Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
dies geschehen konnte. Ich schwöre, daß wir den Schurken finden und bestrafen werden. Ist mit dir alles in Ordnung, Lady?«
»Mir geht es gut.« Aurian erhob sich taumelnd.
»Laß mich dir helfen.« Yazour half der Magusch, wieder auf ihr Pferd zu steigen, und sie drehte sich mit besorgtem Gesicht noch einmal zu Anvar um.
»Bleib ganz in meiner Nähe«, sagte sie zu ihm. »Bis wir wissen, wer das getan hat, werden wir keine Risiken mehr eingehen. Ich werde Bohan sagen, daß er von jetzt an dein Leibwächter sein soll.« Sie wendete ihr Pferd gekonnt auf den Hinterbeinen, so daß es eine leuchtende Wolke funkelnden Staubs aufwirbelte, und dann war sie verschwunden.
Harihn lachte voller Häme. »Ein Leibwächter, wahrhaftig! Du brauchst eine Amme, Anvar. Du hättest besser Sklave bleiben sollen – oder Eunuch. Kein Mann versteckt sich sein ganzen Leben lang hinter den Röcken einer Frau.«
»Du …« Anvar sprang auf Harihn zu, bereit, ihn aus dem Sattel zu ziehen. Yazour hinderte ihn jedoch daran, indem er ihn am Arm festhielt.
»Nein, Anvar«, sagte er eindringlich. »Er will doch gerade, daß du ihn angreifst. Wenn du den Prinzen bedrohst, werden seine Soldaten dich ergreifen, und nicht einmal deine Lady könnte dir dann noch helfen.«
Anvar zwang sich, tief Luft zu holen, obwohl er vor Wut zitterte. Er sah Harihn direkt in die Augen. »Ein andermal«, knurrte er. Dann wandte er dem Prinzen den Rücken zu und stieg wieder auf sein Pferd.
Harihns Spott hatte ihn jedoch bis ins Mark getroffen. Anvar ritt neben Bohan her, isoliert von einer Woge des Zorns. Während seine Stute langsam Meile um Meile zurücklegte, wurde sein Zorn immer größer. Es war einfach zuviel! Würde er denn niemals Herr seines eigenen Schicksals sein? Erst ein Diener dann ein Sklave und jetzt, so schien es, weniger als nichts. Und weil er schließlich begriffen hatte, wieviel er Aurian schuldete, war es besonders demütigend, zu wissen, daß er in solchem Maße von ihr abhängig war. Um der Götter willen, er hatte Vannor versprochen, sich um sie zu kümmern! Was für ein Witz! Seine zornigen Gedanken wirbelten im Kreis herum, während er weiter durch die Nacht ritt.
»Anvar?«
Er war so in Gedanken versunken gewesen, daß er nicht gehört hatte, wie Yazour das Ende ihres Rittes verkündet hatte. Er blickte auf und sah Aurian zusammengesunken in ihrem Sattel, wie sie sich den Schleier von einem Gesicht zog, das kreideweiß war. Er wußte, daß die Magie sie wegen ihrer Schwangerschaft immer größere Kraft kostete, und ihre Schwäche rührte daher, daß sie sein Pferd geheilt hatte. Graue Schuld mischte sich unter den roten Nebel seines Zorns. »Lady, laß mich dir helfen.« Er stieg schnell von seinem Pferd, um zu ihr hinüberzulaufen. Zumindest kann ich immer noch die Aufgaben eines Dieners erfüllen, dachte er.
»Es geht schon.« Aurian glitt zu Boden und ignorierte seine ausgestreckte Hand.
Anvar biß die Zähne zusammen und ergriff das Zaumzeug ihres Pferdes. »Ich werde mich darum kümmern. Ruh du dich aus.«
»Ich komme schon zurecht.« Sie versuchte, ihm die Zügel abzunehmen, aber er riß sie wütend zur Seite.
»Ich habe gesagt, ich mache das!«
»Aber warum, um alles in der Welt?« Die Magusch war einen Schritt zurückgetreten, und ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen.
»Nichts! Ich bin ein verdammter Diener, nicht wahr? Also kümmere ich mich um das Pferd. Das ist alles, was die Leute mir zuzutrauen scheinen.«
Die Magusch starrte ihn an, und ihre Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengepreßt. Dann winkte sie Bohan zu sich. »Bohan, würdest du dich bitte um die Pferde kümmern. Ich muß mit Anvar reden.«
Der Eunuch führte die Tiere weg. Aurian ging mit Shia auf den Fersen davon und erwartete offensichtlich, daß Anvar ihr folgen würde. Aus irgendeinem Grund erzürnte ihn das noch mehr.
Harihns Männer waren gerade damit fertig geworden, ihr Zelt aufzuschlagen. Aurian führte Anvar ein Stück davon weg. »Also«, sagte sie, »was stimmt nicht?«
»Was nicht stimmt?« explodierte Anvar. »Wo soll ich anfangen?«
»Warum fängst du nicht damit an, was dich so wütend gemacht hat?« Ihre ruhige Art machte die Dinge nur noch schlimmer, denn alles, was er sich jetzt wünschte, war ein guter, stürmischer Streit, in dem er seinen Zorn abladen konnte.
»Na schön!« schrie er. »Wenn du es unbedingt wissen willst, ich bin es leid, mich von dir retten zu lassen. Ich bin weder dumm noch schwach, noch
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