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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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wichtigstes Ziel, nämlich den Sieg über Eliseth, weiterverfolgen zu können. Auch Wolfs Feindseligkeit hatte sie verletzt, obwohl sie im Grunde verstehen konnte, warum er so wenig Liebe für eine Mutter verspürte, die ihn vor vielen Jahren scheinbar im Stich gelassen hatte. Und dann die Sache mit Vannor – irgend etwas stimmte nicht mit dem Mann, stimmte ganz und gar nicht, obwohl die Magusch, und wenn es um ihr Leben gegangen wäre, nicht hätte sagen können, was das war … Aber je höher Aurian mit dem Windauge emporstieg, um so leichter wurde ihr ums Herz, als hätte sie ihre Sorgen wahrhaft hinter sich gelassen, irgendwo tief unten am Boden.
    Chiamh kreiste über den Felsen und machte sich an den Abstieg, verlor immer mehr an Höhe und strebte dem wartenden D’arvan entgegen. Die Landung war perfekt; so leichtfüßig, daß Aurian den Aufprall kaum spürte. Sie glitt hastig von seinem Rücken, beglückt von dem, was sie gesehen hatte, aber trotzdem froh, wieder festen Boden unter sich zu haben. Als sie zurücktrat, hüllte Chiamh sich in einen flirrenden Schimmer und verwandelte sich wieder in seine Menschengestalt. »Nun?« fragte er sie herausfordernd. »Nein, wenn ich so drüber nachdenke, erzähl’s mir lieber nicht. Du hast mir fast die Rippen zerquetscht, und ich werde wahrscheinlich eine ganze Woche lang blaue Flecken haben.«
    Aurian nahm den Talisman vom Hals und ließ ihn behutsam in die Tasche ihres Gewandes gleiten. »Ich könnte mich wahrscheinlich daran gewöhnen«, gestand sie vorsichtig. Dann tauschte sie einen Blick mit dem Windauge, und sie beide lachten. Aurian hielt ihm die Hände hin. »Es war wunderbar«, sagte sie, »wie du sehr wohl weißt …«
    Sie brach ab und blickte über Chiamhs Schulter hinauf in den Himmel. In weiter Ferne tauchte ein dunkler Punkt auf. Er schien sich ihr mit atemberaubender Geschwindigkeit zu nähern. Die Magusch hielt den Atem an. »Sei nicht dumm«, schalt sie sich, »es ist wahrscheinlich nur eine Möwe …«
    Aber der Anblick hatte die erkalteten Kohlen der Hoffnung in ihrem Herzen von neuem entfacht, und als der Vogel nahe genug war, um zu sehen, daß es sich tatsächlich um einen Bussard handelte, war die zaghafte Flamme bereits zu einem hellen Feuer aufgelodert.
    Chiamh schüttelte sie. »Was ist los, Aurian? Was siehst du?« Er wußte, daß es keinen Sinn hatte, ihrem Blick zu folgen – dafür war er viel zu kurzsichtig.
    »Ich glaube …«, begann die Magusch – und verfiel abrupt in Schweigen. Seit der Bussard von der Nachtfahrersiedlung weggeflogen war, hatte sie sich für ihre Hoffnung gescholten, ein solches Geschöpf könne Anvars Geist beherbergt haben. In ihrer Verlegenheit hatte sie daher Schweigen bewahrt und ihren Verdacht keiner Seele gegenüber erwähnt. Jetzt jedoch schien dieser Verdacht sich zu bestätigen, denn der Bussard hatte hoch oben über ihrem Kopf innegehalten, um seine Kreise zu ziehen.
    »Bei allen Göttern, es ist …«, hauchte Aurian. Dann streckte sie den Arm nach dem Vogel aus. »Anvar?« rief sie leise.
    »Anvar?« rief D’arvan. Er sah sie besorgt an. »Aurian, ich glaube, du kommst jetzt besser mit hinein«, sagte er sanft.
    Er wollte nach ihrer Hand greifen, aber Chiamh hielt ihn davon ab. »D’arvan, sieh doch …« Der Bussard gab seine Position am Himmel auf und ließ sich seitlich zu Aurian hinabgleiten. Er landete auf ihrem Unterarm und legte die Flügel an den Leib, als wolle er dort bleiben. Dann heftete er seinen wilden, bernsteinfarbenen Blick auf das Gesicht der Magusch.
    Die warmen Farben lösten sich vor Chiamhs Augen auf und verwandelten sich in das reflektierende Silber seiner Andersicht. Die von Quecksilber überhauchten Augen weiteten sich. »Beim Lichte der Göttin«, stieß er hervor. Obwohl die körperliche Gestalt des Bussards eine drastische Veränderung darstellte, war das Geistlicht, das sie in einem vielfarbigen, funkensprühenden Strahlenkranz umfing, unverändert und vertraut. Aurian hatte wie immer recht gehabt. Nur die Göttin wußte, wie das geschehen war, aber irgendwie war Anvar in den Körper des Bussards gelangt. »Du wußtest es, nicht wahr?« beschuldigte er die Magusch.
    Ohne den Vogel aus den Augen zu lassen, nickte Aurian. »Ich habe es vermutet – ich hatte gehofft … Ich werde dir später davon erzählen, Chiamh.«
    »Mir hoffentlich auch«, warf D’arvan ein. »Das ist eine Erklärung, die ich mir nicht gern entgehen lassen möchte.«
     
    Aus seiner Position hoch

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