Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
wiederherzustellen, als das Maguschvolk seine Kräfte benutzt hatte, um die Rasse der Sterblichen zu beherrschen. Um dies zu erreichen, hatte er sich mit gnadenloser Schlauheit und in aller Heimlichkeit seinen Weg zum Rang des Erzmagusch gebahnt. Er und Geraint waren Freunde gewesen, bis Aurians Vater mit seiner zerstörerischen Zuneigung zu den Sterblichen als nächster Erzmagusch nominiert worden war. Es war einfach gewesen, den ›Unfall‹ zu arrangieren, der seinen Rivalen schließlich aus dem Weg räumte, aber Miathan hatte nicht mit dem Schuldgefühl gerechnet, das ihn verfolgte, seit er einen anderen Magusch umgebracht hatte. Er hatte ursprünglich vorgehabt, als Wiedergutmachung Aurian zu seiner Nachfolgerin zu machen. Aber inzwischen hatte er einen neuen Plan für Geraints Tochter entwickelt. Er wollte sie als seine Gefährtin an seiner Seite – und in seinem Bett! Bei diesem Gedanken überschwemmte eine Welle vor Verlangen den Erzmagusch. Ihre Drohung, zu gehen, ließ ihn aufs neue innerlich erstarren. Miathan wußte jetzt, daß es falsch gewesen war, Forral nach Nexis zu holen. Er hatte geglaubt, daß er durch Aurian die Kontrolle über die Stimme des Garnisonschefs im Regierenden Rat erlangen könnte, aber dieser Plan war fehlgeschlagen. Wegen ihrer Anhänglichkeit an ihren sterblichen Freund und Lehrer wurde seine Schülerin immer unlenkbarer, und ihre Loyalität zu ihm, die er über die Jahre hin mühselig aufgebaut hatte, wurde schwächer. Unglücklicherweise gab es gegenwärtig keine Möglichkeit, das Problem zu lösen. Wenn er irgendwie mit Forrals Beseitigung in Zusammenhang gebracht werden konnte, würde Aurian ihm das niemals verzeihen.
Miathan mußte sich mit Geduld wappnen. Früher oder später würde er eine Gelegenheit finden, mit dem Schwertkämpfer abzurechnen. Bis dahin mußte er sich um jeden Preis Aurians Liebe und Vertrauen erhalten. Wenn Forral erst aus dem Weg geräumt war, würde er sie schnell dazu bringen, zu tun, was er wollte, und ihre Kräfte benutzen, um seine Ziele zu verfolgen. Miathan lächelte still in sich hinein. Es konnte doch nicht so schwierig sein, einen einzigen Mann loszuwerden. Forral war doch nur ein Sterblicher.
Aurian war müde, aber zufrieden. Dies war die erste Probe der Fähigkeiten gewesen, zu denen Meiriel ihr verholfen hatte, und alles war gutgegangen. Die vielen Stunden, die sie damit zugebracht hatte, die komplizierten Funktionen des menschlichen Körpers zu studieren und ihre magischen Kräfte so einzusetzen, daß Verletzungen gelindert und die natürlichen Heilungsprozesse beschleunigt wurden, waren nicht vergebens gewesen. Obwohl sie noch viel zu lernen hatte, waren ihre ersten selbständigen Bemühungen ein Erfolg gewesen. Und wie ein Arzt sich die Hände wäscht, so verscheuchte Aurian die letzten bläulich schimmernden Spuren von Maguschlicht, die ihr Heilzauber zurückgelassen hatte.
Ihr neuer Diener ruhte bequem in sauberen Laken in einem Raum, den ein eher wortkarger Forral zur Verfügung gestellt hatte. Jetzt, da er gesäubert war, konnte sie sehen, wie Anvars Verletzungen schnell auf der bleichen glatten Haut verschwanden. Bald würde nichts mehr davon zu sehen sein, und die Magusch war dankbar für ihre Kräfte, die solche Wunder wirken konnten. Anvars Augen öffneten sich, und ihr lebhaftes, intensives Blau nahm Aurian fast den Atem.
»Wie fühlst du dich?« fragte sie.
»Es tut nicht weh«, sagte er erstaunt. »Es tut wirklich nicht weh! Bei den Göttern, ich hatte vergessen …«
Aurian unterdrückte einen in ihr aufwallenden Schwall von Gefühlen. Was hatte der arme Kerl durchgemacht! »Es wird auch nicht mehr weh tun«, versicherte sie ihm. »Dafür habe ich gesorgt.«
»Magusch heilen keine Sterblichen!« Seine Stimme erhob sich ungläubig. »Lady Meiriel wollte meinen Großvater nicht heilen, und er starb!«
Da sie Meiriel kannte, war Aurian unbehaglicherweise klar, daß er vielleicht die Wahrheit sagte. »Also, Lady Aurian heilt Sterbliche«, sagte sie schnell, »und du hast es auf jeden Fall nötig gehabt!«
»Lady – was wird mit mir geschehen?«
Aurian lächelte ihn beruhigend an und versuchte, ihm die Furcht zu nehmen, die sich wieder auf seinem Gesicht zeigte. »Erinnerst du dich nicht? Du wirst von jetzt an mein Diener sein, und ich werde dafür sorgen, daß du niemals wieder so zugerichtet wirst. Du bist jetzt in Sicherheit.«
»Oh.« Er klang alles andere als überzeugt.
Nun, was sollte man von einem Sklaven
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