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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Messerschnitten übersäten Wände. Die verräucherte Dunkelheit warf zudem noch einen barmherzigen Schleier über die Trinker, denn dies war die rauheste Bierschänke im Hafen, und ihre Kunden waren sogar noch rauher.
    In der tiefen Stille, die seinem Eintritt folgte, warf Hagorn jedem der Gäste, die sich in der Schankstube aufhielten, einen finsteren Blick zu und betastete auf eine Art und Weise den Griff seines Schwertes, von der er hoffte, daß sie etwas Bedrohliches an sich hatte. Das war für gewöhnlich die beste Möglichkeit, jedem Ärger vorzubeugen, und wie erwartet lebten die Gespräche sehr schnell wieder auf, als hätte jeder plötzlich sein Interesse an dem wiedergefunden, was er gerade eben noch getan hatte.
    Der Soldat unterdrückte ein Lächeln. Es verfehlte nie seine Wirkung, dachte er. Warum Schwierigkeiten herausfordern? Er kannte diese Art Leute – er hatte ihresgleichen in jeder Stadt getroffen, die er auf seinen Wanderungen gesehen hatte. Sie waren der Abschaum der Stadt – Hafenarbeiter, Träger, Lumpensammler, Bettler, Einbrecher und Taschendiebe, ausgezehrte, alternde Huren sowohl männlichen wie weiblichen Geschlechts. Ihre erbärmlichen Existenzen ließen ihnen wenig Wahlmöglichkeiten; der ›Hund‹ war wärmer als die Kaimauern, und er war eine winzige Spur sicherer als die schmalen, unbeleuchteten Gassen, in denen das Leben eines Menschen nur ein oder zwei Kupferpfennige wert war und die Tugend einer Frau überhaupt nichts. Das säuerliche, wäßrige Bier war billig, und der selbstgemachte Grog – widerlich schmeckend, aber mit einer Wirkung wie flüssiges Feuer, wie Hagorn schnell herausfand – war sogar noch billiger. Was konnten diese Leute mehr verlangen? dachte der Krieger verbittert. Was konnte irgend jemand mehr verlangen.
    Ja, wirklich, was? Ich weiß, was ich will, dachte Hagorn kläglich. Ich will herausfinden, was, zum Kuckuck, mit Vannor geschehen ist. Es war jetzt viele Tage her, seit sie in die Stadt gekommen waren und sich dann, weil der Kaufmann darauf bestanden hatte, getrennt hatten. Der alte Soldat hatte ihm wieder und wieder gesagt, daß es ein Fehler sei, aber Vannor, den das Verschwinden seiner widerspenstigen Tochter über alle Maßen besorgte, hatte sich geweigert, auch nur auf ein einziges, vernünftiges Wort zu hören. »Wir können sie viel schneller finden, wenn wir uns trennen«, hatte er argumentiert –, und schließlich, als Hagorn am wenigsten damit gerechnet hatte, war er spurlos in dem Labyrinth der nördlichen Hafengebiete verschwunden.
    »Dieser verfluchte Narr«, murmelte Hagorn bei sich, während er dem lächerlichen, spitzgesichtigen Zwerg hinter dem Tresen eine weitere Flasche mit dem billigen, braunen Spülwasser abkaufte. Ihm wäre der Grog lieber gewesen, aber das Ale reichte länger. Sobald er dieses letzte Silber ausgegeben hatte, würde es nichts mehr davon geben – zumindest nicht in Nexis. Man würde schon bald nach ihm suchen. Nachdem er Vannors letzte Münzen verbraucht hatte, hatte er sich als Privatwache bei dem Gildeherrn Pendral verdingt – einem fetten, geldgierigen, kleinen Bastard mit einigen ausgesprochen widernatürlichen Gewohnheiten. Er war einer der vielen Händler, die sich mit Miathan verbündet hatte, um aus den notleidenden Armen der Stadt einen schnellen Profit herauszupressen, solange das noch möglich war.
    Hagorn seufzte. Ich gebe einen lausigen Spion ab, dachte er. Vannor hätte jemanden mit weniger heftigem Temperament und mehr Verstand schicken sollen. Es hatte sich herausgestellt, daß es dem Krieger einfach nicht möglich war, im Angesicht von Pendrals widerlicher Gier seinen Mund zu halten, und so hatte er sich schließlich angewöhnt, seinen Kummer zu ertränken, was in seiner gefährlichen Situation beileibe nicht gut war. Die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen war das letzte, was er brauchen konnte; aber heute hatte Pendral ihn entlassen, weil er betrunken gewesen war, während er ein Lagerhaus bewachen sollte, und die Beleidigungen dieses arroganten Schweinekerls waren mehr gewesen, als der alte Soldat sich hatte gefallen lassen können. Zugegeben, es war wahrscheinlich ein Fehler gewesen, den kleinen Bastard mit dem Kopf zuerst in diese Jauchegrube zu werfen, aber … Einen Augenblick lang hellte Hagorns düstere Stimmung sich auf, und er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Bei allen Göttern, es war die Sache wert gewesen!
     
    Für Tilda schien die Taverne an einem rauhen, schwarzen

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