Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
junge Anvar? Also wahrhaftig! Forral hat ja immer gedacht, der Junge hätte es in sich.«
»Die schlechte Nachricht ist die, daß sie glauben, sie sei in den Südlichen Königreichen, wenn überhaupt irgendwo.«
»Was? Wie, zum blauen Kuckuck, ist sie denn dahin gekommen?«
Elewin erzählte Parric, was er mitangehört hatte. »Du siehst also, wie ernst die Situation ist«, endete er schließlich. »Wenn Eliseth mit dem Wetter herumpfuscht, würde es nicht nur Aurian in Gefahr bringen, es wäre eine Katastrophe für unser ganzes Volk – schlimmer als irgend etwas, das uns seit der Verheerung widerfahren ist.«
Parric runzelte die Stirn. »Das ändert die Lage vollkommen. Ich werde natürlich mit Vannor darüber sprechen, aber ich glaube, daß wir die Stadt jetzt verlassen werden. Wir können nicht hierbleiben, wenn es taut, und wir sind der Akademie zu nah, um eine wirksame Streitkraft aufzubauen. Aber wenn Aurian zurückkehrt …«
»Du glaubst, daß sie wiederkommen wird?« Elewin war überrascht.
»Aurian? Natürlich kommt sie zurück! Es würde mehr als eines Ozeans bedürfen, um das Mädchen von Miathan fernzuhalten, nachdem er Forral getötet hat. Ich wette, sie ist bereits auf dem Rückweg, um es mit dem Erzmagusch aufzunehmen. Und wenn sie das tut, dann werden wir hier das ein oder andere erleben.«
»Parric! Wir sprechen von den Magusch«, protestierte Elewin. »So einfach wird es nicht sein.«
Der Kavalleriehauptmann wurde wieder nüchtern. »Ich weiß. Das ist auch der Grund, warum wir eine Armee brauchen. Aurian kann es nicht allein schaffen, ebensowenig wie wir ohne eine Magusch. Aber gemeinsam werden wir vielleicht … Aber wie dem auch sei, ichmuß diese Nachricht unbedingt Vannor überbringen.« Er zögerte und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Elewin, warumkommst du nicht mit mir? Wenn wir irgendwo anders hingehen, werden wir dich als Informanten hier nicht mehr brauchen, und es ist hier zu gefährlich für dich.«
Elewin schüttelte den Kopf, obwohl die Versuchung ungeheuer groß war. »Ich glaube, das wäre falsch. Wenn ich plötzlich verschwinden würde, würden Eliseth und Bragar Verdacht schöpfen und anfangen, nach mir zu suchen, und das könnte euch in Gefahr bringen. Und wenn ihr die Akademie angreifen wollt, werdet ihr jemanden in ihrem Inneren brauchen.«
»Aber es könnte doch Ewigkeiten dauern, bevor wir dazu in der Lage sind.«
»Das kann man nicht ändern. Ich komme schon klar. Außerdem braucht Miathan mich. Ihn so zu sehen, blind und verkrüppelt! Oh, ich weiß, es ist seine eigene Schuld, aber er wirkt so hilflos.«
Parric umklammerte den Arm des anderen Mannes. »Elewin, ich weiß, daß dies eine harte Probe für deine Loyalität ist, und wir sind dir sehr dankbar, aber …«
»Es ist nicht nur das. In der Akademie verändert sich im Augenblick das Gleichgewicht der Macht entscheidend. Sei gewarnt, Parric. Eliseth ist diejenige, vor der man jetzt am meisten Angst haben muß.«
»Ich werde das im Gedächtnis behalten. Aurian hat diese Hexe immer gehaßt. Sieh mal, bist du sicher, daß du nicht mitkommen willst?«
»Ich kann nicht.«
Parric nickte. »Na gut. Du bist ein tapferer Mann, Elewin – tapfer oder dumm. Forral hat immer gesagt, daß es zwischen diesen beiden Dingen keinen großen Unterschied gäbe. Nun lebe wohl, mein Freund. Unsere Gebete gehen mit dir. Vannor wird versuchen, dir ab und zu eine Information zukommen zu lassen.«
»Vannor? Und was ist mit dir?«
»Mit mir? Wenn du mich fragst, verspüre ich plötzlich ein Verlangen, nach Süden zu gehen. Da ist es viel wärmer als hier!« Der Kavalleriehauptmann zwinkerte ihm zu und hob seine Laterne auf, um in dem Schatten im hinteren Teil der Höhle zu verschwinden. Er ließ einen verblüfften Elewin zurück.
Die Abwasserkanäle zogen sich über die ganze Länge und Breite der Stadt, eine demokratische Straße, die die großartige und erhabene Akademie noch mit den niedrigsten Unterkünften verband. Nicht der angenehmste Ort, um sich zu verstecken, aber andererseits verschaffte es den Rebellen auch eine gewisse Befriedigung, sich direkt unter den Nasen der Magusch so frei zu bewegen. Und es war ein Kinderspiel gewesen, den dünnen Stein in dem älteren Teil der Archive zu durchbrechen. Das Loch lag in einer Ecke verborgen, wo ein Felsvorsprung einen Knick in dem Tunnel bildete, so daß die Öffnung im Schatten des vorspringenden Steins lag. Wegen seiner schmalen Gestalt war Parric dazu ausersehen
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