Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
Schwierigkeit lag darin, die scharfen Ecken zu umrunden, an denen der Pfad scharf abbog. Plötzlich waren die Hinterhufe von Anvars Pferd hinter einer Biegung verschwunden, und vor Aurian war nichts mehr als der riesige dunkle Schlund. Ein falscher Tritt, wenn sie um diese Ecke ging … Sie trat taumelnd zurück und preßte sich mit dem Rücken gegen die tröstliche Oberfläche der Klippen, unfähig, sich zu bewegen. Ihr Pferd, das darauf brannte, seinem verschwundenen Kameraden zu folgen, stupste sie mit der Nase an und drängte sie damit näher an den Abgrund heran, so daß sie beinahe ihre Fackel fallengelassen hätte. »Laß das!« Aurian zitterte vor Angst, und das Herz saß ihr in der Kehle; sie schlug dem Pferd hart auf die Nase, und das Tier wich mit vor Überraschung weit aufgerissenen Augen einen Schritt zurück.
    »Was ist da oben los? Warum die Verzögerung?« Harihns Stimme kam von weiter unten. Aurian holte tief und ruhig Luft. »Sei kein Schwächling«, schalt sie sich. »Wenn Anvar seine Angst vor dem Wasser überwinden konnte, dann wirst du doch sicher mit dem hier fertig!« Fest stand, daß niemand ihr zur Hilfe kommen würde. Der Pfad war vor ihr und hinter ihr von Pferden versperrt.
    »Es ist alles in Ordnung«, rief sie zurück und wünschte sich, es wäre wirklich so. Während sie ihren Rücken weiter fest gegen den Felsen preßte, schlängelte sie sich Schritt für Schritt schlurfend um die Ecke, gefolgt von dem gezüchtigten Pferd, das nun respektvoll Abstand von ihr hielt. Sobald sie die Biegung hinter sich hatte und wieder den festen, sanft ansteigenden Pfad vor sich sah, hätte Aurian vor Erleichterung zusammenbrechen können, aber es lag noch immer ein langer Marsch vor ihr, und sie hielt die anderen auf. Ihr trockener Mund verzog sich zu einer grimmigen, schmalen Linie, und sie hob ihre Fackel und trottete weiter.
    Es war ein grausamer Marsch. Alles in allem mußten sie neun von diesen furchterregenden Biegungen umrunden, bevor sie oben angekommen waren, und je höher sie kletterten, um so müder und widerwilliger wurden die Pferde. Aurians Rücken und Beine begannen zu schmerzen, bis jeder Schritt eine Tortur war und sie um Atem rang. Der Abgrund war bald auf ihrer linken Seite, bald auf ihrer rechten und dann wieder links, während der Pfad sich hin- und herwand, und die einzige Gelegenheit, bei der Aurian ein kurzes Aufatmen vergönnt war, war die Stelle, an der sich der Weg in die Felsen hineinbohrte und auf diese Weise zu beiden Seiten wunderbare feste Wände schuf. Zweimal während des Aufstiegs hörte sie einen grauenhaften Schrei von oben, und Männer und Pferde stürzten gefährlich nah an ihr vorbei; und wenn sie schließlich den dumpfen, feuchten Aufprall hörte, wurde ihr jedesmal übel, und sie zitterte am ganzen Leib.
    »Aurian! Ist mit dir alles in Ordnung?«
    Die Magusch sah sich benommen um. Vor ihr und zu beiden Seiten war der Boden plötzlich eben – sie hatte den Gipfel erreicht! Sanft löste Anvar ihre Finger von der Fackel und den Zügeln des Pferdes und gab beides Bohan. Dann legte er ihr einen Arm um die Schultern und führte sie vom Abgrund weg. In den Schatten der Felsen, die auf dem Gipfel standen, klammerte sie sich an ihn, schlang ihre Arme um seinen Hals und barg ihr Gesicht an seiner Schulter. Er hielt sie fest, bis ihr Atem ruhiger geworden war und ihr Zittern nachgelassen hatte.
    »Nun, nun«, sagte er sanft, und sein Atem kitzelte sie am Ohr, »ich habe dir doch gesagt, daß du es schaffen würdest.« Aurian hob ihren Kopf, um ihn anzusehen, und zog eine Grimasse.
    Harihn stand am Rande der Klippen und blickte ein letztes Mal auf das Land herab, das er hätte beherrschen können. Da unten in der Stadt feierten die Menschen. Feuerwerke wölbten sich hoch in die Luft, mit Kometenschwänzen aus silbernen Funken, die schließlich als ein rotes, goldenes und grünes Blütenmeer über den Nachthimmel zogen. Ihr Licht fand am Boden ein Ende – in den Flammen der brennenden Sklavenmärkte.
    »Bedauern, Prinz?« Aurian war leise hinter ihn getreten, zusammen mit Anvar, der ihr wie ein Schatten auf dem Fuß folgte. »Wenn Ihr zurückkehren wollt, bin ich sicher, daß Euer Volk euch willkommen heißen würde.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die Nerven für eine Revolution. Außerdem lauern in diesem Palast zu viele schlimme Erinnerungen auf mich. Mein Weg liegt da vorn. Xiang wird sich zweifellos einen neuen Erben beschaffen.«
    »Aber nicht mit

Weitere Kostenlose Bücher