Die Arena
dagegen.
»Vielleicht ist sie nicht abgesperrt«, sagte Henrietta. »Ich weiß nicht, ob das richtig wäre, Mrs .... «
»Ach, Unsinn.« Sie drängte sich an ihm vorbei und versuchte, den Türknopf zu drehen. Die Tür ließ sich öffnen. Das Haus dahinter war still und voller dunkler Morgenschatten. »Wil1?« , rief sie. »Lois? Seid ihr da?«
Keine Antwort, aber weiter unablässiges Heulen. »Der Hund ist hinter dem Haus«, sagte Twitch.
Geradeaus durchs Haus abzukürzen, wäre schneller gewesen, aber das mochte keiner von ihnen, deshalb gingen sie die Einfahrt entlang weiter und auf dem überdachten Weg zwischen dem Haus und der Garage hindurch, in der Will nicht seine Autos, sondern seine Spielsachen stehen hatte: zwei Schneemobile, ein Quad, eine Enduro von Yamaha und eine üppig ausgestattete Honda Goldwing.
Der Garten hinter dem Haus war von einem Sichtschutzzaun umgeben, dessen Tor auf den überdachten Weg hinausführte. Als Twitch das Zauntor öffnete, wurde er sofort von einem dreißig Kilogramm schweren verzweifelten Setter angesprungen. Er stieß einen überraschten Schrei aus und riss die Hände hoch, aber der Hund wollte ihn nicht beißen; Buddy befand sich ganz im Bitte-rette-mich-Modus. Er stellte seine schmutzigen Pfoten auf die Brust von Twitchs letztem sauberem Kittel und fing an, ihm sabbernd das Gesicht abzulecken.
»Lass das!«, schrie Twitch. Er stieß Buddy weg, der zu Boden ging, aber sofort wieder auf zwei Beinen stand, frische Sputen auf Twitchs Kittel hinterließ und ihm mit einer langen rosa Zunge über die Wange fuhr.
»Sitz, Buddy, sitz!«, befahl Henrietta ihm, und der Hund sank sofort auf die Hinterbeine zurück, winselte und sah abwechselnd von einem zum anderen. Unter ihm begann sich eine Lache aus Urin auszubreiten.
»Mrs. Clavard, das sieht nicht gut aus.« »Nein«, bestätigte Henrietta.
»Vielleicht bleiben Sie lieber bei dem H ... «
Henrietta schüttelte nur den Kopf, marschierte in den umzäunten Garten der Freemans und überließ es Twitch, zu ihr aufzuschließen. Buddy schlich mit hängendem Kopf und eingezogenem Schwanz neben ihnen her und winselte untröstlich.
Vor ihnen erstreckte sich eine Natursteinterrasse, auf der ein Gasgrill stand. Der Grill war ordentlich mit einer grünen Plane mit dem Aufdruck DIE KÜCHE IST GESCHLOSSEN abgedeckt. An die Terrasse schloss sich auf dem Rasen eine kleine Plattform aus Redwood mit dem Whirlpool der Freemans an. Als Grund für den Sichtschutzzaun vermutete Twitch, dass sie nackt dahinter sitzen, vielleicht sogar ein bisschen schmusen konnten, wenn sie Lust dazu hatten.
Will und Lois saßen jetzt darin, aber ihre Schmusetage waren vorüber. Sie hatten sich durchsichtige Plastikbeutel über den Kopf gezogen. Die Beutel schienen am Hals mit braunem Bindfaden oder Gummibändern zusammengeschnürt zu sein. Sie waren innen beschlagen, aber nicht so sehr, dass Twitch die purpurrot angelaufenen Gesichter nicht hätte erkennen können. Auf dem Redwood-Tablett zwischen den sterblichen Überresten von Will und Lois Freeman standen eine Flasche Whiskey mit zwei Gläsern und daneben ein leeres Medizinfläschchen.
»Stopp«, sagte Twitch. Er wusste nicht, ob er mit sich selbst, mit Mrs. Clavard oder mit Buddy sprach, der eben wieder ein trauriges Heulen ausgestoßen hatte. Die Freemans konnte er jedenfalls nicht gemeint haben.
Aber Henrietta blieb nicht stehen. Sie marschierte unbeirrbar zum Whirlpool weiter, stieg in kerzengerader Haltung die beiden Stufen zur Wanne hinauf, betrachtete die verfärbten Gesichter ihrer durchaus netten (und durchaus normalen, hätte sie gesagt) Nachbarn, warf einen Blick auf die Whiskeyflasche, sah, dass es Glenlivet war (wenigstens waren sie stilvoll aus dem Leben geschieden), und griff dann nach dem Medizinfläschchen mit dem Etikett von Sanders Hometown Drug.
»Ambien oder Lunesta?«, fragte Twitch bedrückt.
»Ambien«, sagte sie und war selbst überrascht, wie normal ihre Stimme klang. »Ihres. Vermutlich haben sie es sich letzte Nacht geteilt.«
»Sehen Sie einen Abschiedsbrief?«
»Nicht hier«, sagte sie. »Vielleicht im Haus.«
Aber sie fanden keinen, zumindest an keinem der logischen Orte, und beide konnten sich keinen Grund dafür vorstellen, einen Abschiedsbrief zu verstecken. Buddy folgte ihnen von Zimmer zu Zimmer - nicht mehr jaulend, sondern tief hinten in der Kehle winselnd.
»Ihn nehme ich wohl am besten mit«, sagte Henrietta.
»Das müssen Sie. Ins Krankenhaus kann ich ihn
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