Die Arena
Sweetbriar Rose. Halt durch, stand darauf. Wir glauben an Dich.
Mel nahm den Zettel, knüllte ihn zusammen und warf ihn in Richtung Papierkorb. Er fiel daneben, und einer der Neuen beeilte sich, ihn aufzuheben. »Mitkommen«, sagte er, dann blieb er stehen, griff nach einem halben Sandwich und biss ein großes Stück davon ab. »Hätte er sowieso nicht alles essen können«, erklärte er Rose.
Rose sagte nichts, aber als er vor ihr die Treppe hinunterging, überlegte sie kurz, ob sie ihm den Teller über den Schädel ziehen sollte.
Sie hatte den unteren Korridor erst zur Hälfte passiert, als Mel sagte: »Näher dürfen Sie nicht ran, Miz Twitchell. Den Weitertransport übernehme ich.«
Sie überließ ihm den Teller und beobachtete unzufrieden, wie Mel sich hinkniete, ihn durch die Gitterstäbe schob und ankündigte: »Der Lunch ist serviert, Monsieur.«
Barbie ignorierte ihn. Er sah zu Rose hinüber. »Vielen Dank. Wenn Anson sie gemacht hat, weiß ich allerdings nicht, wie dankbar ich nach dem ersten Bissen sein werde.«
»Ich hab sie selbst gemacht«, sagte sie. »Barbie ... wieso haben sie dich so zugerichtet? Hast du versucht zu fliehen? Du siehst schrecklich aus.«
»Kein Fluchtversuch, nur Widerstand gegen meine Festnahme. Das stimmt doch, Mel?«
»Lass die Klugschwätzerei, sonst komm ich zu dir rein und nehm dir die Samwidges wieder weg.«
»Nun, du könntest es versuchen«, sagte Barbie. »Wir könnten uns darum streiten.« Als Mel keine Anstalten machte, sein Angebot anzunehmen, wandte Barbie sich wieder Rose zu. »War das ein Flugzeug? Es hat sich angehört wie ein Flugzeug. Wie ein großes.«
»Die ABC meldet, dass es eine Air-Ireland-Maschine war. Voll besetzt.«
»Lass mich raten. Sie war auf dem Flug nach Boston oder New York, und irgendein nicht sonderlich helles Besatzungsmitglied hat vergessen, den Autopiloten umzuprogrammieren.«
»Das weiß ich nicht. Davon war bisher noch nicht die Rede.« »Kommen Sie, Rose.« Mel kam zurück und nahm ihren Arm. »Genug geschnattert. Sie müssen gehen, bevor ich Schwierigkeiten kriege.«
»Aber sonst geht's dir gut?«, fragte sie Barbie, indem sie sich seinem Befehl zumindest einen Augenblick lang widersetzte.
»0 ja«, sagte Barbie. »Und dir? Hast du dich wieder mit Jackie Wettington vertragen?«
Und wie lautete die richtige Antwort darauf? Soweit Rose sich erinnerte, hatte sie keinen Streit mit Jackie, also brauchte sie sich auch nicht mit ihr zu vertragen. Sie glaubte zu sehen, dass Barbie fast unmerklich den Kopf schüttelte, und hoffte, dass sie sich das nicht nur eingebildet hatte.
»Noch nicht«, sagte sie.
»Das solltest du aber. Sag ihr, dass sie aufhören soll, so zickig zu sein.«
»Schön wär's«, murmelte Mel. Er hakte Rose unter. »Kommen Sie jetzt; sonst muss ich Sie rausschleifen.«
»Sag ihr, dass ich gesagt habe, dass du in Ordnung bist«, rief Barbie ihr nach, als sie die Treppe hinaufging, diesmal mit Mel dicht hinter ihr. »Ihr beiden solltet wirklich miteinander reden. Und danke für die Sandwichs.«
Sag ihr, dass ich gesagt habe, dass du in Ordnung bist.
Das war die Nachricht, davon war sie überzeugt. Sie bezweifelte, dass Mel sie verstanden hatte; er war noch nie sehr intelligent gewesen, und das Leben unter der Kuppel hatte ihn anscheinend nicht cleverer gemacht. Vermutlich hatte Barbie es deshalb riskiert.
Rose nahm sich vor, sich sofort auf die Suche nach Jackie zu machen und diese Nachricht weiterzugeben: Barbie sagt, dass ich in Ordnung bin. Barbie sagt, dass du mit mir reden kannst.
»Danke, Mel«, sagte sie, als sie wieder im Bereitschaftsraum waren. »Nett von Ihnen, dass Sie mir das erlaubt haben.«
Mel sah sich um, konnte niemanden mit mehr Autorität erkennen und entspannte sich. »Kein Problem, aber glauben Sie bloß nicht, dass Sie ihm auch ein Abendessen bringen dürfen das kommt nicht infrage.« Er überlegte, dann wurde er philosophisch. »Allerdings hat er was Gutes verdient, denke ich. Weil er nächste Woche um diese Zeit schon so geröstet ist wie diese Samwidges, die Sie ihm gemacht haben.«
Das werden wir ja sehen, dachte Rose.
22
Andy Sanders und Chef Bushey saßen neben dem WCIK-Lagerschuppen und rauchten Meth. Vor ihnen, auf dem Feld, das den Sendemast umgab, erhob sich ein flacher Erdhügel, in dem ein Kreuz aus Kistenbrettern steckte. Unter diesem Hügel lag Sammy Bushey, Quälerin von Bratz-Puppen, Vergewaltigungsopfer, Mutter von Little Walter. Chef sagte, vielleicht
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