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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Miathans Flüche.
    Die Magusch riß die Augen auf und sah, wie ein Strom magerer, grauer Gestalten durch die Tür schoß. Die Welt schien für einen Augenblick in einem blendenden Blitz dunkler und heller Mächte auseinanderzufallen. Die ängstlichen Wölfe blieben zögernd in der Tür stehen. Nereni schrie noch einmal auf und ließ das Kind in die Pelze fallen, als hätte es sie verbrannt. Miathan, den die Tiere einen Augenblick lang abgelenkt hatten, drehte sich wieder zu dem unglücklichen Baby um, das in seinen vielen Decken nicht mehr zu erkennen war, und als er den Dolch hob …
    Aurian begriff, daß sie endlich frei war. Ohne einen Augenblick zu verlieren, griff sie nach ihren Mächten, die so lange verloren gewesen waren, und rief das Wolfsrudel. Ihre gerade erst von ihren Fesseln befreite Magie flammte in ihr auf wie eine Fontäne herrlichen Feuers. Auf ihre Bitte hin schoß die große, graue Gestalt des vordersten Wolfs nach vorn, stürzte sich auf Harihns besessenen Körper und schleuderte ihn zu Boden. Der Dolch flog ihm in einem hohen, glitzernden Bogen aus der Hand, bevor die Wölfe sich um ihn herum drängten. Aurian hatte noch Zeit für einen letzten Blick auf Harihns Gesicht; sie sah das maßlose Entsetzen in seinen Augen und bemerkte, daß seine Seele wieder seine eigene war. Mit einem wütenden Knurren floh Miathans körperlose Gestalt aus dem Raum, während die Wölfe in einer Fontäne aus Blut Harihns Kehle durchbissen. Von unten konnte Aurian die leiser werdenden Schreie der Wachen hören, als die übrigen Tiere des Wolfsrudels über sie herfielen. Nereni kauerte schluchzend in einer Ecke und verbarg ihr Gesicht.
    Aurian zitterte am ganzen Leib, denn das grausame Blutvergießen erschütterte sie bis in die tiefsten Tiefen ihrer Seele. Dann jedoch zog sie sich hoch, getrieben von einer letzten, verzweifelten Notwendigkeit – um herauszufinden, ob Forrals Kind seine furchtbare Geburt überlebt hatte. Sie wagte kaum zu atmen, als sie die Pelze sanft beiseite schob – und was sie erblickte, entriß ihrer Seele einen Schrei qualvollster Verzweiflung.
    Aurians Verstand weigerte sich, zu akzeptieren, was sie sah. Das Zimmer verschwamm vor ihren Augen, und sie stürzte in tiefe Dunkelheit, während sie auf ihrem Bett zusammenbrach und ihr Geist von Grauen gepeinigt ins Vergessen floh.

 
22
Die dunkelste Straße
     
     
    Er hatte geträumt, die Berge würden lebendig. Anvar stöhnte und öffnete die Augen in einer Dunkelheit, die so vollkommen war, daß er sie nicht einmal mit seiner Maguschsicht durchdringen konnte. Was war nur geschehen? überlegte er verwirrt. In der einen Minute war er auf die Tür des Turms zugestürmt, in der nächsten löste sich alles um ihn herum auf … Die Erinnerung kehrte zurück, und mit einem Stöhnen setzte der Magusch sich plötzlich auf – oder versuchte es jedenfalls. Er konnte sich nicht rühren. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, auf einer rauhen, unebenen Oberfläche, die sich unter ihm neigte, so daß sein Kopf tiefer lag als seine Füße. Sein linker Arm, der unter seinem Körper eingeklemmt war, war vollkommen taub. Anvar hoffte, daß der Mangel an Gefühl auf den eingeschränkten Blutkreislauf zurückzuführen war. Den rechten Arm hatte er ausgestreckt, und seine Hand umklammerte den Stab der Erde nach wie vor.
    Der Magusch faßte neuen Mut, als er bemerkte, daß er das kostbare Artefakt nicht verloren hatte. Also konzentrierte er seinen ganzen Willen und rief die Kräfte des Stabs, bis ein schwaches, grünes Schimmern seine Umgebung beleuchtete. Anvar stockte der Atem. Einen Augenblick lang glaubte er, vor Entsetzen den Verstand verlieren zu müssen. Er war ringsum von undurchdringlichen Felsmassen umgeben.
    Schließlich jedoch besiegte die Vernunft seine Panik, und es kam ihm in den Sinn, daß er ja überhaupt nicht zerquetscht wurde, sondern im Gegenteil, daß er nicht einmal den geringsten Druck spürte. Dann fiel es ihm wieder ein. Das Turmzimmer. Das Messer des Hohenpriesters, das auf ihn zuschoß … Und sein Schild. In seiner Hast, seinen Feind zu bezwingen, hatte er vergessen, seinen Schild zu senken.
    Eine Woge schwindelerregender Erleichterung umfaßte den Magusch. Er stieß ein beinahe hysterisches Lachen aus und schauderte bei dem Gedanken daran, wie knapp er dem Tode entronnen war. Wenn Schwarzkralle das Messer nicht geworfen hätte … Dann jedoch wurde Anvar klar, daß seine Erleichterung verfrüht war. Der Schild hatte ihn

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