Die Arena
Arzthelfer.«
»Ich weiß, wer sie ist.«
»Am besten kontrollierst du auch, ob die Shumway noch da ist. Sie soll bei Libby Piper, der Pastorin mit dem bösartigen Hund, untergekommen sein. Falls du eine oder mehrere dieser Frauen antriffst, frag sie nach dem Aufenthaltsort unserer Ausbrecher aus.«
»Harte oder sanfte Tour?«
»Mittel. Everett und Barbara müssen nicht unbedingt sofort geschnappt werden, aber ich wüsste gern, wo die bei den sich rumtreiben.«
Auf den Stufen vor dem Rathaus atmete Big Jim die übelriechende Luft tief ein und seufzte dann hörbar befriedigt. Auch Carter war sehr zufrieden. Vor einer Woche hatte er noch Schalldämpfer gewechselt und eine Schutzbrille getragen, damit ihm bei der Arbeit keine Rußflocken von Auspuffanlagen, die von Streusalz zerfressen waren, in die Augen gerieten. Heute war er ein Mann in einflussreicher Position. Dafür erschien ihm etwas schlecht riechende Luft als ein geringer Preis.
»Ich möchte dich etwas fragen«, sagte Big Jim. »Wenn du nicht darauf antworten willst, ist es auch in Ordnung.« Carter sah ihn an.
»Die junge Bushey«, sagte Big Jim. »Wie war sie? War sie gut?« Carter zögerte, dann sagte er: »Anfangs ein bisschen trocken, aber dann feucht wie sonstwas.«
Big Jim lachte. Sein Lachen klang metallisch wie das Geräusch von Münzen, die in das Geldfach eines Spielautomaten fallen.
1 4
Mitternacht, und der rosa Mond neigte sich dem Horizont über Tarker's Mills zu, wo er bis zum Morgengrauen verharren und zuletzt geisterhaft blass wirken würde, bevor er irgendwann verschwand.
Julia ging langsam durch die Obstplantage, wo das Land der McCoys auf der Westseite der Black Ridge abfiel, und war nicht überrascht, als sie auf eine dunkle Gestalt stieß, die an einen Baum gelehnt dasaß. Rechts von ihr sandte der Kasten mit dem eingravierten fremdartigen Symbol alle fünfzehn Sekunden einen Energieblitz aus: der kleinste, seltsamste Leuchtturm der Welt.
»Barbie?«, fragte sie halblaut. »Wie geht's Ken?«
»Der ist in San Francisco, um bei der Gay Pride Parade mitzumarschieren. Ich wusste schon immer, dass der Junge schwul ist.«
Julia lachte, dann ergriff sie seine Hand und küsste sie. »Mein Freund, ich bin schrecklich froh, dass du in Sicherheit bist.«
Er schloss sie in die Arme und küsste sie auf beide Wangen, bevor er sie wieder losließ. Lange Küsse. Fast echte. »Meine Freundin, das geht mir genauso.«
Sie lachte wieder, fühlte aber zugleich einen Schauder, der sie vom Hals bis zu den Knien durchlief. Einen Schauder, den sie kannte, aber lange nicht mehr gespürt hatte. Langsam, Mädchen, ermahnte sie sich. Er ist jung genug, um dein Sohn sein zu können. Nun ja ... wenn sie mit dreizehn schwanger geworden wäre. »Die anderen schlafen alle«, sagte Julia. »Sogar Horace. Er schläft bei den Kindern. Sie haben ihn Stöcke apportieren lassen, bis seine Zunge fast über den Boden geschleift hat. Bestimmt glaubt er jetzt, dass er gestorben und in den Hundehimmel gekommen ist.«
»Hab versucht zu schlafen. Konnte nicht.«
Zweimal war er fast eingeschlafen, aber beide Male hatte er davon geträumt, in seiner Zelle Junior Rennie gegenüberzustehen. Beim ersten Mal war Barbie gestolpert: Statt einen Sprung zur Seite zu machen, war er auf der Koje gelandet und hatte dort ein perfektes Ziel geboten. Beim zweiten Mal hatte Junior mit einem unglaublich langen Kunststoffarm durch die Gitterstäbe gegriffen und ihn lange genug festgehalten, um ihn erschießen zu können. Danach hatte Barbie die Scheune verlassen, in der die Männer schliefen, und war hierhergekommen. Die Luft roch noch immer wie in einem Raum, in dem vor einem halben Jahr ein lebenslänglicher Kettenraucher gestorben war, aber sie war besser als die Luft in The Mill.
»So wenige Lichter da unten«, sagte sie. »In einer gewöhnlichen Nacht wären es zehnmal mehr, selbst um diese Zeit. Und die Straßenlaternen würden aussehen wie doppelreihige Perlenschnüre.«
»Dafür gibt's das hier.« Barbie hatte weiter einen Arm um sie gelegt, aber er hob die freie Hand und zeigte damit auf den Leuchtgürtel. Ohne die Barriere, an der er abrupt endete, hätte er einen Vollkreis gebildet. So erschien er hufeisenförmig.
»Ja. Weshalb hat Cox ihn deiner Meinung nach nicht erwähnt?
Sie müssen ihn doch auf ihren Satellitenaufnahmen sehen.« Julia überlegte. »Zumindest hat er mit mir nicht darüber gesprochen. Mit dir vielleicht?«
»Nein - und das hätte er getan.
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