Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
überzeugt, daß das Kind ein Junge sein würde. Außerdem war mittlerweile so viel Zeit vergangen, daß Xiang die Furcht, die Aurian ihm eingeflößt hatte, vergessen hatte. Nachdem die Magusch die Stadt verlassen hatte, war es zu tagelangen blutigen Kämpfen gekommen, während derer Xiangs Soldaten den Aufstand der Sklaven erstickten, die Aurian befreit hatte. Es hatte eine Weile gedauert, bis alles wieder beim alten war – aber als es schließlich soweit war und keins der schrecklichen Dinge geschah, die Aurian ihm prophezeit hatte, war die Magusch dem König mit der Zeit nicht mehr als Bedrohung erschienen. Als das plötzliche Abflauen der Sandstürme den Wüstenweg nach Norden wieder freigegeben hatte, beschloß Xiang, seine Armee in Marsch zu setzen und Harihn ein für allemal zu töten.
Xiangs Aufbruch war für die Königin und ihren Mitverschwörer eine beträchtliche Erleichterung gewesen. Aman, der Wesir, der während der Abwesenheit des Khisu die Regierungsgeschäfte leitete, wußte, was gut für ihn war, und hielt sich vom Serail fern. In bezug auf seine Frauen stand Xiang in dem wohlverdienten Ruf, extrem eifersüchtig zu sein. Auf diese Weise hatten Sara und Zalid freie Hand – und es war viel einfacher für sie, die Maskerade aufrechtzuerhalten. Der Eunuch hatte Spione unter den Armen in den schlechteren Stadtvierteln, die mehrere Mädchen im Auge behalten sollten, welche ungefähr zur rechten Zeit ein Kind erwarteten. Sobald eine von ihnen einen Sohn gebar … Sara lächelte bei sich. Was für einen herrlichen Streich sie Xiang da spielen würde: Der nächste Herrscher der Khazalim würde in Wahrheit das Balg einer Bettlerin sein. Bei den Göttern, wenn sie das hinbekam, war es die Sache wirklich wert!
Aufgeheitert von diesem Gedanken, wusch sie sich das Gesicht, und bevor sie zurück in das andere Zimmer ging, in dem der Eunuch sie erwartete, hatte sie sich wieder gefaßt. Sie durfte ihm nicht zeigen, welche Angst er ihr eingejagt hatte. Als sie an einem Spiegel vorbeiging, fiel ihr Blick auf den blauen Fleck, der sich bereits auf ihrer Wange bildete, und sie runzelte die Stirn. Eines Tages würde sie ihn dafür bezahlen lassen. Als die geliebte Mutter von Xiangs Erbe würde sie viel mehr Macht haben als jetzt. In der Zwischenzeit … Sara schnitt eine Grimasse. Zalid hatte eindeutig eine Möglichkeit gefunden, sicherzustellen, daß sie diese verfluchten Schleier auch wirklich trug.
In der langsam zunehmenden Kühle des Abends wirkte der Raum jetzt viel angenehmer. Der Eunuch stand auf eben dem Balkon, den er ihr zu benutzen gerade verboten hatte, und blickte hinunter auf die Stadt. Der Zorn erstickte auch die letzten Spuren ihrer Angst. Sie richtete sich zu voller Größe auf und sah den Eunuchen kalt an.
»Hast du keine anderen Pflichten?« fuhr sie ihn an. »Ich möchte gekühlten Wein, ein leichtes Mahl, und mein Sklavenmädchen soll mir ein Bad einlassen …«
Zalid drehte sich mit einer unverschämt flüchtigen Verbeugung, die als solche kaum erkennbar war, zu ihr um. »Dein Wunsch ist mir Befehl, meine Königin. Und möchtest du nicht wissen, warum ich dich aufgesucht habe? Welche Neuigkeiten ich habe – Neuigkeiten von deinem geliebten Khisu?« Er lächelte höhnisch, denn er gab sich keinerlei Illusionen bezüglich Saras echter Einstellung ihrem königlichen Gemahl gegenüber hin. Saras Kehle war plötzlich wie zugeschnürt.
»Gibt es Neuigkeiten? Welche? Warum hast du mir nicht eher davon erzählt?«
»Bitte reg dich nicht auf, Herrin, nicht in deinem augenblicklichen Zustand.« Sein scheinbar so besorgtes Getue reizte sie derartig, daß sie ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte.
»Los, sag es mir!« kreischte sie.
»Wie du wünschst. Ein Kolibri ist heute mit einer Botschaft eingetroffen, wonach Xiang das andere Ende der Wüste erreicht hat. Dort hat er nicht nur Zeichen dafür gefunden, daß Harihn in Dhiammara geweilt hat, sondern auch klare Hinweise darauf, daß der Prinz und seine Gefährten die Durchquerung der Wüste überlebt haben. Daher hat der Khisu beschlossen, seiner Spur weiter nach Norden zu folgen.« Der Eunuch verbeugte sich noch einmal und versuchte gar nicht erst, sein Lächeln zu verbergen. »Leider, leider sieht es also so aus, als müßten wir auf traurige Nachrichten gefaßt sein. Die Abwesenheit unseres geliebten Herrn wird wohl länger dauern, als ursprünglich erwartet.«
Sara setzte sich mit vor Erleichterung weich gewordenen Knien auf die
Weitere Kostenlose Bücher