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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Schreckens stürzten seine Gedanken in einen Strudel der Verwirrung. Sein Verstand weigerte sich zu begreifen, was in Wirklichkeit geschehen war. Die gewaltige Schattengestalt, die riesige Hand, die ihn aufgefangen und in Sicherheit gebracht hatte … Es mußte ein Traum gewesen sein – eine Art Halluzination, die auf extreme Angst zurückzuführen war. Die Worte dieser fremden Frau schienen so sinnlos, so – so normal nach seinem letzten verrückten und beängstigenden Abenteuer, daß Anvar in hysterisches Gelächter ausbrach. Ihr wütendes Stirnrunzeln und ihre ungeduldigen Worte trugen nur dazu bei, daß er nun vollends die Fassung verlor. Während er den Stab, den er selbst in der Umklammerung des Ungeheuers verzweifelt festgehalten hatte, an seine Brust preßte, lachte Anvar, bis ihm die Tränen übers Gesicht rannen, bis seine Rippen schmerzten, bis er keine Luft mehr bekam und nur noch hilflos keuchen konnte.
    Ein Schatten senkte sich über seinen von Tränen verschwommenen Blick, als eine andere Gestalt neben die Frau trat. Anvar wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, blickte auf und erkannte den Riesen, der die Moldan besiegt hatte und der jetzt auf beinahe menschliche Größe geschrumpft war. Das Lachen erstarb ihm in der Kehle. »Es war also Wirklichkeit …« ächzte er. Über dem Kopf des Fremden schwebte wie ein unwirklicher Schatten das Bild einer weit verzweigten, mit einem Geweih geschmückten Krone. Dann fiel der Blick des Magusch auf diese Hand, die jetzt nicht größer war als seine eigene. Die Hand, die groß genug gewesen war, um seinen Körper aufzufangen … Langsam hob er den Blick von der Hand zu diesen unergründlichen, nicht menschlichen Augen. »Wer bist du?« flüsterte er.
    Der Mann antwortete ihm nicht, sondern sah statt dessen die Frau an. »Es tut mir leid, Lady«, sagte er. »Ich hatte so für dich gehofft, daß … Aber da dies nicht Aurian ist, möchte ich doch wissen, wer …«
    »Aurian?« Anvars Furcht war vergessen. »Was wißt ihr von Aurian?«
    Die Hand der Frau schoß hervor, um seinen Arm zu umklammern, und ihre Finger gruben sich wie Klauen in seine Haut. »Was weißt du von ihr?« stieß sie hervor. In ihren Augen loderte heiße Sehnsucht. »Hellorin sagte, du seiest ein Magusch, aber ich kenne alle Magusch. Du bist keiner von ihnen. Was hast du mit meiner Tochter zu tun?«
    »Du bist Eilin?« ächzte Anvar. »Aurians Mutter? Aber wo, zum Kuckuck, bin ich denn jetzt?«
    »In meinem Reich«, erwiderte die tiefe Stimme des Mannes. Er blickte noch einmal zu Eilin hinüber. »Ich glaube, wir sollten ihn besser nach Hause bringen.« Mit diesen Worten legte er Anvar eine Hand auf die Stirn, und dann verlor der Magusch das Bewußtsein.
     
    Als Anvar erwachte, lag er zusammengerollt in einem tiefen, weichen Sessel neben einem hell lodernden Feuer. Jemand hatte ihn in eine Decke aus einem merkwürdigen Stoff eingehüllt, der leicht und doch warm war, und er trug ein Hemd aus dem gleichen Stoff, dessen Farbe ein schimmerndes, wechselhaftes Graugrün war. Außerdem bemerkte er, daß er ein Lederwams anhatte. Für einen Augenblick erfaßte ihn panische Angst, und er suchte verzweifelt nach dem Stab der Erde, aber zu seiner Erleichterung lehnte er neben ihm am Sessel. Erst jetzt bemerkte er den niedrigen Tisch vor dem Feuer, auf dem Essen und Trinken standen. Und erst jetzt sah er, daß ihm seine beiden Retter gegenübersaßen. Als er sich in dem Raum umsah, weiteten sich seine Augen vor Überraschung. »Also wirklich, das ist ja genauso wie die Große Halle in der Akademie«, stieß er hervor.
    Der Mann ließ von seinem Platz auf der anderen Seite des Kamins ein Kichern hören. »Genau D’arvans Worte! Bezweifelst du immer noch, Eilin, daß er ein Magusch ist?«
    »D’arvan?« unterbrach Anvar ihn verblüfft. »D’arvan ist hier?« Von Minute zu Minute wurde ihm klarer, daß es sich um einen Traum handeln mußte.
    »Du kennst meinen Sohn?«
    »Was ist mit Aurian?«
    Die beiden Fremden hatten gleichzeitig zu sprechen begonnen. Anvar sah von einem Gesicht zum anderen. »Ich glaube nicht, daß ich im Augenblick überhaupt noch etwas weiß«, seufzte er.
    Ein Ausdruck, der stark an Mitleid erinnerte, ließ das strenge, fein gemeißelte Gesicht von Anvars Retter plötzlich weicher erscheinen. »Hier.« Er reichte dem Magusch einen randvoll mit Wein gefüllten Kristallkelch. »Trink, iß und erhol dich erst einmal! Du hast den Schock über den Angriff der Moldan noch immer

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