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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Lediglich Vannors Geist stand noch – wenn auch schwach – unter seiner eigenen Kontrolle, und sein Verstand konnte nichts tun als ohnmächtig zu fluchen.
    Eliseth schien jedoch durchaus in der Lage zu sein, seine Gedanken zu hören. »So ist es schon viel besser«, murmelte sie mit einem selbstgefälligen kleinen Lächeln. »Die Kraft deiner gefesselten Gefühle wird deutlich erhöht, wenn du keine Möglichkeit hast, sie zu äußern.«
    Der Kaufmann versuchte in seiner Qual und Hilflosigkeit, sich abzulenken, indem er sich vorstellte, und zwar mit kalten, präzisen Einzelheiten – was genau er Eliseth alles antun würde, wenn er nur erst wieder frei wäre –, aber die Magusch lachte lediglich. »Haß wird meinen Zwecken genauso dienen«, sagte sie zu ihm. »Genau wie deine Verzweiflung. Jetzt gibt es kein Entrinnen mehr. Du hast keine andere Wahl, als deine Freunde zu verraten.«
    Aus den Augenwinkeln fing Vannor ein Aufblitzen von Silber auf und hörte das heisere Zischen von Stahl, als einer der Söldner seine Klinge zog. Das Blut des Kaufmanns verwandelte sich in Eis. Ihm seine Hand abschneiden? Nein, das konnten sie nicht! Sie …
    Der Wachposten zog sein Schwert heraus und hielt es mit der Spitze nach oben hoch über den Tisch. Dann umklammerte er den Griff mit beiden Händen und ließ es mit voller Wucht nach unten krachen, so daß sich die scharfen Schneiden der Klinge wie ein silberner Nebel und gefährlich nahe vor dem Gesicht des Kaufmanns hinunterbewegten. Vannors Welt explodierte in einem Aufflimmern weißglühenden Schmerzes. Sein Geist stieß einen lautlosen Schrei aus, als der schwere Stahlknauf des Schwertgriffs einmal, zweimal, dreimal auf den Rücken seiner Hand hämmerte und Fleisch und zarte Knochen zu einer blutigen Masse zerquetschte.
    »Genug.« Wie aus großer Ferne vernahm Vannor Eliseths kalte Stimme, ein leises Summen in seinen Ohren. Er wollte loslassen, wollte seinen Schmerz, sein Entsetzen und seinen Zorn in die dunkle Zuflucht gesegneter Bewußtlosigkeit stürzen, aber der Zauber der Magusch hielt ihn mit eisernen Klauen umklammert und verwehrte ihm einen so einfachen Fluchtweg. Diese verfluchte, bösartige, widerliche Hexe, tobte Vannor innerlich – aber nein; sie hatte ja gesagt, sie könne auch seinen Zorn benutzen. Ich werde das nicht zulassen, dachte er. Ich will verdammt sein, wenn ich ihr gestatte, mich zu benutzen!
    Mit unendlicher Anstrengung löste er seinen Geist von dem Schmerz und der Verstümmelung, um sich auf schöne Dinge zu konzentrieren: auf den Wohlstand und Luxus früherer Tage, als er noch das Oberhaupt der Händlergilde gewesen war; die Wärme und Kameradschaft, die ihn mit Forral und Aurian, mit Parric und Maya verbunden hatte. Er dachte an die Menschen, die er liebte: Zanna … (Nein, nicht Zanna! Gerade noch rechtzeitig fiel Vannor ein, in welche Gefahr er Zanna damit bringen würde.) Statt dessen dachte er an seine wunderschöne erste Frau und an Sara … Aber zu seinem Erstaunen war es die Erinnerung an Dulsina, seine kluge, empfindsame Haushälterin mit ihrem leidenschaftlichen Herz und ihrer scharfen Zunge, die Vannor am meisten Kraft gab, seiner Peinigerin zu widerstehen. Ohne ihren Gefangenen eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte die Wettermagusch sich zu ihrem Kristall um und ließ ihre geistigen Energien in den faustgroßen Edelstein fließen, der vor einem Hintergrund samtschwarzer Nacht im Kerzenlicht flackerte. Dann stählte sie ihren Willen, öffnete sich für Vannors Schmerz und Entsetzen und befeuerte ihre Kräfte mit den heißen Wogen negativer dunkler Energie, die über ihrem leidenden Opfer zusammenschlugen. Es hatte viele Stunden erschöpfenden und sorgfältigen Übens gekostet, um an jenen Punkt zu gelangen, an dem ihre innere Sehkraft sich so weit ausdehnte, daß sie in das Jenseits hineinspähen konnte, aber jetzt … Eliseth schloß die Augen halb, als das spröde Regenbogenglitzern des Kristalls verschwamm und sich in einen dichten, milchigen Nebel hüllte – und im Inneren … »Ahhh.« Die Wettermagusch stieß einen langen Seufzer der Befriedigung aus. »Jetzt habe ich sie!«
    Eliseths erster Eindruck war der eines warmen goldenen Flackerns von Feuerschein, und dann, als die Bilder langsam deutlicher wurden, konnte sie Aurian und Anvar sehen, die dicht nebeneinander saßen. Die beiden Magusch und zwei Sterbliche, ein Mann und eine Frau, unterhielten sich mit jemand anderem, den zu sehen ihr ärgerlicherweise nie so recht

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