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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Bettkante. Welche Mißhandlungen sie auch von Zalid erleiden mochte, es sah so aus, als wären die Götter ihrem Plan immer noch wohlgesinnt. ›Seine Gefährten‹, hatte der Eunuch gesagt. Wenn Xiang den entflohenen Prinzen am Ende wieder einfing, würde er sich erst mal mit Aurian beschäftigen. Sie fragte sich, auf was sie, Sara, wohl hoffen sollte: Ob es besser für sie war, wenn Xiang zurückkehrte, um sie dafür zu preisen, daß sie ihm einen Erben geschenkt hatte? Oder ob es besser war, wenn er ums Leben kam und sie die Mutter des neugeborenen Khisu der Khazalim wäre, mit all der Macht, die eine solche Position mit sich brachte. Aber wie es auch ausgehen mochte, sie konnte nur gewinnen. Sara lächelte vor sich hin. Es schien, als würden die nächsten Wochen ausgesprochen interessant werden.
     
    Der Wald brachte Xiang schier um den Verstand. Er war anders als alles, was der Khazalimherrscher je zuvor gesehen hatte. Xiang war an offenes Land gewöhnt und an die endlosen Horizonte seines kargen Reiches, wo man nur das Zirpen der Zikaden hörte und das Säuseln des Wüstenwindes. Hier bedrängten ihn die Bäume auf eine unerträgliche Weise, hüllten ihn mit ihrer Düsternis ein und schnitten ihn von der Wärme der Sonne ab. Zu allen Seiten lauerten unruhige Schatten – eine schnelle Bewegung, die die Pferde erschreckte und den Khisu zusammenfahren und herumwirbeln ließ, die Hand am Schwert, nur um festzustellen, daß der vermeintliche Angreifer bloß ein Zweig war, den der Wind vom Baum gerissen hatte.
    Dieser Wind in den Bäumen war wie das ferne Flüstern der Brandung und schuf damit ein ständiges Hintergrundgeräusch, das jeden Hinweis auf eine möglicherweise drohende Gefahr übertönte. Und das ungewohnte, glucksende Plätschern der zahllosen Bäche war genauso schlimm. Fremde Tiere und Vögel raschelten im Unterholz und stießen von den Baumwipfeln schrille Schreie aus. Das Klappern der Pferdehufe wurde von einer weichen Lehmschicht auf dem Boden gedämpft, die gefährliche Löcher, Wurzeln und heruntergestürzte Äste verdeckte. Wieder und wieder versperrten ihnen Baumstämme oder dorniges, undurchdringliches Gestrüpp den Weg, so daß die Khazalimkrieger gezwungen waren, von ihrem ursprünglichen Weg abzuweichen. Es dauerte nicht lange, da hatten sie alle jegliches Gefühl für die Richtung verloren und zogen blind durch ein dichtes, grünes Labyrinth.
    Der Khisu bereitete sich große Sorgen. Seine Soldaten waren nach der grausam anstrengenden Hetzjagd durch die Wüste erschöpft, und dieser seltsame Ort stürzte auch sie in Angst und Schrecken. Von Zeit zu Zeit war er sicher, ferne Rufe und Schreie aus dem anderen Teil des Waldes zu hören. Dreimal hatte er jetzt Boten ausgeschickt, die den Wald auskundschaften sollten. Keiner von ihnen war zurückgekehrt. Doch Xiang, der sein Unternehmen von Minute zu Minute mehr bereute, drängte grimmig weiter, umgeben von nur noch einer Handvoll Männern. Von den zweihundert Soldaten, mit denen er aufgebrochen war, waren ihm nur noch diese wenigen geblieben. Der Khisu unterdrückte ein Schaudern. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so allein gefühlt, so eingesperrt und gleichzeitig so ungeschützt.
    Als sie nach langer Zeit endlich zu einer großen Lichtung gelangten, entspannte sich Xiang ein wenig. Wie gut es tat, die Sonne wiederzusehen und freies Land um sich herum zu haben! Doch plötzlich sirrte ohne jede Vorwarnung ein Pfeil durch die Bäume und traf den neben ihm reitenden Wachposten mit tödlicher Genauigkeit ins Auge.
    »Runter!« Bevor das Echo seiner Warnung verklungen war, war Xiang von seinem Pferd gesprungen und lag flach auf dem Waldboden. Einen Moment lang herrschte absolutes Chaos: verwirrte, schreiende Männer, Pferde, die mit einem schrillen Wiehern des Entsetzens in alle Richtungen sprengten und über die glücklosen Krieger hinwegtrampelten, die vergeblich versuchten, sich vor den tödlichen Pfeilen aus dem Wald in Sicherheit zu bringen. Die Geräusche des Waldes gingen im Schreien sterbender Männer unter, und Blut färbte den lehmigen Waldboden rot.
    Xiang, der sich, den Mund voller Laub und Schlamm, auf dem Boden zusammenkrümmte, war außer sich vor Angst und Zorn. Ein Pfeil schoß nur wenige Zentimeter neben seinem Gesicht vorbei, und der plötzliche Schock brachte ihn wieder zu Verstand. Hastig öffnete er die Spange am Hals seines üppigen Umhangs, der seinen hohen Rang verriet und ihn von den anderen Männern unterschied, und

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