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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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des Tisches saß. Emmie hatte ihre Lagerräume durchstöbert, um alle in feine Gewänder zu kleiden, und die Magusch sah in einem weinfarbenen Samtgewand wie eine lebendige Flamme aus. Ihr Haar, das wieder nachgewachsen war, fiel ihr wie ein üppiger, seidiger Wasserfall über die Schultern. Der Dieb konnte kaum den Blick von ihr abwenden, um zwischendurch einen Bissen zu essen. Obwohl er den größten Teil seiner Zeit im Nachtfahrerasyl mit Emmie zubrachte oder sich von seinem neuen Freund Jeskin, dem Schiffsbauer, etwas über Schiffe erzählen ließ, war Aurian immer in seinen Gedanken gewesen. Sie war tapfer, tüchtig und leidenschaftlich und hatte ihm wie niemand sonst das Gefühl gegeben, wichtig zu sein. Außerdem hatte sie ein wenig Magie in ein Leben gebracht, dem es bis dahin eindeutig an Zauber gemangelt hatte. Niemals würde er ihre erste Begegnung unter der Akademie von Nexis vergessen, genausowenig wie die rauhe, aber vorbehaltlose Freundlichkeit, die sie ihm damals und auch später bei ihrer Flucht über die Moore erwiesen hatte.
    Obwohl es ihm damals nicht bewußt gewesen war, hatte Grince der Magusch an jenem ersten Tag schon sein Herz geschenkt, aber erst als er sie kalt, bleich und reglos neben dem Stein liegen sah und glaubte, sie sei tot, war ihm klargeworden, wieviel sie ihm bedeutete. In diesem Augenblick hatte er das Gefühl gehabt, als würde ihm etwas Seltenes und Kostbares genommen, als würde man ihm einen lebenswichtigen Teil seiner Selbst entreißen. In einem Anfall von Leidenschaft, der ihn, als er später daran zurückdachte, zutiefst schockierte, war er zu ihr gelaufen, hatte sie an sich gerissen und angefleht, ihn nicht zu verlassen – und wie durch ein Wunder hatte sie es auch nicht getan. Im Laufe der letzten ein oder zwei Tage hatte er sie jedoch heimlich beobachtet, wenn sie mit den Xandim das Fliegen übte oder sich mit Emmie und Zanna über Schiffe und Vorräte unterhielt. Er wußte, daß sie ihren Aufbruch vorbereitete, und der Gedanke erfüllte ihn mit Angst und Schrecken. Er konnte nicht zulassen, daß sie ohne ihn fortging.
    Es war eine schwierige Entscheidung gewesen. Nur zu gut erinnerte sich der Dieb an die Qualen, die ihm das Reiten bereitet hatte, und an seine Furcht vor dem weiten, wilden Land, wo kein Haus und kein gepflasterter Weg zu sehen war. Er rief sich die endlose Mühsal ins Gedächtnis, die Kälte, die primitiven, spärlichen Mahlzeiten, die absolute Finsternis der Nacht, die furchtbare Anspannung, im Dunkeln wach zu liegen und darauf zu warten, daß sich irgendein böses, unheimliches Geschöpf anschlich. Und am allerschlimmsten war die Ungewißheit, dieses ständige Grauen, allein in der Wildnis zurückzubleiben – denn wenn seinen Gefährten irgend etwas zustoßen sollte, konnte er sein eigenes Leben in Stunden zählen.
    Grince hatte im Lauf der vergangenen zwei Tage so lange über all diese Widrigkeiten nachgedacht, bis ihm schwindelig wurde – und es kümmerte ihn nicht im geringsten. Er hatte Aurian um ein Haar an den stehenden Stein verloren, und die Magusch sollte nicht noch einmal in die Situation kommen, ihn zu verlassen. Diesmal konnte er ihr folgen, wo auch immer sie hinging, und genau das hatte er vor. Das Problem war jedoch, daß er sie davon noch überzeugen mußte.
    Als die Mahlzeit vorüber war, lauerte Grince der Magusch auf. Eigentlich hatte sie Forral in ihr Quartier folgen wollen, aber Grince nahm sie in einem günstigen Moment beiseite. »Lady, dürfte ich dich einen Augenblick sprechen?« fragte er sie.
    »Aber natürlich.« Obwohl Aurian müde aussah, hatte sie wie immer ein Lächeln für ihn. Statt wie geplant in ihr Schlafgemach zu gehen, führte sie ihn in die große Höhle, wo die Schiffe vor Anker lagen. Sie gingen über den Strand und zertraten winzige Teilchen der weißen Muschelpanzer. Die Magusch sah Grince mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Nun?« sagte sie. »Was kann ich für dich tun?«
    Sämtliche Argumente, die Grince sich so sorgfältig zurechtgelegt hatte, waren plötzlich wie weggeblasen. »Ich – ich gehe mit dir«, platzte er hervor. »Wenn du aufbrichst. Ich komme mit.« Er sah sie trotzig an.
    Die Magusch zog die Augenbrauen noch etwas höher. »Das glaube ich nicht«, sagte sie freundlich.
    Dem Dieb wurde flau im Magen. »Lady, du mußt mich mitnehmen. Dieser Chiamh hat erst gestern gesagt, daß du alle Hilfe brauchen wirst, die du kriegen kannst und …«
    »Sieh mal, Grince«, sagte Aurian entschlossen.

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