Die Arena
Augen. Öffnete sie wieder. Seine beiden Freundinnen waren verschwunden. Nur eine Halluzination wie der Wolf. Was die 69-Girls betraf, war er sich seiner Sache nicht so sicher.
Vielleicht, überlegte er sich, würde er mit den Kindern doch nicht zum Pond hinausfahren. Der lag ziemlich weit von der Stadt entfernt. Vielleicht würde er sie lieber in die Speisekammer der McCains mitnehmen. Die war näher. Reichlich Vorräte gab es dort auch.
Und sie war vor allem dunkel.
»Ich kümmere mich um euch, Kinder«, sagte Junior. »Ich sorge dafür, dass euch nichts passiert. Sobald Barbie tot ist, bricht die ganze Verschwörung zusammen.«
Wenig später legte er seine Stirn an die Fensterscheibe, und dann schlief auch er.
4
Henrietta Clavards Steißbein mochte nur geprellt statt gebrochen sein, aber es tat trotzdem beschissen weh - mit vierundachtzig, hatte sie festgestellt, tat einfach alles, was man sich zuzog, beschissen weh -, und sie glaubte zuerst, sie sei an diesem Donnerstag bei Tagesanbruch von ihrem Hintern aufgewacht. Aber das Tylenol, das sie um drei Uhr morgens genommen hatte, schien noch zu wirken. Außerdem hatte sie das ringförmige Luftkissen ihres verstorbenen Mannes gefunden (lohn Clavard hatte an Hämorrhoiden gelitten), das große Erleichterung gebracht hatte. Nein, es war etwas anderes, und bald nach dem Aufwachen wurde ihr bewusst, was es war.
Buddy, der Irish Setter der Freemans, heulte laut. Dabei jaulte Buddy nie. Er war der wohlerzogenste Hund in der Batde Street, einer kurzen Seitenstraße des Catherine Russell Drive. Außerdem lief das Stromaggregat der Freemans nicht mehr. Henrietta hatte den Verdacht, dass sie davon aufgewacht war. Jedenfalls war sie gestern bei seinem gleichmäßigen Arbeitsgeräusch eingeschlafen. Das Gerät gehörte nicht zu den lauten Krawallmachern, die blaue Qualmwolken in die Luft schickten; das Stromaggregat der Freemans gab ein tiefes Brummen von sich, das sogar irgendwie beruhigend war. Henrietta vermutete, dass es ein teures war, aber das konnten die Freemans sich leisten. Will gehörte die Toyota-Vertretung, auf die Big Jim Rennie früher scharf gewesen war, und obwohl der Autohandel schwere Zeiten durchlebte, hatte Will immer über dem Durchschnitt gelegen. Lois und er hatten ihr Haus erst letztes Jahr um einen sehr hübschen und geschmackvollen Anbau erweitert.
Aber dieses Heulen. Es klang, als wäre der Hund verletzt. Um ein verletztes Tier hätten nette Leute wie die Freemans sich sofort gekümmert ... wieso taten sie es also nicht?
Henrietta stand auf (wobei sie leicht zusammenzuckte, als ihr Hintern das wohltuende Loch im Luftkissen-Donut verließ) und trat ans Fenster. Sie konnte den Split-Level-Bungalow der Freemans sehr gut sehen, obwohl das Morgenlicht nicht scharf und klar war wie sonst Ende Oktober, sondern lustlos grau wirkte. Am Fenster konnte sie Buddy noch besser hören, aber dort drüben war keine Bewegung zu erkennen. Das Haus war stockfinster, nicht einmal eine Coleman-Laterne stand in irgendeinem Fenster. Sie hätte vermutet, die Freemans seien weggefahren, aber beide Wagen standen in der Einfahrt. Und wohin hätten sie auch fahren können?
Buddy heulte weiter.
Henrietta schlüpfte in Morgenmantel und Hausschuhe, dann trat sie ins Freie. Als sie auf dem Gehsteig stand, hielt ein Auto neben ihr. Der Fahrer war Douglas Twitchell, der offenbar ins Krankenhaus wollte. Er hatte gerötete Augen und hielt einen Becher Kaffee aus dem Sweetbriar Rose in der Hand, als er ausstieg.
»Alles in Ordnung, Mrs. Clavard?«
»Ja, aber bei den Freemans stimmt irgendwas nicht. Hören Sie das?«
»Ja.«
»Dann müssten sie selbst es auch hören. Ihre Autos sind da warum kümmern sie sich dann nicht darum?«
»Ich sehe mal nach.« Twitch trank einen Schluck Kaffee, dann stellte er den Becher auf die Motorhaube seines Wagens. »Sie bleiben hier.«
»Unsinn«, sagte Henrietta Clavard.
Sie gingen ungefähr zwanzig Meter auf dem Gehsteig weiter, dann die Einfahrt der Freemans hinauf Der Hund heulte und heulte. Trotz der lauen Wärme dieses Morgens lief Henrietta ein kalter Schauder über den Rücken.
»Die Luft ist wirklich schlecht«, sagte sie. »Wie damals in Rumford, als ich jung verheiratet war und alle Papierfabriken noch in Betrieb waren. Das kann für Menschen nicht gesund sein.«
Twitch grunzte, dann klingelte er an der Haustür der Freemans. Als das keine Reaktion auslöste, klopfte er an die Tür und hämmerte schließlich
Weitere Kostenlose Bücher