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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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aber nach der Schnelligkeit seiner Reaktionen zu urteilen, zweifelte Tilda daran. Dann sah sie den Mann, der die Getränke ausschenkte – das Aufflackern einer schattenhaften Bewegung hinter der Durchreiche. Er hielt ein Schwert in der Hand und lauerte hinter dem Fremden in der offensichtlichen Absicht, den Söldnern ihre Arbeit abzunehmen. Zweifellos hoffte er auf eine Belohnung. Er hob den Arm …
    »Hinter dir!« schrie Tilda. Der Fremde duckte sich gerade noch rechtzeitig. Das Schwert streifte ihn mit einem Schlag seitlich am Kopf und krachte hinunter, um sich in den Tresen zu graben, während sein eigentliches Opfer zur Seite sprang und nicht mehr zu sehen war, als die Wachen entschlossen auf ihn zugingen. Zu dieser Zeit hatte Tilda bereits eigene Probleme. Sie hatte genau das getan, was sie sich geschworen hatte, nicht zu tun: sie hatte Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Hände griffen von hinten nach ihr und rissen ihr die Arme auf den Rücken.
    »Behinderung der Stadtwache, wie? Du stehst unter Arrest, du Miststück!« Die Stimme hallte in ihren Ohren wider, gefolgt von warmem Speichel, der sie seitlich im Gesicht traf und dann widerwärtig schleimig über ihre Wange rann. Ihre Arme wurden ihr weiter auf den Rücken gedreht, bis sie vor Schmerz aufschrie – dann sah sie aus den Augenwinkeln plötzlich eine Bewegung und hörte das Geräusch einer Faust, die auf Knochen krachte. Der Griff um ihre Arme lockerte sich so abrupt, daß sie nach hinten taumelte, wo sie von einem anderen Paar Arme aufgefangen wurde – sanfte, hilfsbereite Arme diesmal. Tilda blickte in das häßlichstes Gesicht, das sie je gesehen hatte.
    »Jarvas!« stöhnte sie dankbar. Der verletzte Söldner, der sie festgehalten hatte, war nach Luft ringend zurückgetaumelt, und Blut sickerte ihm durch die Finger, die er sich über das Gesicht gelegt hatte.
    »Der da wird eine Zeitlang keiner Frau mehr wehtun.« Während er sprach, führte Jarvas sie zu einem Hocker im Schutz einer Ecke. Tilda sah mit offenem Mund zu, wie er einen schweren Ast aus dem Holzhaufen neben dem Feuer zog und sich ins Getümmel stürzte.
    Der Fremde hielt nach wie vor die Stellung, aber nur noch mit großer Mühe. Blut sickerte aus einer Kopfverletzung, wo man ihm um ein Haar das linke Ohr abgetrennt hätte. Blut tropfte über seine Rippen und besudelte seine dicke Lederjacke. Obwohl der Kampf sich auf die andere Seite des Raumes verlagert hatte, stand er immer noch mit dem Rücken zur Wand, aber die Wachen, ein Dutzend oder mehr, kamen ihm näher, und Tilda konnte sehen, daß er langsam schwächer wurde. Seine Augen waren bereits glasig, und er taumelte. Jeden Augenblick …
    In dieser Sekunde stürzte sich Jarvas auf die Söldner und schwenkte seinen dicken Ast, den er in beiden Händen hielt. Der ihm am nächsten stehende Wachmann, der nicht gemerkt hatte, daß der um sich schlagende Riese auf sie zustürmte, brach unter der Wucht seines Schlages zusammen. Die anderen drehten sich mit erhobenen Schwertern um, um kurzen Prozeß zu machen mit diesem Wahnsinnigen, der es wagte, sich mit nichts anderem als einem Ast gegen ihre langen Stahlklingen zu stellen. Das war ihr Fehler. Der Fremde, der sah, daß Hilfe nahte, schien neue Kraft zu finden. Mit einem wilden Schrei stürzte er sich auf sie und kämpfte wie ein Derwisch.
    Jarvas wütete wie besessen, ließ seinen Ast auf Arme und Gesichter niederkrachen, wich Schwerthieben aus und richtete größtes Unheil unter den Söldnern an. Es sah so aus, als würde das ungleiche Paar gegen alle Erwartungen gemeinsam den Sieg erringen, als Tilda bemerkte, wie der fette Kerl von einem Kaufmann, der diesen ganzen Ärger begonnen hatte, zur Tür schlich – offensichtlich um Hilfe zu holen. Die Erregung des Kampfes war Tilda zu Kopf gestiegen. Ohne auch nur einen Augenblick lang nachzudenken, griff sie nach ihrem Hocker und schlich sich von hinten an Pendral heran, um ihm einen schweren Schlag auf den Hinterkopf zu versetzen. Das dünne Holz zersplitterte unter der Wucht ihres Schlages, und der fette Mann stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden. Tilda stieß einen Jubelschrei aus. Erst jetzt hatte die Erregung des Kampfes sie wirklich gepackt, und sie griff nach einem weiteren Hocker, um sich auf die übrigen Wachen zu stürzen, wobei sie jedesmal wartete, bis einer ihr den Rücken zuwandte, bevor sie auf ihn einschlug.
    Es war ganz leicht – bis die Wachen bemerkten, daß ihr Angreifer weder ein Riese noch ein Krieger war,

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