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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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ich habe dich nie geboren! Habe ich dir nicht extra eingeschärft, dich heute nicht schmutzig zu machen?«
    Welche Antwort das kleine Mädchen auch immer im Sinn gehabt haben mochte, ihre Worte wurden von den Bemühungen ihrer Mutter erstickt, die mit einem feuchten Tuch die Flecken in Amahlis Gesicht bearbeitete. »Und was tust du? Reitest wie ein Wildfang auf diesem gefährlichen, großen Tier durch die Gegend – wie du jemals einen Ehemann bekommen willst, weiß ich wirklich nicht, es sei denn, du änderst dein Benehmen von Grund auf …«
    »Nereni«, protestierte Eliizar mild, »das Kind ist noch keine zehn Jahre alt. Sie ist noch zu jung, um an Ehemänner zu denken.«
    »Mach dich nicht lächerlich, Eliizar«, brauste Nereni auf. »Das Kind ist deine Erbin – es ist nie zu früh, um über ihre Zukunft nachzudenken.« Sie hatte Amahlis Zopf mit wieselflinken Fingern aufgezogen und riß jetzt einen Kamm durch ihr taillenlanges Haar. Eliizar bemerkte mit liebevollem Stolz, daß das Mädchen zwar finster dreinblickte und auf seinem Stuhl hin und her zappelte, daß es sich aber die energische Behandlung seiner Mutter ohne Klage gefallen ließ.
    »So.« Nereni hatte das Haar neu geflochten. Sie drehte ihre Tochter um und drückte sie fest an sich. »So, jetzt bist du wieder schön. Und denk dran, Amahli«, fügte sie gestreng hinzu, »wenn ich nur noch ein einziges Stäubchen auf deinen Kleidern sehe, bekommt deine Kehrseite die Rute zu spüren! Hast du mich verstanden?«
    »Ja, Mutter«, antwortete das Mädchen pflichtschuldigst – und warf dann einen verstohlenen Blick auf ihren Vater, der ihm mit seinem gesunden Auge zuzwinkerte.
    »Kommt jetzt – wir können die Leute unmöglich länger warten lassen.« Plötzlich legte Nereni ungeheure Geschäftigkeit an den Tag und maskierte mit diesem Eifer ihre Traurigkeit darüber, ihr altes Heim verlassen zu müssen. »Ich weiß nicht«, brummte sie, »wenn ihr beide so weitermacht, werden wir heute überhaupt nicht mehr hinkommen.«
    »Na, wenn das nicht die Höhe … Du warst doch diejenige, die nicht weg wollte«, fuhr Eliizar aus der Haut. »Also hör auf zu reden, Frau, und beweg dich durch diese Tür da!« Dann reichte er jeder seiner geliebten Damen eine Hand und führte sie aus dem Haus zu den Pferden hinüber, die am unteren Ende des Gartens geduldig warteten.
     
    Die in der Verbannung lebende Königin Rabe und ihr Gemahl warteten zusammen mit Sturmvogel, Fink und einer Schar verschiedener anderer Würdenträger auf der großen Terrasse von Eliizars neuem Palast. Nun blickten sie auf die zahllosen Siedler nieder, Geflügelte und Ungeflügelte, die unter ihnen die breiten Wiesen säumten. Aguila stieß seine Frau an. »Lächele, meine Liebste. Die Leute beobachten uns.«
    »Sollen sie uns doch beobachten«, gab die geflügelte Frau schmollend zurück. »Was schert es mich? Ich sehe nicht ein, warum wir herkommen mußten und zusehen, wie Eliizar und Nereni mit den Errungenschaften ihrer Macht und ihres Erfolges angeben, wo wir gerade ein Königreich verloren haben!«
    Ihr Mann warf ihr einen dieser Blicke zu, die sie so maßlos erzürnten – als hätte er ein schlecht erzogenes Kind geheiratet, dessen Benehmen der Korrektur bedurfte. »Nereni ist deine Freundin«, sagte er tadelnd. »Sie war immer wie eine Mutter für dich, Rabe. Wie kannst du ihr ihr Glück verübeln?«
    Rabe drehte sich mit einem Aufblitzen von Zorn zu Aguila um. »Sei doch nicht so ein Esel! Ich würde Nereni niemals etwas mißgönnen. Was ich jedoch unerträglich finde, ist der Verlust meines Throns und die Tatsache, daß meine elenden, undankbaren Untertanen mich einfach verraten haben.«
    »Aber deine Untertanen hier sind loyal.« Aguila sah sich hastig um und hoffte, daß niemand den Wutanfall seiner Frau bemerkt hatte. »Sie haben uns hier aufs herzlichste willkommen geheißen und uns ein Heim gegeben.«
    »Diese Leute sind nicht meine Untertanen – sie sind eine unabhängige Kolonie, die von einem Rat regiert wird«, sagte Rabe verbittert, »und wir sind ganz von ihrer Barmherzigkeit abhängig.« Das Bild vor ihr verschwamm vor ihren Augen, die sich mit Zornestränen gefüllt hatten. »Was mache ich nur falsch, Aguila? Ich bin ein solcher Versager. Ich habe meinen Thron keine zehn Jahre gehalten, und jetzt bin ich wieder einmal eine Verbannte.«
    Aguila nahm ihre Hand und drückte sie fest. »Wir leben in bösen Zeiten, meine Liebste – es sind schicksalsschwere Tage, da sich in der

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