durchaus bereitwillig. Stoff war für beide reichlich da, würde von nun an bis zum Ende reichen, denn das Ende war nahe, ja, gewisslich wahr. »Rennie. Diesen abtrünnigen Hundesohn.«
    »Er ist mein Freund - mein Kumpel-, aber er kann wirklich ein harter Hund sein«, gab Andy zu. »Meine Güte, das ist aber guter Shit.«
    »Das ist er«, bestätigte Chef missmutig und ließ sich die Bong (die Andy jetzt für sich die Smokeum-Friedenspfeife nannte) wiedergeben. »Er ist das Beste vom Besten und das Reinste vom Reinen, und was ist er noch, Sanders?«
    »Eine Medizin gegen Melancholie!«, antwortete Andy eilfertig. »Und was ist das?« Chef deutete auf den neuen schwarzen Fleck an der Kuppel.
    »Ein Zeichen! Von Gott!«
    »Ja«, sagte Chef besänftigt. »Genau das ist es. Wir sind jetzt auf einem Gott-Trip, Sanders. Weißt du, was passiert ist, als Gott das siebte Siegel aufgetan hat? Hast du die Offenbarung gelesen?«
    Aus einem Bibelseminar, an dem er als Jugendlicher teilgenommen hatte, hatte Andy eine Erinnerung an Engel, die

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