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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Wald und versuchte herauszufinden, welche Pflanzen sich als Heilmittel gegen gewöhnliche Leiden anbauen ließen und welche nahrhaft waren und wohlschmeckende Speisen abgaben. Die Himmelsleute jagten die auf den Gipfeln ansässigen Ziegen und Schafe, um sie dann später zu züchten und große Herden aufzubauen. Auf diese Weise bekamen sie nicht nur Fleisch, sondern auch weiche, dicke Felle und Häute von bester Qualität, die sie bei den Zithranern gegen Gemüse, Früchte und saftige Flußforellen tauschten.
    Beide Kolonien entwickelten Eifer und Wohlstand. Geflügelte wie Ungeflügelte beackerten die Felder, jagten oder hüteten Tiere, suchten Beeren, fischten, hielten sich Bienen oder bauten in den Gebirgsausläufern zwischen den beiden Gemeinschaften Metalle ab. Es gab Färber, Weber und Gerber, Zimmerleute, Töpfer und Schmiede. Und die ganze Zeit über nahmen die beiden Gemeinschaften an Größe, an Behaglichkeit – und an Freundschaft – zu.
    Es war keine geringe Leistung für einen Mann, der sein Leben als bezahlter Mörder begonnen hatte, überlegte Eliizar. Er wußte jedoch, daß er das alles ohne Nereni niemals zuwege gebracht hätte – und wo er gerade an Nereni dachte, wo steckte sie überhaupt? Schuldbewußt blickte er auf und stellte fest, daß die Sonne sich dem Zenit weiter genähert hatte; leise trat er ins Haus. »Nereni? Nereni! Wir müssen gehen – wir sind ohnehin schon zu spät dran. Wo steckst du denn bloß, Frau?« Sie war nicht im Schlafzimmer, aber schließlich fand Eliizar sie doch; sie trug ihr neues, mit Goldfäden durchwirktes Gewand und sah in dieser strahlenden Pracht tatsächlich wie eine Königin aus. Und sie saß am Küchentisch und weinte sich die Augen aus. Eliizar eilte zu ihr und griff nach ihren Händen. »Aber Nereni – was ist denn nur los?«
    Nereni sah ihn an und brach in neuerliches Schluchzen aus. »Ich will nicht weg«, jammerte sie. »Das ist unser Zuhause – ich liebe es. Wir waren so glücklich hier!«
    Eliizar seufzte. »Aber Nereni, unser neues Heim ist soviel größer. Du hast die Pläne und den Bau selbst überwacht – es ist alles so, wie du es haben wolltest. Die Zimmerleute und Weber sind seit Monaten damit beschäftigt, wunderschöne neue Möbel zu fertigen – weil sie dich gern haben. Und dieses Haus braucht jetzt jemand anderes.« Er stand auf und hielt ihr die Hand hin. »Komm, meine Liebe – es ist immer schwer, vertraute Dinge zurückzulassen, aber wir haben es schon einmal geschafft, erinnerst du dich? Als wir mit Aurian Taibeth verließen, um hierherzukommen. Und sieh nur, wie gut sich alles entwickelt hat.«
    Nereni brachte ein wäßriges Lächeln zustande. »Alles, was du sagst, stimmt. Es ist nur so, daß dieses Haus so viele glückliche Erinnerung enthält …«
    »Die Erinnerung kannst du mitnehmen«, entgegnete Eliizar sanft. »Nichts kann daran etwas ändern – und denk nur all an die wunderbaren Erinnerungen, die wir in unserem neuen Haus noch ansammeln werden.«
    Nickend erhob sich Nereni. »Ich weiß«, seufzte sie. »Du hast natürlich recht, Eliizar. Laß mich nur mein Gesicht waschen und …« Ihre Worte gingen in dem Getöse galoppierender Hufe unter.
    Eliizar lachte. »Ich kann mir gut vorstellen, wer das ist.«
    Augenblicklich hatte Nereni ihre Tränen vergessen. »O nein«, rief sie entsetzt. »Das kann doch nicht wahr sein!«
    Der Schwertmeister trat ans Fenster und bückte hinaus. Ein schwarzes Pferd jagte die staubige Straße hinunter, und auf seinem Rücken saß eine kleine, weißgekleidete Gestalt. Die Reiterin brachte das riesige Tier mit einem heftigen Ruck vor der Hütte zum Stehen und glitt aus dem Sattel.
    »Mutter, Vater – wo steckt ihr? Kommt ihr denn überhaupt nicht mehr?«
    »Wir sind hier drin, mein Schatz.« Eliizar wußte, daß sich ein liebevolles Lächeln über sein Gesicht gelegt hatte – und es scherte ihn nicht im mindesten. Dieses Kind war Aurians überraschendes Abschiedsgeschenk an ihn und Nereni gewesen – nicht der Sohn und Erbe, den er sich immer gewünscht hatte, sondern die Tochter, die er verehrte und anbetete.
    »Amahli!« rief Nereni, als das schlanke, dunkelhaarige Mädchen die Küche betrat. »Oh, du verflixtes, verflixtes Mädchen – wie konntest du nur?« Sie lief auf ihre Tochter zu und begann, den Staub aus ihrem weißen, bestickten Kleid zu klopfen, und zwar heftiger, als notwendig gewesen wäre. Die ganze Zeit über schimpfte sie vor sich hin. »Du Dämonenbalg – ich schwöre,

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