Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
Vorteil, von dem die Khazalim nicht die geringste Ahnung hatten. Die beiden geflügelten Kuriere schwebten, obwohl sie selbst keinen Anteil an dem Kampf nahmen, über dem Wald, um die Position des Feindes festzustellen und Eliizar Nachrichten über den Verlauf des Kampfes zu bringen. So kam es, daß der Anführer der Siedler den Standort des Königs genau feststellen konnte, der in seinen Gewändern aus königlichem Purpur leicht zu erkennen war. Als die Geflügelten ihm nun abermals Neuigkeiten über den Kampf brachten, fragte Eliizar: »Was ist aus dem Khisu geworden?«
Fink schüttelte den Kopf. »Wir haben ihn nicht gesehen. Wir haben nur seinen Umgang gefunden, der auf der Lichtung lag.«
Eliizar fluchte. Wenn Xiang entwischte, dann würde die Waldsiedlung früher oder später zerstört werden. Der Khisu würde erst Ruhe geben, wenn jeder Mann und jede Frau den Tod gefunden hatte. »Besser, ihr bringt mich sofort hin«, sagte er zu den beiden Himmelsleuten.
Als die geflügelten Kuriere mit Eliizar landeten, war der Kampf auf der Lichtung bereits vorüber. Überall lagen Menschen auf dem Boden, einige lebten noch und stöhnten unter den Schmerzen ihrer Wunden; andere lagen still und mit verrenkten Gliedern da, die sie nie wieder bewegen würden. Eliizars Bogenschützen unter der Führung von Jharav gingen zwischen den Gefallenen hindurch, sammelten Waffen ein und stellten fest, wer noch lebte und wer schon tot war. Der einäugige Schwertmeister runzelte die Stirn. Bei all seinen sorgfältigen Plänen hatte er keinen Augenblick darüber nachgedacht, daß einige von Xiangs Männern den Kampf gewiß überleben würden. Wahrscheinlich war er davon ausgegangen, daß sie den Überlebenden die Chance geben sollten, sich den Siedlern zuzugesellen – aber was war mit denen, die das nicht wollten? Man konnte ihnen auf keinen Fall erlauben, nach Hause zurückzukehren. Eliizar erschauerte. Der Gedanke, seine Landsleute und ehemaligen Mitstreiter in der Armee kaltblütig hinzurichten, war alles andere als erfreulich. Nun, darüber konnte er später noch nachdenken. Im Augenblick hatte er alle Hände voll damit zu tun, Xiang aufzuspüren.
Jharav stand mit dem purpurnen Umhang des Khisu in der Hand am Rande der Lichtung und suchte den Waldboden nach Spuren oder anderen Hinweisen ab, die ihm verraten konnten, wo sich der Feind im Augenblick aufhielt. Sein Stirnrunzeln war genauso finster wie das von Eliizar, denn er war ein ehemaliger Soldat von Prinz Harihn, und Xiang war schon lange, bevor er zu den Siedlern gestoßen war, sein Feind gewesen. Als sich der Schwertmeister näherte, hob der ergraute Krieger den Kopf und ließ vorübergehend von seiner Betrachtung des Waldbodens ab. »Es tut mir verdammt leid«, sagte er seufzend, »daß ich diese Viper habe entkommen lassen. In der Hitze des Gefechts scheint er durchs Unterholz geschlüpft zu sein.«
»Wir werden ihn schon finden«, versicherte Eliizar dem Mann. »Unsere Leuten müssen suchen …«
Die Rückkehr der Himmelsleute ließ ihn innehalten. »Eliizar!« rief Fink, noch bevor er gelandet war. »Wir müssen sofort etwas tun. Eine große Gruppe von Eindringlingen hat unsere Verteidigung im Osten durchbrochen und ist jetzt auf dem Weg zur Siedlung!«
»Beim Schnitter«, fauchte Eliizar. »Die Frauen dort sind völlig ohne Schutz. Alle herhören! Laßt die Gefallenen liegen. Zurück zur Siedlung!«
Binnen weniger Sekunden war die Lichtung menschenleer. Eliizar nahm sich eines der Khazalimpferde und sprang in den Sattel. Das Tier wieherte und versuchte, zur Seite auszubrechen, und Eliizar hatte alle Hände voll zu tun, es wieder zu beruhigen. Dann drehte er sich um und rief: »Sturmvogel, Falke – holt unsere anderen Krieger aus dem Wald und schickt sie ebenfalls zurück in die Siedlung. Seht auch zu, daß sie alle Frauen mitbringen!« Dann gab er seinem verzweifelten Reittier die Zügel frei und flog pfeilschnell zwischen den Bäumen dahin.
Die Siedlung verdiente bisher noch kaum diesen Namen. Sie bestand lediglich aus einer Handvoll Hütten, die sich auf einer großen Lichtung um einen Bach scharten; daneben gab es auch einige stabilere Holzhäuser in den verschiedensten Stadien der Fertigstellung. Bisher war nur ein einziges dieser dauerhaften Gebäude bewohnbar und wurde normalerweise als Versammlungsort und Zuflucht vor schlechtem Wetter benutzt. Heute diente es als Krankenlager.
Die Frauen, die zurückgeblieben waren, kümmerten sich bereits um die ersten
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