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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Gesetzlose bemühte sich nach Kräften, auf Geräusche der Verfolgung zu lauschen, was keine leichte Aufgabe war, da die Hufschläge der beiden Tiere mit ihren verwirrenden Echos von den sie umgebenden Steinen widerhallten. Aber es war nichts zu hören. Die Angst vor der Katze hatte die Khazalim davon abgehalten, ihm zu folgen – noch. Mit dem erschrockenen Maultier im Schlepptau, das nur widerwillig hinter ihnen herlief, kostete es Schiannath gewaltige Anstrengung, sein Pferd zu einem schnelleren Schritt zu drängen. Dennoch folgten sie den qualvoll engen Biegungen des steinernen Passes, bis er ein Geräusch hörte, bei dem es ihm kalt vor Entsetzen wurde. Irgendwo vor ihm, schrie ein Pferd, unkontrolliert und schrill, gequält von furchtbarer Angst.
    Der Gesetzlose, der den würgenden, verzweifelten Geräuschen folgte, fand Iscalda in einem schmalen Hohlweg, der von dem Paß abzweigte. Die Schreie der Stute hallten zwischen den hohen Wänden wider, ihre Flanke waren durchnäßt vom Angstschweiß, und ihre Augen rollten wild, so daß die weißen Ränder sichtbar wurden, während sie sich auf die Hinterbeine stellte und vor dem fauchenden Schatten, der auf sie zustürzte, zurückwich.
    Schiannath, der sein verängstigtes Reittier nur mit Mühe unter Kontrolle hielt, tastete nach seinem Bogen. Fort! Zu spät fiel ihm ein, daß er ihn verloren hatte, als die Pferde von der Katze aufgescheucht worden waren. Die Ohren der Katze zuckten zurück, sie hatte ihn bemerkt. Schiannath schlug auf sein Reittier ein und versuchte, es gegen dessen Willen weiterzuzwingen, während er sich auf das furchtbare Risiko vorbereitete, diese ehrfurchtgebietende Kreatur niederreiten zu wollen. Das Pferd bäumte sich auf und schrak zurück; es hatte Angst, sich der Katze zu nähern, aber Schiannaths Schläge machten es halb wahnsinnig. Das Maultier wurde hysterisch, bäumte sich auf und wirbelte am Ende seines Seils immer wieder herum, bis die beiden Tiere sich unentrinnbar ineinander verheddert hatten. Der Gesetzlose hatte kaum Zeit, seine Beine frei zu bekommen, bevor die Welt plötzlich kopfstand, als sein Pferd zu Boden ging. Rollend brachte er sich in Sicherheit und landete auf Händen und Knien – und sah direkt in die flammenden Augen der riesigen Katze.
    »Verfluchter Mist!« Die Worte waren nur ein Wispern in seiner trockenen Kehle. Der Gesetzlose bewegte eine zitternde Hand auf sein Schwert zu, und die Katze stieß ein leises, warnendes Knurren aus. Mit einem entsetzten Aufstöhnen erstarrte Schiannath. Plötzlich begann das ehrfurchtgebietende Geschöpf, sich zurückzuziehen. Gütige Göttin – konnte sie etwa Angst vor ihm haben?
    Die Katze knurrte abermals, ein wenig leiser diesmal, und machte sich mit den Pfoten an etwas zu schaffen, das auf dem Boden lag – eine schlaffe, dunkle Gestalt, die unbemerkt im Schatten eines Felsens gelegen hatte. Das Tier hatte also ein anderes Opfer. Bei der Erinnerung an den Krieger, der aus dem Turm geflohen war, durchflutete Schiannath eine beschämende Woge der Erleichterung. Wenn die Katze genug zu fressen hatte, würde sie ihn womöglich gehen lassen. Gab es vielleicht die Chance, daß er sein zu Boden gestürztes Khazalimpferd opfern und eine Möglichkeit finden konnte, Iscalda hier herauszubekommen? Die riesige Katze, die immer noch über dem gefallenen Krieger stand, stieß ein schrilles Heulen aus, das für Schiannaths angespannte Sinne beinahe wie Ungeduld wirkte. Der Dämon senkte seinen Kopf in den Schnee und hob mit den Kiefern etwas auf; einen Stock oder eine Art verdrehter Wurzel, die in einem schwindelerregenden, pulsierenden, smaragdfarbenen Licht erstrahlte. Wieder einmal bohrten sich die flammenden Augen in die seinen hinein. Smaragdgrün und Gold vereinten sich zu einem schwindelerregenden Wirbel, und Schiannath stürzte, stürzte in das Licht …
    Der Gesetzlose öffnete die Augen. Auf einer Seite seines Gesichtes spürte er einen dumpfen, tauben Schmerz, dort wo er im Schnee gelegen hatte, und sein Körper wurde von Zittern geschüttelt. Sein Kopf hämmerte, als würde er gleich explodieren – aber die Katze war, der Göttin sei Dank, nirgendwo zu sehen. Die treue Iscalda stand über ihm, und ihre Nüstern flackerten, als sie den Geruch von Blut witterte. Das andere Pferd lag noch dort, wo es gefallen war, seine Beine verheddert mit dem Hanfseil des Maultiers, aber das Maultier selbst war verschwunden. Alles, was von ihm übrig geblieben war, war eine fleckige Blutspur,

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