Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara
Gegners mit Überraschung und Respekt. Er fragte sich, ob Miathan in seiner körperlichen Gestalt tatsächlich über solche Fähigkeiten verfügte. Forral drehte sich zu ihm um, versuchte aber ansonsten nicht, sein zerstörtes Bein allzustark zu belasten. Ihre vorangegangenen Kämpfe hatten sie beide verwundet und erschöpft – sollte Miathan doch die Arbeit tun!
Der Erzmagusch machte einen Satz nach vorn, um seinen Gegner auf die Probe zu stellen, aber wegen seiner versengten Hand brachte er nur einen jämmerlichen Vorstoß zustande. Forral parierte mühelos und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, welche Schmerzen sein verletztes Bein ihm bereitete. Miathan bedrängte ihn – und wieder schlugen ihre Schwerter mit einem lauten Klirren aufeinander.
Miathan begann seinen Gegner zu umkreisen, und immer wieder schnellte seine Klinge vor. Ständig suchte er nach einer Möglichkeit, den Schwertkämpfer zu einem falschen Schritt zu verlocken. Forral hielt ihn in Bewegung, reizte ihn stets aufs neue, achtete aber immer darauf, seine eigenen Kräfte zu schonen! Schon bald zeigte Miathan Zeichen der Ermüdung. Plötzlich schoß Forral wie eine Schlange auf ihn zu, blitzschnell und tödlich – und weit beweglicher, als es bisher den Anschein gehabt hatte. Schritt um Schritt begann er, den Erzmagusch zurückzutreiben.
Obwohl Miathan anfangs eine gute Figur gemacht hatte, verließen ihn nun langsam die Kräfte. Er atmete schwer, und seine Bewegungen wurden vor Müdigkeit fahrig. Forral registrierte mit kaltem Interesse, daß die verletzte Rippe es seinem Gegner erschwerte, die Arme über Schulterhöhe zu heben. Als die Spitze von Forrals Schwert sich oberhalb von Miathans Brust im Stoff seiner Robe verfing, hörte man das harsche Geräusch reißenden Stoffs. Verflucht – das war knapp gewesen!
Miathans Gesicht war fahlgrau vor Furcht geworden, und Forral grinste wölfisch. »Ich wette, du fragst dich, woher ich diese magischen Kräfte habe?« sagte er hämisch.
Der Erzmagusch grunzte nur und drosch blindwütig auf das Schwert seines Gegners ein. Forral machte sich Miathans eigenen Schwung zunutze, um den Schlag zu parieren, und zog schließlich seine Klinge mit einem verächtlichen Lachen zurück. »Nun, es ist Anvars Magie, um genau zu sein«, fuhr der Schwertkämpfer fort, während er mit einer mühelosen Drehung seines Handgelenks auch den nächsten Hieb parierte. »Mir gefällt der Gedanke, daß ich dies für uns beide tue.« Seine Klinge schnellte hervor, und abermals wurde das Geräusch berstenden Stoffs laut. Über dem klaffenden Riß an Miathans linkem Ärmel breitete sich ein roter Fleck aus. »Das war für Aurian«, sagte Forral.
»Und das ist für Wolf.« Wieder stieß der Schwertkämpfer zu und riß seine Klinge quer über die Rippen des Erzmaguschs. Miathan schrie vor Schmerz auf, verlor aber nicht den Kopf, sondern rammte sein Schwert in Forrals gesunden Schenkel. Der Schwertkämpfer taumelte zurück, und sein verletztes Bein gab unter ihm nach. Er fiel schwer auf den Rücken und konnte sich gerade noch zur Seite rollen, als Miathans Schwert niederstieß und ihn nur um Haaresbreite verfehlte – aber der Erzmagusch erholte sich mit einer gebrochenen Rippe und einem tiefen Riß quer über der Brust nur langsam. Bevor er sich wieder aufrichten konnte, zog Forral sich mühsam auf ein Knie hoch und bohrte seine Klinge in Miathans Herz.
Als der Erzmagusch zusammenbrach, hielt der Schwertkämpfer den Griff seiner Waffe fest umklammert und benutzte Miathans Gewicht, um seinem Gegner die Klinge noch weiter ins Heisch zu treiben. »Und das war für mich«, sagte er grimmig.
29
Der Hohe Herr von Nexis
Als D’arvan die Phaeriestadt zum ersten Mal sah, glaubte er, noch nie in seinem Leben etwas Schöneres erblickt zu haben. Abgesehen von einer einzigen Nacht in Eilins Tal und den gelegentlichen Pausen, um sich und den Pferden ein wenig Ruhe zu gönnen, war er seit jenem grauenvollen Angriff auf den Unterschlupf der Nachtfahrer ständig unterwegs gewesen. D’arvan konnte gar nicht schnell genug wieder nach Hause kommen. Seit jener furchtbaren Nacht hatte das Gemetzel den Magusch im Wachen wie im Schlafen verfolgt. Nach den Greueln, deren Zeuge er geworden war, nach all den entsetzlichen Dingen, die Menschen Menschen angetan hatten, konnte er seinen Vater und die Phaerie nicht mehr mit derselben Schärfe verurteilen wie früher. Jetzt war jeder Tag, an dem es Pendral gestattet war, zu leben und
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