Die Arena
weitere schädliche Wirkungen haben, die weniger leicht erkennbar sind.«
»Meinen Sie damit Strahlung, Colonel?«, rief jemand.
Cox ließ ihn mit einem eisigen Blick erstarren und fuhr erst fort, als der Journalist (nicht Wolfie, wie Rose erfreut feststellte, sondern dieser halb kahle, langweilige Schwätzer von FOX News) genügend abgestraft zu sein schien.
»Inzwischen sind wir überzeugt, dass keine schädlichen Wirkungen zu befürchten sind - zumindest keine unmittelbaren -, deshalb haben wir Freitag, den siebenundzwanzigsten Oktober, also übermorgen, zum Besuchertag an der Kuppel bestimmt.«
Das löste einen wahren Ansturm von Fragen aus. Cox wartete, bis er abgeklungen war, und als wieder Ruhe herrschte, nahm er eine Fernbedienung aus dem Fach des Rednerpults und drückte eine Taste. Auf der weißen Projektionsfläche erschien eine detaillierte Luftaufnahme (nach Julias Ansicht viel zu gut, um von Google Earth heruntergeladen zu sein). Sie zeigte The Mill mit Motton und Castle Rock, seinen südlichen Nachbarstädten. Cox legte die Fernbedienung weg und brachte einen Laserzeiger zum Vorschein.
Das Schriftband unten am Bildrand verkündete jetzt: FREITAG BEZICHTIGUNGSTAG AM DOME. Darüber musste Julia lächeln. Colonel Cox hatte CNN mit ausgeschalteter Rechtschreibprüfung erwischt.
»Wir glauben, dass wir zwölfhundert Besucher empfangen und betreuen können«, fuhr Cox energisch fort. »Zutritt erhalten nut nahe Verwandte, wenigstens diesmal ... und wir hoffen und beten alle, dass ein nächstes Mal nicht nötig sein wird. Es gibt zwei Versammlungspunkte: hier, auf dem Festplatz in Castle Rock, und hier, auf dem Oxford Plains Speedway.« Er markierte beide Punkte. »Wir haben zwei Dutzend Busse, je zwölf an beiden Orten. Zur Verfügung gestellt werden sie von sechs umliegenden Schulbezirken, die Unterricht ausfallen lassen, um dieses Vorhaben zu unterstützen, wofür wir ihnen herzlich danken. Ein weiterer Bus für Medienvertreter steht bei Shiner's Bait and Tackle in Motton bereit.« Trocken: »Da Shiner's auch ein lizenziertes Spirituosengeschäft ist, dürften die meisten von Ihnen es kennen. Mitfahren darf auch ein, ich wiederhole, ein Aufnahmewagen. Sie müssen einen Pool bilden, Ladys und Gentlemen, und das Los entscheiden lassen, wer das Kamerateam stellen darf«
Das wurde mit einem Stöhnen begrüßt, das aber nur eine Pflichtübung war.
»Der Pressebus hat achtundvierzig Plätze, während hier andererseits Hunderte von Medienvertretern aus aller Welt versammelt sind ... «
»Tausende!«, rief ein Grauhaariger, was mit Lachen quittiert wurde.
»Mann, ich bin froh, dass irgendjemand Spaß hat«, sagte Ernie Calvert verbittert.
Cox gestattete sich ein schwaches Lächeln. »Ich muss mich korrigieren, Mr. Gregory. Die Sitzplätze werden den einzelnen Medien zugeteilt - Fernsehgesellschaften, Reuters, TASS, AP und so weiter -, denen die Auswahl ihrer Vertreter freigestellt bleibt.«
»CNN soll bloß Wolfie hinschicken, mehr sage ich nicht«, verkündete Rose.
Die Journalisten redeten aufgeregt durcheinander.
»Darf ich fortfahren?«, fragte Cox. »Und die SMS-Schreiber hören bitte damit auf«
»Ooh«, sagte Jackie. »Ich liebe durchsetzungsstarke Männer.«
»Ihnen allen ist doch sicher bewusst, dass nicht Sie hier die Story sind? Würden Sie sich so aufführen, wenn Sie über Verschüttete nach einem Grubenunglück oder Erdbeben zu berichten hätten?«
Das wurde mit Schweigen von der Art aufgenommen, das auf eine vierte Klasse herabsinkt, wenn die Lehrerin endlich einmal die Geduld verloren hat. Er ist in der Tat durchsetzungsstark, dachte Julia und wünschte sich einen Augenblick lang sehnlich, Cox wäre hier unter der Kuppel und hätte das Kommando übernommen. Aber wenn Schweine Flügel hätten, könnten Schinken natürlich fliegen.
»Ihre Aufgabe, Ladys und Gentlemen, ist zweigeteilt: Sie sollen uns helfen, die Nachricht zu verbreiten, und am Besuchstag mit dafür sorgen, dass alles reibungslos klappt.«
Das CNN-Schriftband meldete:
MEDIEN SOLLEN AM BEZICHTIGUNGSTAG MITHELFEN.
»Wir wollen auf keinen Fall einen Wettlauf von Verwandten aus dem ganzen Land in den Westen von Maine. In näherer Umgebung haben wir schon fast zehntausend Angehörige der unter der Kuppel Eingeschlossenen; sämtliche Hotels, Motels und Campingplätze sind überfüllt. Unsere Botschaft an Verwandte in anderen Teilen Amerikas lautet: >Wenn ihr nicht schon hier seid, kommt gar nicht erst.< Sie erhalten
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