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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sie sich sorgsam vom Lager der Soldaten am oberen Teich fernhielten. In der Nähe der Sklavenunterkünfte, die um den Teich auf der unteren Ebene herum erbaut worden waren, trafen sie auf die beiden großen Katzen.
     
    Eliizar konnte nicht mehr schlafen. Ganz gleich, wie hart man die Sklaven tagsüber schuften ließ, der Schwertmeister fand keine Ruhe. Auch wenn er einen ganzen Tag lang dabei geholfen hatte, die juwelengeschmückten Gebäude der Stadt oben von Schutt zu befreien und wieder instand zu setzen, kehrte er des Abends schweigend in das Sklavenquartier zurück, nahm sich sein Abendessen und verbrachte die Stunden, in denen er sich hätte ausruhen sollen, indem er ins Leere starrte und an seine Tochter dachte. Mit Nereni sprach er kaum noch. Zuerst war sie voller Mitleid gewesen, dann hatte sie sich Sorgen um ihn gemacht, und schließlich war sie zornig geworden, aber nichts, was sie sagte, spielte für Eliizar noch eine Rolle. Die Gegenwart war so unerträglich für ihn, daß er Heber seine ganze Zeit darauf verwandte, durch die sonnenhellen Nachmittage der Vergangenheit zu streifen.
    »Eliizar? Eliizar!« Jemand, der mit einem zischenden Flüstern seinen Namen rief, riß den Schwertmeister aus seinen Tagträumen. Als dieser endlich aufbückte, sah er jenseits der Gitterstäbe ein vertrautes Gesicht.
    »Schiannath?«
    »Pst! Hör zu, Eliizar – und um der Göttin willen verhalte dich ruhig! Aurian ist hier. Wir werden euch befreien und in diesen unteren Höhlen für Aufruhr sorgen. Hier sind die Schlüssel …« Schiannath reichte ihm den Schlüsselbund, der noch warm von seiner Hand und aus irgendeinem Grund auch ein wenig feucht und klebrig war. »Also«, fuhr er fort, »ich möchte, daß du dich von einem zum anderen schleichst und allen Geflügelten die Fesseln aufschließt, bevor wir irgend etwas anderes unternehmen. Und was du auch tust, sorg dafür, daß die Leute nicht in Aufregung geraten. Wenn wir zu diesem Zeitpunkt die Wachen wecken, sind wir verloren.«
    Eliizar nickte; sein Herz hämmerte vor Erregung. Gerade als er sich zum Gehen wenden wollte, streckte der Xandimkrieger jedoch noch einmal die Hand durch die Gitterstäbe und hielt ihn am Ärmel fest. »Oh – fast hätte ich es vergessen«, flüsterte er. »Wir haben deine Tochter in der Siedlung gefunden. Sie lebt!« Dann verschmolz er wieder mit den Schatten und ließ den sprachlosen Schwertmeister allein. Während ihm nach und nach die Bedeutung von Schiannaths Worten aufging, öffnete sich Eliizars Herz, das so lange Zeit in Trauer verschlossen gewesen war, wie eine Blume. Tränen der Freude und Dankbarkeit trübten die Sicht seines einen gesunden Auges. »Danke«, flüsterte er. »O danke!« In diesem Augenblick hatte er keine Ahnung, mit wem er sprach; aber die Worte kamen ihm dennoch von Herzen.
     
    Rabe saß mit ihrem Sohn auf dem Schoß und ihrer kleinen Tochter im Arm da und wiegte geistesabwesend ihre beiden schlafenden Kinder. Sie erfreute sich an ihrem Anblick und war froh über die Hilfe und Freundschaft Nerenis, die ihr nicht von der Seite wich. Wie durch ein Wunder lebte Aguila immer noch, aber er war tiefer und tiefer in einen Zustand der Apathie und der Erstarrung gesunken, so daß Rabe allmählich die Hoffnung aufgegeben hatte, daß er jemals wieder erwachen würde. Jetzt schien er zwischen zwei Welten zu existieren; nur noch durch einen hauchdünnen Faden mit dem Leben verbunden, war er irgendwie von der halsstarrigen Entschlossenheit beseelt, die Endgültigkeit des Todes noch nicht zu akzeptieren.
    Während sie Wache hielt, mußte Rabe immer häufiger an ihre Jugendtage denken – daran, wie Aguila sie in ihren ersten einsamen Tagen als Königin aufgeheitert hatte, obwohl sie ihn bei ihrer ersten Begegnung wie einen gewöhnlichen, ungehobelten Soldaten behandelt hätte. Das hatte sich erst geändert, als die gute Elster ihr den Kopf zurechtgesetzt und ihr den Rat gegeben hatte, ihn zu heiraten. Rabe rief sich noch einmal den lächerlichen Ausdruck schockierter Ungläubigkeit auf seinem Gesicht ins Gedächtnis, als sie ihn gebeten hatte, sie zu heiraten. Auf ihren tränenbenetzten Zügen breitete sich ein zärtliches Lächeln aus. »O Aguila – werde bloß gesund, du Idiot. Bitte, komm zu mir zurück, bitte …« So sehr war sie in ihre Gebete und Erinnerungen vertieft, daß sie die verstohlene Bewegung und das Summen gedämpfter Erregung um sie herum überhaupt nicht wahrnahm. Das erste, was sie sah, war Eliizar, der

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